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Ökonomen zu Tsipras-Wahlsieg

21. September 2015

Nach dem Wahlsieg von Alexis Tsipras erwarten Experten kein Wiederaufflammen der Debatte um einen Austritt Griechenlands aus dem Euro. Um die Umsetzung der Reformen wird aber wohl weiter gerungen werden.

Griechenland Athen Wahlen Wahllokal Alexis Tsipras
Bild: Getty Images/AFP/L. Gouliamaki

"Die Griechen haben zwar gewählt, aber anders als im Januar hatten sie diesmal nicht wirklich eine Wahl zwischen echten Alternativen", meint der Europa-Chefvolkswirt der Nordea Bank, Holger Sandte. Egal wer regiert, der Handlungsspielraum sei gering. "Für die Finanzmärkte außerhalb Griechenlands ist das Ganze damit eher langweilig - und viele Griechen scheinen das ähnlich zu sehen, wie die geringe Wahlbeteiligung zeigt." Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sagte am Montag: "Ein Grexit bleibt vom Tisch".

Brüssel zufrieden mit Wahlausgang

In Brüssel dürfte man angesichts des Wahlausgangs aufgeatmet haben, vermutet der Chefökonom der VP Bank, Thomas Gitzel, auch wenn auf EU-Seite Tsipras noch vor einigen Monaten ein Schreckgespenst gewesen sei. "Die EU setzt mittlerweile lieber Reformen mit Tsipras um als gegen Tsipras." Die Hoffnung der Geldgeber sei groß, dass es auch in Griechenland so etwas für Kontinuität gebe.

Alexis Tsipras hat lange mit den Vertretern der Euro-Zone um die Auflagen für ein drittes Hilfsprogramm gerungen und sich von der Wahl Rückenwind erhofft. Der als Spargegner angetretene Politiker hatte erst unter dem Druck einer Staatspleite Reformzusagen gemacht, um Hilfen von 86 Milliarden Euro zu erhalten. Danach war er zurückgetreten - auch, um Gegner in den eigenen Reihen loszuwerden. Nun zeichnet sich in Griechenland nach einem überraschend klaren Wahlsieg von Tsipras eine zügige Regierungsbildung ab. Die bisherige Koalition der linken Syriza und der rechten "Unabhängigen Griechen" solle fortgeführt werden, erklärten beide Parteien noch am Wahlabend.

Griechenland-Krise in der Dauerschleife?

"Das mit den Geldgebern vereinbarte Reformprogramm müsse nun umgesetzt werden, sagte Sandte: "Zu den kniffligsten Fragen gehören die Rekapitalisierung der Banken und eine Schuldenerleichterung, zu der es aber nur kommen wird, wenn Griechenland bei den Reformen vorankommt."

Die neue griechische Regierung wird die Reformversprechen auf dem Papier erfüllen, aber wie in den Vorjahren in der Praxis häufig nicht umsetzen", erwartet Krämer. Konflikte mit den Geldgebern seien damit programmiert. Theoretisch bestehe die Möglichkeit, dass die Griechenland-Krise wieder hochkoche. Die Langmut der Geldgeber scheine aber kaum Grenzen zu kennen. "Das wissen die Finanzmärkte und dürften sich durch die anstehenden Scharmützel Griechenlands mit der Staatengemeinschaft nicht beeindrucken lassen", meint der Commerzbank-Chefvolkswirt.

iw/mak (rtr)

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