1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ölpreis steigt nach Attacke auf Pipeline

10. Mai 2021

Hacker haben eine wichtige Ölleitung der USA lahmgelegt, jetzt zieht der Ölpreis an. Noch ist der Anstieg moderat, aber ein langer Stillstand könnte teuer werden. Die US-Regierung ruft regionalen Notstand aus.

USA Georgia Colonial Pipeline
Bild: Zuma/imago images

Erdöl der Nordsee-Sorte Brent ist am Montagmorgen 1,3 Prozent teurer als am Freitag, sogenannte Terminkontrakte auf Benzin sind in den USA bereits so teuer wie zuletzt vor drei Jahren. Nach einem Cyberangriff war der Betrieb einer der größten Benzin-Pipelines in den USA vorübergehend eingestellt worden. Es sei Erpressungs-Software im Spiel gewesen, teilte der Betreiber Colonial Pipeline in der Nacht zum Sonntag mit. Wann der bereits seit Freitag ruhende Betrieb wieder aufgenommen wird, blieb offen. Das Unternehmen arbeite daran, zum Normalbetrieb zurückzukehren, hieß es.

Colonial mit Sitz im Bundesstaat Georgia ist der größte Pipeline-Betreiber in den USA. Die Colonial-Pipeline ist gemessen am transportierten Volumen die größte US-Pipeline. Jeden Tag fließen mehr als 2,5 Millionen Barrel Öl (ein Barrel sind 159 Liter) durch die Rohrleitungen. Die Pipeline führt über gut 8.800 Kilometer von Houston im Bundesstaat Texas bis nach New York an der US-Ostküste und versorgt etwa 50 Millionen Verbraucher.

Auch das US-Militär gehört zu den Kunden von Colonial, zu den Abnehmern zählen zudem mehrere Flughäfen wie der weltgrößte Airport in Atlanta. Ein längerer Stillstand könnte zudem die Preise an den Zapfsäulen vor der sommerlichen Hauptfahrzeit in den USA in die Höhe schnellen lassen.

Erpressung durch  Ransomware

Bei der Cyberattacke setzten die Angreifer nach Unternehmensangaben eine sogenannte Ransomware ein. Mit einem solchen Schadprogramm versuchen Hacker, Computersysteme zu sperren oder zu verschlüsseln und von den Nutzern Geld für die Freigabe der Daten zu erpressen. "Im Moment liegt unser Hauptaugenmerk auf der sicheren und effizienten Wiederherstellung unseres Dienstes", hieß es von Seiten des Unternehmens. Eine Cybersecurity-Firma sei mit der Untersuchung des Falls beauftragt worden, außerdem habe man die zuständigen Strafverfolgungsbehörden kontaktiert.

8.800 Kilometer Pipeline für 50 Millionen VerbraucherBild: U.S. Department of Energy

Attacken mit Erpressungs-Trojanern hatten in den vergangenen Jahren mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Allein 2017 legte im Mai der Erpressungstrojaner "WannaCry" neben den Computern vieler Privatleute unter anderem Computer in britischen Krankenhäusern sowie Fahrplan-Anzeigen der Deutschen Bahn lahm. Wenige Woche später traf die Lösegeld-Software "NotPetya" unter anderem die Reederei Maersk und den Nivea-Hersteller Beiersdorf.

"Potenziell gefährliche" Änderung

Hackerangriffe auf Infrastruktur wie Pipelines oder Kraftwerke gelten seit Jahren als Horrorszenario. Bisher wurden allerdings kaum Fälle von erfolgreicher Cyber-Sabotage bekannt. Der bekannteste Zwischenfall war ein großflächiger Stromausfall in der Ukraine im Dezember 2015, der als Werk russischer Hacker gilt.

Allerdings war es erst im Februar ein Versuch bekanntgeworden, Trinkwasser in einer Aufbereitungsanlage im US-Bundesstaat Florida per Hacker-Angriff chemisch zu manipulieren. Dabei wurde der Anteil von Natriumhydroxid mehr als verhundertfacht. Mitarbeiter der Anlage hatten die "potenziell gefährliche" Änderung aber sofort bemerkt und rückgängig gemacht, wie die Behörden damals mitteilten.

In den vergangenen Monaten waren Hacker über eine Sicherheitslücke in Microsofts E-Mail-Software Exchange Server in die Systeme diverser Unternehmen eingedrungen. Und zuvor wurden Ausspähattacken über das Wartungsprogramm der Firma Solarwinds bekannt, die unter anderem US-Regierungsbehörden trafen.

ar/bea (dpa, afp, rtr)

 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen