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Politik

"Ägypten verdient mehr Aufmerksamkeit!"

Jens Thurau z. Zt. Kairo
4. Februar 2019

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht trotz anhaltender Probleme Fortschritte in Ägypten und will die deutsch-ägyptische Zusammenarbeit ausbauen. Im DW-Interview plädiert er dafür, Kairo mehr zu beachten.

Ägypten Wirtschaftsminister Peter Altmaier in Kairo | mit Abdel Fattah al-Sisi, Präsident
Wirtschaftsminister Peter Altmaier mit Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-SisiBild: picture-alliance/dpa/O. Zoheiry

DW: Herr Altmaier, Ägypten ist merkwürdigerweise aus unserem Fokus verschwunden. Sie waren jetzt das erste Mal hier. Wie bewerten Sie die Situation politisch und ökonomisch?

Altmaier: Ägypten stand tatsächlich lange Zeit nicht im Fokus. Zum einen, weil das Land Probleme hatte, außerdem durch die weltpolitischen Debatten über Handelskonflikte zwischen China und den USA und über Spannungen in anderen Teilen der Welt. Aber dieses Land verdient mehr Aufmerksamkeit. Es hat 100 Millionen Menschen, jedes Jahr kommen 2,5 Prozent mehr Menschen hinzu, junge Menschen, die eine Zukunft wollen. Ägypten ist ein wichtiger Absatzmarkt für die deutsche Industrie und für die deutsche Wirtschaft. Indem wir unsere Zusammenarbeit stärken, können wir dazu beitragen, dass auch die wirtschaftliche und die politische Entwicklung in Ägypten stabilisiert wird.

Sie haben im Gespräch mit Präsident al-Sisi auch die Lage der Menschenrechte angesprochen. Wie reagiert er darauf?

Präsident al-Sisi hat eine klare Position, die er bereits gegenüber dem französischen Präsidenten Macron und anderen ausländischen Gesprächspartnern wiederholt hat. Dass er nämlich darauf Wert legt, dass Ägypten mit anderen Ländern nicht vergleichbar ist, sondern nur mit Ländern in dieser Region. Wir haben auch darüber offen und ehrlich gesprochen. Für mich ist entscheidend, das wir alles unterstützen, was letzten Endes auch die Entstehung einer Zivilgesellschaft stärkt, zu mehr Menschen mit Bürgerrechten führt. Und mir ist auch wichtig, dass wir im Bereich der Bildungskooperation und im Bereich der Handels- und Industriekooperation vorankommen, weil ich überzeugt bin, dass sich mit zunehmendem wirtschaftlichen Erfolg auch die demokratische Situation und die Situation der Menschenrechte stabilisieren wird.

Wirtschaftsminister Altmaier mit Ägyptens Ministerpräsidenten Madbuli (Mitte) und Handelsminister NassarBild: picture-alliance/dpa/O. Zoheiry

Die deutsche Wirtschaft klagt hier über zu viele bürokratische Hemmnisse. Welches sind die Chancen und welches sind die Schwierigkeiten für ausländische Unternehmen?

Bürokratie gibt es in vielen Ländern der Welt, auch in Ägypten. Das ist ein Problem, ein Hindernis. Deshalb haben wir eine gemeinsame Erklärung unterschrieben, einen so genannten "Schnellen Weg", einen "Fast Track" vereinbart. Wenn deutsche Unternehmen in Ägypten Schwierigkeiten und Probleme haben, dann werden wir auf der Ebene der deutschen Botschaft, auf der Ebene des zuständigen Staatssekretärs die Dinge erörtern. Und das kann dazu führen, dass wir manche Verzögerung vermeiden und viele Dinge zum Erfolg führen.

Peter Altmaier ist Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Das Interview führte Jens Thurau.

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