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Öko-Siedlung als leuchtendes Beispiel

Miriam Klaussner23. Oktober 2008

Bis vor zehn Jahren standen im Vauban, am Stadtrand Freiburgs, die Kasernen der französischen Streitkräfte. Heute sieht man hier bunte Niedrigenergiesparhäuser. Das Vauban hat sich gewandelt genießt nun Weltruf.

Wohngebiet in Freiburg
Ganz Freiburg gibt ein recht grünes Bild ab.Bild: DW/Klaussner

Mit dicken Informationsmappen unter dem Arm stehen sie auf dem Platz vor der alten Kasernen-Kantine: 15 erfahrene Architekten aus der französischen Schweiz und Kanada. Es ist Mittwochmittag, und auf dem Platz herrscht buntes Markttreiben. Doch die Architekten interessiert das weniger, sie blicken gespannt zu einem Mann auf – zu Jürgen Hartwig, er ist einen Kopf größer als der Rest. Hartwig ist von Beruf auch Architekt, doch heute steht der er als "Vauban-Guide" hier auf dem staubigen Platz. Hartwig bahnt sich den Weg durch die Stände des Ökomarktes, biegt in einen kleinen Kiesweg – denn nicht alle Wege hier sind asphaltiert.

Niederenergiesparhaus in VaubanBild: DW/Klaussner

Es ähnelt einer Reihenhaussiedlung – allerdings viel bunter! Denn jedes der Niedrigenergiehäuser sieht anders aus: es gibt blaue, rote, gelbe Holzfassaden, Glasvorbauten, Metall-Konstruktionen. Genau deshalb sind die Architekten hier, um das Vauban sehen können. "Wir haben es im Katalog gesehen", sagt eine Frau. "Es ist bereits sehr gut beschrieben, aber nun wollten wir es in Wirklichkeit sehen."

Antoine Palmer, ein Kanadier um die 30, handelt mit Immobilien. "In Kanada haben die Leute viel Geld", sagt er. "Es gibt viel Öl, aber die Leute wissen, dass das nicht ewig anhalten wird." Also macht sich Antoine in Freiburg schlau, sozusagen als kanadischer Pionier in Sachen energiesparendes Bauen – denn das sei auch in Kanada stark im Kommen.

Energie-Spielregeln

Die Architekten knipsen Fotos, machen sich Notizen. "Es gefällt mir sehr gut, wegen der Farben", sagt eine Frau. "Es ist sehr ansprechbar, sehr sauber und aufgeräumt, was Also, der erste Eindruck ist sehr gut."

Jürgen Hartwig führt interessierte Architekten durch die Siedlung.Bild: DW/Klaussner

Jürgen Hartwig fährt sich durch die kurzen grauen Haare und dreht sich zu der von der Sauberkeit so beeindruckten Dame: Wer hier vor gut 10 Jahren anfing zu bauen, das waren eben nicht die großen Bauträger, sondern solche alternative Vordenker. Das Ergebnis: 2000 Wohnungen für gut 5000 Leute, konstruiert von über 100 Architekten. Doch wer bauen wollte, musste bestimmte Energie-Spielregeln einhalten: Niedriger Energieverbrauch. Hartwig zeigt auf ein Haus mit Holzfassade:

"Hier zieht keiner weg"

"Von außen sieht das Haus erst mal ganz normal aus", sagt Jürgen Hartwig. "Aber es braucht nur ein Zehntel der Heizenergie von einem Normalen Haus. Wenn man einmal den Mehraufwand investiert hat, lebt man die nächsten Jahrzehnte so günstig wie niemand anders."

Dafür kostet ein solches Passivhaus aber auch fünf bis sechs Prozent mehr als ein herkömmliches Haus. Doch die meisten Häuser im Vauban sind keine Passivhäuser – aber sie brauchen ein Drittel weniger Energie als sonst üblich. Und – Strom und Wärme kommen von einem besonders effizienten Blockheizkraftwerk, das zudem noch mit nachwachsenden Rohstoffen – nämlich mit Holzhackschnitzel – betrieben wird. Beeindrucktes Schweigen bei den Architekten.

Ob es hier auch Mietwohnungen gibt, will die Dame in Rot wissen. Aber Jürgen Hartwig muss sie enttäuschen, denn viele Bewohner sind auch gleichzeitig Eigentümer und ziehen nicht wieder weg. Denn die Öko-Siedlung war die Idee der Bewohner, und die mussten die Stadt erst mal von ihrem Konzpot überzeugen. Und noch eine Besonderheit: Die Stille. Obwohl mitten in Freiburg, hört man keinen Autolärm.

Hohe Energiepreise steigern Interesse

Dafür hört man die Kinder überall. Schließlich standen sie bei der Planung im Vordergrund: Spielstraßen, Spielplätze, Kindergarten, Schulen – alles gibt’s im Viertel. Dazu gibt es eine Straßenbahn, Car-Sharing und unendlich viele Fahrräder – denn nur jeder Zehnte hier hat ein Auto. Das steht aber nicht vor dem Haus, sondern in einer großen Garage am Rand der Siedlung.

Die Architekten bombardieren Hartwig mit Fragen - ihr Ziel ist klar, sie sind hier um sich etwas abzuschauen. Die Japaner waren die ersten die kamen, mittlerweile gibt es fast ein zweites Vauban in Japan. Dann kamen die Franzosen, jetzt die Amerikaner und Chinesen. Im Sommer führen Hartwig und seine Kollegen bis zu 200 Entscheidungsträger durch das Viertel. Je mehr die Energiepreise steigen, desto größer wird das Interesse an den Touren, erzählt Hartwig. Deshalb beschloss er auch hauptberuflicher Tour-Guide zu werden. "Das Tolle ist", sagt er, "diese fünf Stunden Besichtigung verändern vielleicht einen ganzen Stadtteil wo anders."

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