Müssen die Staatskredite für die Entwicklung des gescheiterten Airbus A380 vollständig zurückgezahlt werden? Airbus sagt "nicht zwingend". Das Bundeswirtschaftsministerium meint: "Unbedingt". Streit ist vorprogrammiert.
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Man werde "alles einfordern, was einem zustehe", heißt es aus dem Ministerium von Peter Altmaier. Im Moment würden die umfangreichen Kreditverträge geprüft, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums dem ARD-Hauptstadtstudio. Danach würden die Forderungen beziffert. Der Staat könne auf die Rückzahlung nicht verzichten. Schließlich handele es sich um Geld der Steuerzahler. Auch habe der Haushaltsausschuss des Bundestages noch ein Wörtchen mitzureden.
Das Wirtschaftsministerium reagiert damit auf Äußerungen des scheidenden Airbus-Chefs Tom Enders, der in einem Interview mit der "Financial Times" andeutete, dass Airbus den Rest der ausstehenden Kredite in Höhe von etwa 600 Millionen Euro nicht zurückzahlen wolle.
Deutschland hat seit 2002 etwa 940 Millionen an Krediten zur Entwicklung und Anschubfinanzierung des A380 an den europäischen Luftfahrtkonzern gewährt. Bislang sind aber nur etwa 300 Millionen Euro zurückgeflossen.
Schlechter Absatz
Airbus hatte Mitte Februar nach gut elf Jahren das Aus für seinen Riesenflieger A380 verkündet. Zuvor hatte der Großkunde Emirates eine Bestellung über 39 Maschinen storniert. Auch der Flugzeugfinanzierer Amedeo nimmt seine georderten 20 Maschinen nicht ab. Die letzte Maschine soll im Jahr 2021 ausgeliefert werden. Airbus zieht damit die Konsequenzen aus der Auftragsflaute.
Damit dürfte Airbus die Entwicklungskosten für den A380 nicht einspielen, berichtete das ARD-Hauptstadtstudio weiter. Enders steht auf dem Standpunkt, dass solche Finanzierung durch Regierungen - neben Deutschland haben auch Frankreich, Großbritannien und Spanien Kredite gewährt - nie ohne Risiko sind: "Es ist Fakt, dass das eine Risikopartnerschaft ist", so Enders. Den Regierungen sei bewusst, "dass ihr Geld bei fehlendem Erfolg des Flugzeugs in Gefahr ist."
cgn/rb (dpa, Financial Times)
A380: Keine Zukunft für den Super-Airbus
Seit 2007 ist die A380 des europäischen Flugzeugbauers Airbus im Einsatz. Doch nun steht fest: In drei Jahren läuft die Produktion aus. Zu gering ist mittlerweile das Interesse der Airlines an dem Riesenflieger.
Bild: Singapore Airlines
Der Riese
Die A380 sieht schon imposant aus und stellt fast jeden Konkurrenten auf dem Flugfeld in den Schatten. Bei einer Länge von 72,7 Metern hat die Maschine eine Spannweite von 79,8 m, ihre Höhe beträgt 24,1 m. Auf ihren beiden Decks befördet beispielsweise die Airline Emirates in der "Drei-Klassen-Version 'Extra-weiträumig'" 489 und in der "Zwei-Klassen-Version 'weiträumig'" bis zu 615 Passagiere.
Bild: Master Films/P. Pigeyre
Das erste Exemplar
Singapore Airlines war die erste Fluggesellschaft, die eine A380 in Dienst stellte. Hier sind die stolzen Besitzer auf dem Flugfeld in Toulouse versammelt, um den großen Tag dokumentieren zu lassen. Am 15. Oktober 2007 galt noch: Die Zukunft der Passagierfliegerei liegt in der Masse. Mittlerweile hat Singapore den Premierenflieger außer Dienst gestellt.
Bild: Airbus
Am Anfang einer Ära?
