Österreich: Erste Anklage gegen Investor René Benko
15. Juli 2025
Das Verfahren um das gescheiterte Signa-Imperium ist hochkomplex. Die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien wirft dem einstigen Immobilien-Unternehmer René Benko vor, "unter dem Eindruck zunehmender Zahlungsschwierigkeiten und einer absehbaren Konkurseröffnung" Angehörigen noch 300.000 Euro geschenkt zu haben. Außerdem geht es laut WKStA um Miet- und Betriebskostenvorauszahlungen in Höhe von rund 360.000 Euro "für die Anmietung eines Hauses, die wirtschaftlich und sachlich unvertretbar war".
Die Justizbehörde brachte deshalb eine erste Anklage wegen "betrügerischer Krida" beim Landgericht Innsbruck, der Hauptstadt des Bundeslandes Tirol, ein. Als Krida werden in Österreich Konkursvergehen bezeichnet. Benko drohen damit ein bis zehn Jahre Haft.
Die Anklage sei Teil des Verfahrenskomplexes rund um die gescheiterte Signa-Gruppe, erläuterte die WKStA. Dort werde gegen rund ein Dutzend Beschuldigte und gegen zwei Verbände ermittelt. Der bisher ermittelte Gesamtschaden belaufe sich auf 300 Millionen Euro.
Die Behörde verdächtigt Benko außerdem der Untreue und des schweren Betrugs. Er soll nach Erkenntnissen der Ermittler Investoren betrogen und Vermögenswerte vor Behörden, Gläubigern und Insolvenzverwaltern verborgen haben.
Benko, der mit 17 Jahren die Schule abgebrochen hatte, häufte mit dem Kauf von Immobilien ein gewaltiges Vermögen an. Neben der Warenhauskette Galeria gehörten auch das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin und das berühmte Chrysler Building in New York zu seiner Signa-Holding.
Dem rasanten Aufstieg folgte jedoch ein steiler Abstieg. Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und unternehmensinterne Probleme brachten den Handels- und Immobilienkonzern in Schieflage. Im März 2024 stellte Benko einen Antrag auf Privatinsolvenz.
Ermittlungen auch in Deutschland
Die WKStA ermittelt auch in Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften Berlin und München. Es geht unter anderem um den Verdacht auf Investmentbetrug bei einem Immobilienprojekt am Bahnhofsvorplatz in München, der Landeshauptstadt Bayerns. Ein Großteil des Geldes der Anleger soll "zweckwidrig verwendet" worden sein.
Benko bestreitet sämtliche Anschuldigungen. Mit dem Zusammenbruch seines weit verzweigten Signa-Konzerns verantwortete er die größte Unternehmenspleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. In der Folge meldeten zahlreiche Gläubiger, auch aus Deutschland, Forderungen in Milliardenhöhe an.
se/jj (dpa, afp, rtr)
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