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Fleischverzehr gefährdet die Welt

9. Januar 2014

Wegen des großen Appetits auf Fleisch vor allem in Asien wird die industrielle Massentierhaltung künftig dramatisch ansteigen. Naturschützer warnen im neuen Fleischatlas vor verheerenden Folgen für die Umwelt.

Ein Metzger schiebt Schweinehälften (Foto:dpa)
Bild: picture alliance / Fotoagentur Kunz

Welt-Fleischkonsum wird zum Problem

01:32

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Bis zur Mitte des Jahrhunderts müssten Bauern und Agrarbetriebe weltweit ihre Produktion von derzeit 300 Millionen auf 470 Millionen Tonnen erhöhen, heißt es im neuen Fleischatlas der Umweltorganisation BUND und der Heinrich-Böll-Stiftung, die der Partei die Grünen nahesteht.

In Europa und den USA stagniert die Lust auf Fleisch. In Deutschland nimmt er nach Dioxin in Lebensmitteln, Pferd in der Lasagne und dem Gammelfleischskandal sogar ab, wie die Verfasser, darunter auch die Zeitung "Le Monde Diplomatique", in ihrem Bericht schreiben.

Inder und Chinesen lassen sich ihr Schnitzel schmecken

Dagegen landen bei immer mehr Indern und Chinesen Schweineschnitzel und Hähnchenbrust auf dem Teller. Eine wachsende Mittelschicht vor allem in diesen Ländern sorgt für eine steigende Nachfrage nach Fleischprodukten weltweit. Bis 2022 werden rund 80 Prozent des Wachstums im Fleischsektor auf die "zumeist asiatischen Boomländer" entfallen, prognostiziert der Fleischatlas. Auch in Brasilien und Südafrika, die zusammen mit Russland, Indien und China die sogenannten BRICS-Staaten bilden, steige die Nachfrage stetig, heißt es.

Die Folge sei eine Fleischproduktion unter hochindustrialisierten Bedingungen wie im Westen sowie unerwünschte Nebeneffekte wie Missbrauch von Antibiotika und Einsatz von Hormonen. Die Autoren warnen in diesem Zusammenhang außerdem vor einem enorm wachsenden Verbrauch von Ackerland für die Futterproduktion.

So sieht die Fleischeslust der Deutschen grafisch ausBild: CC-BY-SA Heinrich-Böll-Stiftung, BUND, Le Monde

Um den erwarteten Konsum zu stillen, müsse sich allein die Produktion von Sojabohnen von derzeit 260 auf weltweit 515 Millionen Tonnen fast verdoppeln, heißt es. Es sei derzeit "nicht abzusehen", wie all die Tiere in den entstehenden Massentierhaltungsbetrieben ernährt werden sollen, kritisiert der Bericht.

Steigende Preise zu befürchten

Die BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning wies bei der Vorlage des Berichts auf die Gefahren für die Umwelt hin. Zur Zeit würden "70 Prozent aller Agrarflächen der Erde" für die Tierfütterung beansprucht. Das habe fatale Folgen für Regenwälder, Böden und Gewässer, etwa durch die Belastung mit Pestiziden. Außerdem würden die Preise für Grundnahrungsmittel wegen knapper werdender Agrarflächen steigen.

Schon heute wandere allein für die europäische Fleischproduktion Soja von umgerechnet 16 Millionen Hektar Land in die Futtertröge. "Das Futter für die zusätzliche Produktion von mehr als 150 Millionen Tonnen Fleisch pro Jahr wird Land- und Nahrungsmittelpreise explodieren lassen. Die Zeche zahlen die Armen, die von ihrem Land verdrängt werden und sich wegen der hohen Preise weniger Nahrung leisten können", vermutet Unmüßig.

Trendwende nötig?

Sie forderte eine Trendwende besonders auch in Deutschland. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt hierzulande trotz eines leichten Rückgangs um rund 2,5 Kilo derzeit bei 60 Kilogramm pro Jahr, in China bei 38 Kilogramm und in Afrika durchschnittlich bei 20 Kilogramm. Zurzeit werden hierzulande jährlich 735 Millionen Tieren geschlachtet, womit die Bundesrepublik einen europaweiten Spitzenplatz einnimmt. Bei der Schweineschlachtung steht Deutschland mit über 58 Millionen Tieren europaweit auf Platz eins, beim Rindfleisch mit 3,2 Millionen Tieren auf Platz zwei hinter Frankreich.

Vertreter der Grünen-Fraktion im Bundestag forderten eine stärkere Förderung der regionalen nachhaltigen Landwirtschaft. Die Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie wies darauf hin, die Industrie liefere sichere und hochwertige Lebensmittel für Veganer genauso wie für die, die gerne Schnitzel essen. Der Deutsche Bauernverband hob hervor, dass der Fleischverzehr in Deutschland seit Jahrzehnten rückläufig sei.

uh/SC (afp,dpa,epd)

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