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Politik

Corona-Massentests in Österreich laufen an

4. Dezember 2020

Österreich will mit den Massentests primär Corona-Infizierte aufspüren, die keine Symptome aufweisen. Doch die Breitenwirkung und die Schnelligkeit der Ergebnisse haben ihren nicht unerheblichen Preis.

Blick auf Teststationen in der Wiener Stadthalle
Blick auf Teststationen in der Wiener StadthalleBild: Herbert Neubauer/APA/dpa/picture alliance

In Österreich sollen Massentests die Ausbreitung des Coronavirus wirkungsvoll eindämmen. An diesem Freitag startete das Projekt in großem Stil in den Bundesländern Wien, Tirol und Vorarlberg. In Österreichs Hauptstadt können sich die Bürger an drei Standorten bis zum 13. Dezember testen lassen. Die Kapazität liegt in Wien bei bis zu 150.000 Tests pro Tag. Ziel der Regierung ist es, dass sich mehrere Millionen Menschen untersuchen lassen. In Wien und Innsbruck bildeten sich schon direkt zu Beginn längere Warteschlangen vor den Teststationen.

Ergebnis in wenigen Minuten 

Zum Einsatz kommen Antigen-Schnelltests mittels Nasen- oder Rachenabstrich. Das Ergebnis bekommt man in wenigen Minuten vor Ort. Bei einem positiven Testergebnis wird eine Gurgel-Probe genommen und ein PCR-Test veranlasst, da die Antigentests weniger zuverlässig sind und manchmal auch falsche positive Ergebnisse lieferten. Der PCR-Test ist das "klassische" Verfahren, bei dem mit einem Stäbchen Material aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum entnommen wird. Positiv Getestete müssen sofort in Heimquarantäne.

Mitarbeiter in Schutzkleidung bearbeiten in der Wiener Stadthalle Formulare und Test-AbstricheBild: Herbert Neubauer/APA/dpa/picture alliance

Die Massentests gelten als wichtiger Baustein, gerade auch um symptomfreie Infizierte zu entdecken. Durch den knapp dreiwöchigen Lockdown, der am kommenden Montag  - zumindest was den Handel angeht - wieder aufgehoben wird, waren die hohen Infektionszahlen in Österreich zuletzt deutlich gesunken.

Dennoch fährt die Regierung aus konservativer ÖVP und Grünen einen eher vorsichtigen Öffnungskurs. Dazu gehören auch die Reisebeschränkungen über Weihnachten und Neujahr. Wer aus einem Risikogebiet einreist, dazu zählt auch Deutschland, muss in eine zehntägige Quarantäne, die frühestens nach dem fünften Tag durch einen negativen PCR-Test beendet werden kann.

Orientierung an Slowakei

Bei den Massentests orientiert sich Österreich auch an Erfahrungen aus der benachbarten Slowakei. Die Slowakei führte am Wochenende 31. Oktober/1. November Corona-Massentests im ganzen Land durch. Formell war die Teilnahme zwar freiwillig, doch wer keinen negativen Test vorweisen konnte, durfte anschließend zwei Wochen nicht einmal mehr zur Arbeit gehen. Deshalb unterzogen sich allein in der ersten von mehreren Testrunden 3,6 Millionen der 5,5 Millionen Einwohner einem Antigen-Schnelltest.

Test Ende Oktober in der slowakischen Hauptstadt BratislavaBild: Vladimir Simicek/AFP/Getty Images

Angesichts des Aufwands der millionenfachen Tests in der Slowakei waren für eine anschließende Kontaktverfolgung der positiv Getesteten aber keine Kapazitäten mehr übrig. Auch gab es trotz des Wissens um eine geringere Zuverlässigkeit der Antigen-Schnelltests keine Kontrolltests, wenn jemand positiv getestet wurde.

Inzwischen rückt die Slowakei schrittweise von ihrer Strategie landesweiter Corona-Massentests ab. Die für das erste Dezember-Wochenende erneut geplanten landesweiten Corona-Massentests wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.

Tests in Südtirol erfolgreich

Ein anderes Beispiel für Massentests ist das norditalienische Südtirol. Dort wurde nach einem mehrtägigen Corona-Massentest in der zweiten Novemberhälfte eine positive Bilanz gezogen. In der kleinen Alpen-Provinz ließen mehr als 350.000 Bürger einen kostenlosen Abstrich machen. Es gab Schlangen an den Stationen für den Antigen-Schnelltest. Die für den Erfolg wichtige Zielmarke wurde - trotz Freiwilligkeit - genau erreicht. Gut 3600 Teilnehmer (etwa ein Prozent) bekamen am Ende ein positives Corona-Resultat. Ihnen wurde Quarantäne verordnet.

Massentest im November in Bozen in SüdtirolBild: Antonio Calanni/dpa/picture alliance

Die verwendeten Antigen-Schnelltests sind laut Experten vor allem zur Identifikation von Personen geeignet, die zum Testzeitpunkt eine relativ hohe SARS-CoV-2-Viruslast haben. Damit können Menschen, die zwar vielleicht keine Symptome haben, aber dennoch ansteckend sind, aus dem Infektionsgeschehen herausgenommen werden.

Schnelltests nur Momentaufnahme

Allerdings ist ein Antigen-Test weniger genau als ein PCR-Test, das heißt, es werden nicht alle Virusträger erkannt, etwa wenn sich die Infektion gerade entwickelt. Das gilt auch für den mitunter längeren Zeitraum, während die Infektion abklingt, SARS-CoV-2-Viren aber noch in geringerem Ausmaß als in der infektiösen Phase vorhanden sind. Hier schlägt ein PCR-Test verlässlicher an. Damit fälschlich negativ Getestete nicht "durchrutschen", empfehlen die Experten, die Tests in einem engen zeitlichen Abstand zu wiederholen.

Egal aber, welcher Test absolviert wird: Das Ergebnis ist eine Momentaufnahme und gibt keine Sicherheit, dass man sich nicht schon Stunden danach doch infiziert.

sti/se (dpa, rtr, ORF)

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