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Politik

Ausnahmezustand in Ägypten

10. April 2017

Die ägyptische Regierung reagiert mit Härte auf die erneuten Anschläge auf koptische Christen und verhängt einen dreimonatigen Ausnahmezustand. Zudem soll ein neues Gremium die Terrorbekämpfung im Land verbessern.

Ägypten Polizist vor der Koptischen Kirche in Tanta
Bild: Reuters/M. Abd El Ghany

Nach den schweren Bombenanschlägen auf Christen in Ägypten herrscht dort ein dreimonatiger Ausnahmezustand. In der Hauptstadt Kairo gingen Panzer in Stellung. Die genauen der Maßnahmen, die Freiheitsrechte zugunsten der Ermittlungsbehörden einschränken können, sind noch unklar. Deutschland, Israel und Russland mahnten angesichts neuer Terrordrohungen zu besonderer Vorsicht. 

Ägyptens Präsident Abdel Fattah Al-Sisi hatte den Ausnahmezustand kurze Zeit nach den Anschlägen auf koptische Christen angekündigt. Außerdem will der ägyptische Präsident einen neuen "Rat zur Bekämpfung von Terrorismus und Extremismus" ins Leben rufen. Einzelheiten dazu nannte er zunächst nicht.

IS bekennt sich zu Anschlägen

Bei zwei Bombenanschlägen auf Kirchen in Tanta und Alexandria waren am Wochenende etwa 50 Menschen getötet und 120 verletzt worden. In Tanta wurden mindestens 27 Kirchgänger getötet, wie ägyptische Medien unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichteten. In Alexandria riss ein Selbstmordattentäter 18 Zivilisten und vier Polizisten vor der koptisch-orthodoxen Markuskathedrale mit in den Tod. Die Terrorgruppe "Islamischer Staat" reklamierte beide Anschläge für sich und drohte zugleich mit weiteren Anschlägen.

Gewalt gegen Kopten werden international verurteilt

Die Vereinten Nationen verurteilten die verheerenden Anschläge scharf. Es handele sich um abscheuliche und feige Terrorattacken, erklärte der UN-Sicherheitsrat in New York. Anschläge wie in Ägypten seien eine der ernsthaftesten Bedrohungen des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit. Der Rat forderte, die Täter und ihre Hintermänner zur Rechenschaft zu ziehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die Anschläge auf koptische Palmsonntagsgottesdienste. Das Auswärtige Amt hat seine Reise- und Sicherheitshinweise für Ägypten geändert. Touristen werden darin unter anderem dazu aufgefordert, Demonstrationen und
Menschenansammlungen insbesondere vor religiösen Stätten zu meiden.
 

Papst hält an Reiseplänen fest

Die Anschläge ereigneten sich kurz vor dem Ägypten-Besuch von Papst Franziskus, der für den 28. und 29. April geplant ist. Das katholische Kirchenoberhaupt sprach den Kopten und allen Ägyptern sein "tiefes Beileid" aus. Eine Absage der Reise wegen Sicherheitsbedenken sei nicht geplant, hieß es aus dem Vatikan. Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen etwa zehn Prozent der mehr als 90 Millionen Einwohner Ägyptens aus. Die Minderheit sieht sich immer wieder gewaltsamen Angriffen ausgesetzt. Im Dezember vergangenen Jahres hatte sich ein Selbstmordattentäter während einer Sonntagsmesse in der koptischen Kirche St. Peter und Paul in Kairo in die Luft gesprengt. 29 Menschen wurden damals getötet. Im Februar hatte der IS in einem Video zu Gewalt gegen Ägyptens Kopten aufgerufen.

 

bri/stu (dpa, afp, kna, epd)