Erstmals erhält die Öffentlichkeit die Möglichkeit, zwei 4600 Jahre alte Pyramiden zu besichtigen. Es handelt sich um zwei der ältesten Mausoleen des Landes. Touristen können nun tief ins Innere vordringen.
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Die alte ägyptische Hauptstadt Memphis ist um zwei Attraktionen reicher: Archäologiebegeisterte können nun zwei 4600 Jahre alte Pyramiden betreten, die einst für den Pharao Snofru und seine Frau Hetepheres gebaut wurden. Aus Sicht von Ägyptologen stellt die "Knickpyramide" einen wichtigen Schritt in der Evolution von älteren Stufenpyramiden hin zur klassischen Bauweise dar, in der die weltberühmten Pyramiden von Gizeh gefertigt sind.
Knick in der Evolution
Die unteren 49 Meter des Kalksteingebäudes laufen in einem Winkel von 54 Grad aufeinander zu, ab dem namensgebenden Knick verjüngt sich die Pyramide nach oben hin stärker. "Die Architekten haben den Winkel geändert, als Risse in der Struktur aufzutreten begannen", sagt Mustafa Waziri, Generalsekretär der ägyptischen obersten Denkmalpflegebehörde. Später ließ sich Snofru in direkter Nähe seine insgesamt dritte, die Rote Pyramide errichten. Sie verjüngt sich vom Fuß bis zur Spitze in einem konstanten Winkel, wie später etwa die Pyramiden von Gizeh. In welcher der altägyptische König begraben wurde, ist umstritten. Snofru begründete die Vierte Dynastie im Alten Reich und war der einzige Pharao, der gleich drei Pyramiden in Auftrag gab. Insgesamt sind die drei Bauwerke deutlich größer als die berühmte, später errichtete Pyramide seines Sohnes Cheops. Das gesamte Pyramidenfeld von Danschur bis Gizeh, wo die Cheops-Pyramide steht, ist seit 1979 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Bei Ausgrabungen in der Nähe der nun geöffneten Pyramiden fanden Archäologen mehrere Sarkophage aus Stein, Lehm und Holz, teilweise mit Mumien darin. Außerdem seien hölzerne Grabmasken und Werkzeuge aus der ägyptischen Spätzeit (ca. 664-332 v.Chr.) entdeckt worden, sagte Altertumsminister Chaled al-Anani. Im Rahmen der Untersuchungen wurde die 18 Meter hohe Pyramide der Hetepheres zum ersten Mal seit ihrer Ausgrabung 1956 geöffnet.
Pyramiden für den Tourismus
Dass die beiden altertümlichen Mausoleen 40 Kilometer südlich von Kairo nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, reiht sich ein in Ägyptens Tourismus-Strategie. In den vergangenen Jahren setzte die Regierung verstärkt auf die Vermarktung der Kulturschätze als Sehenswürdigkeiten. Die politische Instabilität infolge der Revolution 2011, die schwierige Menschenrechtslage und zahlreiche Anschläge haben der wirtschaftlich wichtigen Tourismusbranche des nordafrikanischen Landes geschadet.
ehl/kle (afp, ap, rtr, BBC)
Die Pyramiden: Geheimnisumwitterte Gräber der alten Ägypter
Sie sind Wunder der Architektur und noch längst nicht erschöpfend erforscht: Die alten Ägypter schufen atemberaubende Bauten wie die Cheops-Pyramide. Internationalen Forscherteams gelang es, eines ihrer Rätsel zu lösen.
Bild: picture-alliance/dpa/ScanPyramids Mission/M. Nelson
Eine bisher unentdeckte Grabkammer oder nur ein Hohlraum?
2015 hatten französische Forscher Hinweise auf einen unbekannten Hohlraum in der Cheops-Pyramide gefunden. Doch nachdem in der jüngeren Vergangenheit wiederholt von neuentdeckten Kammern die Rede gewesen war, die sich nie wissenschaftlich bestätigen ließen, wollten sie sich durch Messungen vergewissern. Jetzt ist es amtlich: Es gibt einen Hohlraum - aber ist das auch eine Kammer?
Bild: picture-alliance/dpa/ScanPyramids Mission
Ein Geheimnis vermessen
Im Mai 2016 installierten Wissenschaftler vor der Cheops-Pyramide ein Messgerät, das Myonen-Partikel, ein Nebenprodukt kosmischer Strahlen, registrieren konnte. So entdeckten sie einen mindestens dreißig Meter langen Hohlraum in der größten Pyramide von Gizeh.
Auch in einem Gang der Cheops-Pyramide installierten die Forscher aus Frankreich und Japan Detektoren. Ähnlich wie Röntgenstrahlen beim menschlichen Körper können die Myonen-Partikel Hunderte Meter Stein durchdringen. Ein kleiner Teil prallt dabei ab. Durch die unterschiedlichen Mengen an Myonen, die ins Innere gelangen, können die Forscher Rückschlüsse auf die Dichte der Wände ziehen.
Die Pyramiden von Gizeh liegen auf der Westseite des Nils, am Rand der ägyptischen Wüste, etwa 20 Kilometer vom Stadtzentrum von Kairo entfernt. Sie sind das einzige der sieben antiken Weltwunder, das heute noch erhalten ist, und gleichzeitig das größte jemals von Menschenhand geschaffene. Sie gehören zu den bekanntesten und mit über 4500 Jahren auch ältesten Bauten der Menschheit.
Bild: picture-alliance/dpa/DLR
Wunder des Altertums
1963, als diese Aufnahme der Sphinx vor der Cheops-Pyramide entstand, gehörte sie noch nicht zum UNESCO-Weltkulturerbe. Erst 1979 wurde die Cheops-Pyramide zusammen mit vielen weiteren Pyramiden als Teil des Komplexes "Memphis und seine Totenstadt - die Pyramidenfelder von Gizeh bis Dahschur" in den Kanon des geschützten Weltkulturerbes aufgenommen.
Bild: picture-alliance /ZUMAPRESS.com/Keystone Pictures USA
Einst ein Rätsel der Wüste, jetzt Forschungsobjekt am Stadtrand
Schon 1335 hatte der niedersächsische Mönch Otto von Nyenhausen die Pyramiden von Gizeh besucht und auch das Innere der Cheops-Pyramide zu sehen bekommen. Ende des 18. Jahrhunderts begann ihre Erforschung durch britische und deutsche Archäologen. Die Hoffnung, mit neuen wissenschaftlichen Methoden auch heute noch Tunnel, Felsen- oder gar Grabkammern zu entdeckten, hat jetzt Auftrieb bekommen.