Bei den Passagieren kommt der Riesenflieger gut an. Die nehmen gern in Kauf, dass das Boarding so vieler Fluggäste manchmal eben etwas länger dauert. Die Infrastruktur der meisten Flughäfen ist mit der A380 allerdings überfordert. Daher fliegt die Maschine am häufigsten zwischen den großen Airports: London, Frankfurt, New York, Singapur.
Bild: Master Films/P. Pigeyre
Die erste Landung
Landung nach 3:54 Stunden Flugzeit: Am 27. April 2005 fand der erste offizielle Flug des Giganten statt. Das Konzept mit vier Triebwerken schien damals alternativlos. Inzwischen ist klar: Auch mit nur zwei Turbinen unter den Flügeln kann man solche Riesen sicher und billiger fliegen. Airbus hatte zweistrahlige Neo-Version angedacht, sich wegen Milliardenkosten aber dagegen entschieden.
Bild: em company/P. Masclet
Explosion von Turbine Nummer Vier
Am 30.September 2017 kam es über Grönland zu einem spektakulären Zwischenfall bei einer A380 der Air France: Auf dem Flug nach Los Angeles brach eine Welle in der äußeren Steuerbord-Turbine, der erste Fan löste sich und stürzte zu Boden. Die Piloten konnten die Maschine aber sicher notlanden. Insgesamt hat die A380 aber einen guten Ruf - sie gilt als sicheres Flugzeug.
Bild: Imago/E-Press Photo.com
Von der kleinen Schwester abgehängt
Das Hauptargument, mit dem Airbus sein Flaggschiff beworben hatte, die große Passagier-Kapazität nämlich, zog aber nicht mehr. Im Gegenteil: Der Kurzstreckenflieger A320 ist der wirkliche Verkaufsschlager des pan-europäischen Flugzeugbauers. Von dem Typ, dessen zweite Auflage "A320neo" aktuell gebaut wird, fliegen bereits 4257 Maschinen, außerdem liegen noch 6526 Bestellungen vor.
Bild: Reuters/Regis Duvignau
Ein besorgniserregender Trend
Natürlich verkaufen sich kleinere Maschinen wegen der größeren Nachfrage besser als Großraumflieger wie die A380 - hier der Rohbau des ersten Exemplars. Trotzdem gaben die sinkenden Absatzzahlen schon länger Grund zur Besorgnis: 2016 wurden 28 Maschinen ausgeliefert, 2017 gerade mal 15, und im vergangenen Jahr waren es nur noch 12. Für 2019 rechnet Airbus mit nur noch acht Auslieferungen.
Bild: Airbus
Eine Herkules-Aufgabe
Nicht nur der Wettbewerb mit dem anderen großen Flugzeugbauer unserer Tage, dem US-Unternehmen Boeing, fordert Airbus. Auch die eigene Konzernstruktur stellt jeden Tag hohe Anforderungen. So werden die Einzelteile der Flugzeuge in Frankreich, Deutschland, Spanien, Großbritannien, China und den USA montiert. Deshalb ist auch ein Fluggigant wie die A380 schon mal auf einer Landstraße unterwegs.
Bild: em company/H. Goussé
Die Hoffnung liegt im Osten
Auf einen Turn-Around bei den Verkaufszahlen hofft Airbus wegen des Wachstums in China. Der China-Chef des Flugzeugbauers, Eric Chen, rechnete im September 2017 vor, dass chinesische Airlines in den nächsten zwanzig Jahren mehr als 1,1 Billionen Dollar für neue Flugzeuge ausgeben würden. Offenbar aber nicht für die A380.
Bild: em company/P. Masclet
Aufbruch in die Zukunft
Nicht nur Airbus machen die großen Maschinen Sorgen: Boeing etwa baut jährlich noch sechs Exemplare seines Jumbo-Jets - als Frachtmaschinen. Der einstige Airbus-Verkaufschef John Leahy war sich zum Abschied 2017 sicher: "Der Passagierverkehr wird sich verdoppeln." Das Problem sah er eher am Boden: "Wir können nicht so viele Flughäfen bauen!" Richten sollen es nun neue Maschinen wie die A350.