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Öl so billig wie vor sechseinhalb Jahren

20. August 2015

Der Ölpreis ist weiter auf Talfahrt und wird sich wohl so bald nicht erholen. Die Gründe findet man unter anderem in den USA und China. Das Angebot ist übergroß, die Nachfrage lässt aber nach.

Symbolbild - Erdöl
Bild: Getty Images/J. Raedle

Am Handelsplatz New York ist der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate auf den tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren gefallen. Er lag zum Handelsschluss bei 40,80 Dollar, nachdem der Preis sogar schon bei 40,46 Dollar notiert hatte. Die Nordseesorte Brent schloss in London bei 47,16 Dollar pro Barrel und damit um 1,65 Dollar niedriger als am Vortag.

Vor knapp einem Jahr war der Preis für Nordsee-Öl der Sorte Brent zum ersten Mal unter 100 Dollar für ein Barrel gerutscht. Seitdem ist Öl immer billiger geworden. Aber nicht nur Öl, auch die Preise anderer Industrierohstoffe wie Kupfer oder Eisenerz rutschten nach unten. Für Unruhe sorgt vor allem, dass die chinesische Wirtschaft schwächelt. China ist einer der größten Verbraucher von Industrierohstoffen wie Öl oder Kupfer.

Überangebot und sinkendes Wachstum in China

Zum erneuten Preisrückgang trugen die überraschend hohen Reserven der USA bei, die nach Angaben des US-Energieministeriums in der vergangenen Woche gestiegen waren. Experten rechnen mit einem anhaltend schwachen Ölpreis - vermutlich sogar unter der 40-Dollar-Grenze - vor allem wegen der nachlassende Nachfrage aus China und den Sorgen über künftiges Wachstum im Reich der Mitte. Auch das hohe Angebot aus Erdöl exportierenden Ländern sowie das Atomabkommen des ölreichen Iran mit dem Westen drücken den Preis. Für eine schwächere Nachfrage sorgt außerdem ein starker Dollar, der Öl in anderen Währungsräumen verteuert.

Opec glaubt an steigende Nachfrage

Nach Einschätzung der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) wird sich in den nächsten Monaten und im kommenden Jahr die Schere zwischen Angebot und Nachfrage beim Öl aber etwas schließen. Das "Ungleichgewicht" von Angebot und Nachfrage werde somit "nach und nach" verringert, erklärte die Opec in Wien.

Die zwölf Opec-Mitglieder produzieren ein Drittel des weltweit verbrauchten Erdöls. In früheren Jahren reagierte die Organisation oft mit einer Drosselung der Fördermenge auf sinkende Preise. Ende vergangenen Jahres vollzog sie jedoch eine Abkehr von dieser Praxis und entschied trotz eines heftigen Preisverfalls, die tägliche Fördermenge weiter bei 30 Millionen Barrel pro Tag zu belassen. Ende Juli bekräftigte Opec-Generalsekretär Abdullah al-Badri bei einem Besuch in Moskau, dass die Organisation die Fördermenge weiterhin nicht senken wolle.

Opec-Zentrale in Wien: Die Preise fallen, aber die Fördermengen der Opec-Mitglieger nichtBild: picture-alliance/dpa

Ölpreis im Zeitverlauf

Früher waren beim Ölpreis Werte von unter 50 Dollar pro Barrel die Regel. Erst Ende 2004 kletterte der Preis erstmals über 100 Dollar. Bis zum Juli 2008 - die weltweite Finanzkrise brodelte bereits - stieg der Preis sogar auf ein Allzeithoch von 147,50 Dollar. Vor allem die enorme Nachfrage aus China trieb den Preis. Die Volksrepublik ist in der vergangenen Dekade zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA aufgestiegen - mit einem riesigen Hunger nach Rohstoffen. Zugleich schienen die Öl-Vorräte begrenzt zu sein. Entsprechend überstieg die Nachfrage das Angebot. Erst im Sog der Finanzkrise folgte der Absturz der Ölnachfrage.

iw/ul (afp, dpa, rtrs)

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