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Ein Rauchverbot zum Abgewöhnen?

James Jeffrey / Theresa Krinninger9. September 2015

In einer Bar gemütlich eine Zigarette qualmen - das soll es in Äthiopien bald nicht mehr geben. Die Regierung will ein landesweites Raucherverbot einführen. Barbesitzer in der Hauptstadt fürchten um ihre Kundschaft.

Rauchverbot in Äthiopien
Bild: James Jeffrey

Freitagabend in der Hauptstadt Addis Abeba. Die Nachtschwärmer lassen die Woche in den Clubs und Bars ausklingen. Man sitzt zusammen, quatscht, trinkt ein Bier und für viele gehört die Zigarette ganz selbstverständlich dazu. Damit könnte bald Schluss sein, denn die staatliche Gesundheitsbehörde will bis 2020 ein landesweites Rauchverbot durchsetzen. Außerdem soll der Konsum von Zigaretten erst ab 18 Jahren erlaubt sein.

Bereits 2004 unterzeichnete die Regierung Äthiopiens die Rahmenkonvention der Weltgesundheitsorganisation zur Tabakkontrolle. Sie sieht vor, dass Bürger am Arbeitsplatz, in öffentlichen Verkehrsmitteln, Einrichtungen und Plätzen vor dem Passivrauchen geschützt werden. Doch erst im vergangenen Jahr hat das Parlament in Äthiopien die Richtlinien in nationales Recht umgesetzt. Seitdem hat sich aber noch nicht viel getan. Einzige Ausnahme ist die Stadt Mekelle im Norden Äthiopiens. Anfang des Jahres hat die dortige Stadtverwaltung das Rauchen in der Öffentlichkeit verboten. Wer in Mekelle beispielsweise in einer Bar beim Rauchen erwischt wird, muss 50 US-Dollar blechen - der Betreiber sogar 150 Dollar.

"Rauchen Verboten": Gut für die Gesundheit, aber schlecht fürs Geschäft?Bild: James Jeffrey

Aufklären statt nur verbieten

Die meisten Raucher gibt es allerdings im Osten des Landes. Dort ist die Kau-Droge 'Khat' ein verbreitetes Rauschmittel. Viele Konsumenten kombinieren es mit dem Rauchen von Zigaretten. "Jedes Bundesland kann selbst entscheiden, ob es die Richtlinien umsetzt und oder nicht", sagt Asnakech Alemu. Er arbeitet bei der Gesundheitsbehörde in Addis Abeba. Dort soll das Verbot noch früher kommen. "Wenn wir es innerhalb eines Jahres schaffen, wäre das großartig." Alemus Behörde hat offizielle Zahlen vorgelegt, nach denen in Äthiopien etwa 7,9 Prozent der Städter rauchen. Auf dem Land sind es 5,5 Prozent. "Die Zahlen wirken gering, aber wir können nicht länger zusehen", sagt Alemu. Je mehr die Raucherquote ansteigt, desto schwieriger werde es, das Rauchen zu reglementieren.

Khat und Tabak werden häufig zusammen konsumiertBild: James Jeffrey

In der Region um die Hauptstadt will man die Bevölkerung bei der Umsetzung des Rauchverbots einbinden: Das Gesundheitsamt habe Gesprächsrunden in über 100 Verwaltungsbezirken zum Thema Rauchverbot organisiert. Dabei habe sich die Behörde besonders an Jugendliche und Studentenorganisationen gerichtet, um über Krankheiten, die durch das Rauchen verursacht werden, aufzuklären. Doch es ginge nicht nur darum, vor Gesundheitsschäden zu warnen. "Ärmere Haushalte leiden wirtschaftlich darunter, wenn beispielsweise der Hauptverdiener raucht", erklärt Baharu Zewdie, ein Mitarbeiter der staatlichen Gesundheitsbehörde.

Ladenbesitzer: Rauchen erwünscht

Ein Rauchverbot würde vor allem die Barbesitzer in der Hauptstadt besonders hart treffen. In einer Bar in der belebten 'Bole-Road' in Addis Abeba sitzen die Gäste auf gemütlichen Kissen und qualmen vor sich hin. Die Barmanagerin befürchtet, das Verbot könne ihre Kunden abschrecken und sich schlecht auf das Geschäft auswirken. Ihren Namen und den der Bar will sie nicht nennen. Und dennoch: "Vielleicht hängen wir nächsten Monat Nichtraucherschilder auf", fügt sie noch hinzu - ein Bußgeld wollen die Ladenbesitzer hier nicht riskieren.

Mehr und mehr Verbotsschilder tauchen inzwischen an den Wänden und Fenstern von Hotels, Bars und Cafés in Addis Abeba auf. Doch wann das Rauchverbot verbindlich kommt, weiß niemand. Viele tippen auf Ende September - nach dem äthiopischen Neujahr. Solange können Lokalbesitzer und Manager selbst entscheiden.

Ladenbesitzer wie Amare Reda legen Wert auf das RauchverbotBild: James Jeffrey

So wie im 'Stockholm Elegance'. In dem schicken Nachtklub ein paar Straßen weiter ist seit der Eröffnung 2004 das Rauchen in den Innenräumen verboten. "Im Gegensatz zu den Besuchern von teuren Nachtklubs, wissen die Gäste in billigeren Bars oft nichts über die Schäden, die durch das Passivrauchen verursacht werden", sagt der Inhaber Amare Reda. "Ich habe 20 Jahre in Schweden gelebt und habe gesehen wie es auch funktionieren kann." Rauchen sei nur auf der Terrasse erlaubt und seitdem es draußen auch eine Bar gebe, seien alle glücklich."Meine Gäste und Angestellten sagen mir, sie fänden es angenehm, dass ihre Klamotten und Haare nicht mehr nach Rauch riechen", erzählt der Lokalbesitzer.

Noch bevor industriell gefertigte Zigaretten auf den Markt kamen, wurde in Äthiopien aus Kalebassen, "Gayas", gerauchtBild: James Jeffrey

Der 25-jährigen Mikael sieht das anders: Für ihn gehört Rauchen zu einem gelungenen Abend einfach dazu."Ich weiß nicht was wir tun sollen, wenn das Rauchen überall verboten wird", sagt er während er mit seinen Freunden an einem Biergartentisch sitzt und dabei genüsslich pafft. Das Rauchen in korrekt belüfteten Räumen und im Freien soll auch weiterhin erlaubt bleiben - das hat die Gesundheitsbehörde angekündigt. Viele fragen sich aber, wie ein Rauchverbot in einer Metropole wie Addis Abeba überhaupt kontrolliert werden soll. Und solange können Mikael und seine Freunde erst mal beruhigt weiterqualmen.

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