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Wenn Arbeit krank macht

5. Mai 2018

Dauerhafte Überforderung macht immer mehr Arbeitnehmer krank. Vor allem bei Belastungs- und Anpassungsstörungen steigen die Krankmeldungen. Und: Mehr Menschen haben zwei Jobs. Für die Linkspartei ist die Therapie klar.

Symbolbild Stress am Arbeitsplatz
Bild: Fotolia/Joerg Lantelme

In Deutschland erkranken Arbeitnehmer immer häufiger wegen Überlastung und Erschöpfung. Das geht aus der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt. Demnach stieg die Zahl der Fehltage von 2012 bis 2016 von knapp 20 Millionen auf mehr als 30 Millionen im Jahr.

Weil es für eine starke emotionale und körperliche Erschöpfung durch chronische Überforderung - oft als Burnout bezeichnet - keine einheitliche Diagnose gibt, ließ die Linke die Fehltage aufgrund von vier Diagnosen ermitteln: schwere Belastungs- und Anpassungsstörung, neurotische Störung, Ermüdung sowie Probleme bei der Lebensbewältigung.

"Das grenzt an Körperverletzung"

Einen besonders starken Anstieg verzeichnet das Ministeriums bei Belastungs- und Anpassungsstörungen. 2012 fehlten Arbeitnehmer deswegen 10,5 Millionen Tage, 2016 waren es 16,9 Millionen. Für 2017 liegen noch keine Zahlen vor.

Die Linken-Sprecherin für Arbeit und Mitbestimmung, Jutta Krellmann, warf Arbeitgebern und Bundesregierung vor, die Beschäftigten wie Verschleißteile zu behandeln. Anstatt deren Gesundheit zu schützen, werde lieber darüber nachgedacht, wie man das Arbeitszeitgesetz lockern könne. "Das grenzt an Körperverletzung", sagte die Linke-Politikerin den Funke-Zeitungen.

Krellmann forderte die Bundesregierung dazu auf, eine Anti-Stress-Verordnung per Gesetz durchzusetzen. Es brauche verbindliche Vorschriften, die Beschäftigten und Unternehmen zeigten, was gegen psychische Belastung am Arbeitsplatz in den Bereichen Arbeitsaufgabe, -zeit oder -organisation getan werden muss. "Wer sich dem verschließt, nimmt die Zunahme psychischer Belastungen billigend in Kauf", sagte Krellmann.

Zahl der Arbeitnehmer mit zwei Jobs steigt

Ebenfalls durch eine Antwort auf Anfrage der Linkspartei an die Bundesagentur für Arbeit wurde bekannt, dass die Zahl der Mehrfachbeschäftigten in Deutschland steigt. Laut der "Passauer Neuen Presse", der die Antwort vorliegt, gab es im vergangenen Jahr 3,26 Millionen Menschen, die mehreren Jobs nachgehen. 2016 hatte die Zahl der Mehrfachbeschäftigten noch 3,13 Millionen betragen, 2004 waren erst 1,86 Millionen Menschen mit mindestens zwei Stellen registriert.

Die Bundestagsfraktion der Linken sieht in der Entwicklung ein Alarmsignal. "Für immer mehr Beschäftigte reicht das Einkommen aus einem Job nicht mehr aus", sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin Sabine Zimmermann der Zeitung. Die Einführung des Mindestlohns habe nicht ausgereicht, um Arbeit wieder existenzsichernd zu machen

rb/rk/cw (afp, rtr)

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