Nach Graz-Gewalttat: Österreich will Waffenrecht verschärfen
14. Juni 2025
Nach der blutigen Gewalttat in einem Oberstufengymnasium in Graz will Österreichs Regierung die Waffengesetze des Landes verschärfen. Es seien strengere Regeln für den Besitz und Kauf von Waffen geplant, teilte Bundeskanzler Christian Stocker in einem Interview des Österreichischen Rundfunks (ORF) mit.
Denkbar seien verschiedene Maßnahmen wie etwa das Heraufsetzen des Mindestalters für Waffenkäufer, sagte Stocker. Auch gelte es, bei psychologischen Tests nachzubessern, die für den Erwerb einer Waffenbesitzkarte nötig sind.
Das Kabinett werde kommende Woche Beschlüsse fassen, bestätigte das Kanzleramt in Wien. Vorschläge umfassen demnach auch eine Stärkung psychologischer Expertise an Schulen, mehr Polizeipräsenz und einen engeren Datenaustausch zwischen Behörden. Zudem seien Einschränkungen beim Waffenzugang für bestimmte Personengruppen im Gespräch sowie eine strengere Beobachtung gefährdeter Jugendlicher.
"Eine sehr introvertierte Person"
Am vergangenen Dienstag hatte ein 21-Jähriger an seiner ehemaligen Schule neun Jugendliche und eine Lehrerin erschossen. Danach beging er Suizid.
Der Österreicher nutzte eine Pistole und eine abgesägte Schrotflinte. Beide Waffen besaß er legal. Für den Erwerb einer Schrotflinte gibt es in Österreich fast keine Hürde, für die Pistole war eine Waffenbesitzkarte nötig, die er nach einem psychologischen Test auch bekommen hatte. Später stellte sich heraus, dass er 2021 bei der Musterung zum Bundesheer wegen psychischer Instabilität als untauglich ausgemustert worden war.
Das Motiv des Todesschützen ist noch unklar. Nach Erkenntnissen der Polizei war der Täter "eine sehr introvertierte Person", die "extrem zurückgezogen" gelebt habe. Kontakte in der realen Welt habe er vermieden, stattdessen habe er im virtuellen Raum "seine große Leidenschaft" gepflegt, das Spielen sogenannter Ego-Shooter-Spiele.
wa/jj (rtr, dpa, afp)
Die Deutsche Welle berichtet zurückhaltend über das Thema Suizid, da es Hinweise darauf gibt, dass manche Formen der Berichterstattung zu Nachahmungsreaktionen führen können. Sollten Sie selbst Selbstmordgedanken hegen oder in einer emotionalen Notlage stecken, zögern Sie nicht, Hilfe zu suchen. Infos zu Hilfsangeboten in Ihrem Land gibt es auf der Internetseite www.befrienders.org. In Deutschland hilft Ihnen die Telefonseelsorge unter den kostenfreien Telefonnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.