Zehn Tote nach Schüssen an einer Schule in Graz
Veröffentlicht 10. Juni 2025Zuletzt aktualisiert 10. Juni 2025
In Österreich sind bei Schüssen in einer Schule zehn Menschen getötet worden. Das bestätigte die Polizei bei einer Pressekonferenz in Graz zu den Ereignissen. Weitere zwölf Menschen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer.
Unter den Toten ist laut Polizei auch der mutmaßliche Schütze. Nach Angaben der Behörden hat der 21-Jährige neun Menschen getötet und danach Suizid begangen. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus, doch die Ermittlungen zur Tat laufen noch auf Hochtouren.
Zwei Waffen verwendet
Bei der Tat sind laut Polizei eine Lang- und eine Kurzwaffe verwendet worden. Die Waffen habe der Angreifer legal besessen. Er habe eine Waffenbesitzkarte gehabt, so der Landespolizeidirektor der Steiermark, Gerald Ortner. In Österreich ist der Besitz von Waffen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr grundsätzlich erlaubt.
Der mutmaßliche Täter sei ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums gewesen, der aber keinen Abschluss gemacht habe, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Alles Weitere zu seinem möglichen Motiv sei Spekulation.
Inzwischen ist die Lage an der Schule in Graz, der Hauptstadt des Bundeslandes Steiermark, nach Polizei-Angaben gesichert. Das Gebäude wurde demnach komplett evakuiert. Eltern und unverletzte Schüler wurden nach Angaben der Stadt in umliegenden Hallen untergebracht und von Kriseninterventionsteams betreut.
Bei der Schule handelt es sich um ein sogenanntes Bundes-Oberstufenrealgymnasium. An solchen Bildungseinrichtungen sind Schülerinnen und Schüler in der Regel 14 Jahre und älter. Die Schule zeigt auf ihrer Webseite 17 Schulklassen und ein Foto von rund 40 Lehrkräften.
Großeinsatz mit vielen Spezialeinheiten
An dem Gymnasium waren am Vormittag gegen 10.00 Uhr MESZ Schüsse gefallen, wie die Polizei bestätigte. Spezialeinheiten seien sofort alarmiert worden. Wie ein Sprecher des örtlichen Roten Kreuzes der Nachrichtenagentur dpa sagte, sind mehr als 160 Retter im Einsatz gewesen. Sie seien mit 65 Fahrzeugen angerückt.
Die Bevölkerung wurde angehalten, den Bereich rund um die Bildungseinrichtung zu meiden und den Anweisungen der Sicherheitskräfte vor Ort Folge zu leisten.
Dreitägige Staatstrauer
Der österreichische Bundeskanzler Christian Stocker sprach bei der Pressekonferenz in Graz von einer nationalen Tragödie. Er denke an die Opfer und Hinterbliebenen. Auf mögliche politische Konsequenzen ging der Bundeskanzler nicht ein: "Heute geht es vor allem um Mitgefühl."
Den Opfern soll mit einer dreitägigen landesweiten Staatstrauer gedacht werden, wie Stocker weiter bekanntgab. Die Flaggen an Präsidentschaftskanzlei und Bundeskanzleramt in Wien sowie an anderen offiziellen Gebäuden würden auf halbmast gesetzt.
Steinmeier und Merz bestürzt
Die deutsche Bundesregierung zeigte sich entsetzt und betroffen angesichts des blutigen Angriffs im Nachbarland. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach dem österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen im Namen aller Deutschen seine "aufrichtige Anteilnahme" aus und wünschte den Verletzten "eine rasche und vollständige Genesung". Ähnlich äußerte sich Kanzler Friedrich Merz (CDU) in einem Kondolenztelegramm an den österreichischen Bundeskanzler Stocker.
Graz ist die zweitgrößte Stadt Österreichs. Sie liegt im Südosten des Landes und hat rund 300.000 Einwohner.
Derartige Gewalttaten sind in Österreich äußerst selten. Laut dem Global Peace Index gehört Österreich zu den zehn sichersten Ländern der Welt.
ch/pg/se (dpa, afp, rtr, orf)
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