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Politik

Österreichs Post druckt Klopapier-Briefmarke

23. Oktober 2020

Wie groß ist der Mindestabstand im öffentlichen Raum? Eine österreichische Briefmarke gibt Corona-Nachhilfe. Bei Sammlern könnte das Hamsterkäufe auslösen.

Corona-Briefmarke aus Klopapier der österreichischen Post
Was unterscheidet Elefanten vom Coronavirus? Richtig: die Größe (aber nicht nur)Bild: Österreichische Post AG/dpa/picture-alliance

Der Elefant ist das Maß aller Dinge. Jedenfalls in Wien. Während in Island schon seit Monaten die Zwei-Schafe-Regel gilt, wird der Corona-Mindestabstand nach dem Willen der österreichischen Post fortan durch Babyelefanten definiert. Ab Sonntag dürfen sich Menschen im öffentlichen Raum nur noch auf einen Meter Entfernung begegnen - so sieht es die Verordnung vor, mit der die Regierung einen zweiten Lockdown in letzter Minute verhindern will.

Die Sache hat nur einen Haken: Der Babyelefant ist den meisten Zeitgenossen der Alpenrepublik - trotz einer spektakulären Überquerung des Hochgebirges durch den karthagischen Heerführer Hannibal mit ausgewachsenen Lasttieren dieser Art - nahezu unbekannt. Das soll die neue Corona-Sondermarke endlich ändern. Sie zeigt dem Briefschreiber vier Lebewesen im Größenvergleich: ein sechsbeiniges Insekt (ein Millimeter), ein Fliegentier (ein Zentimeter), eine Maus (ein Dezimeter) und, nach diesen eher ungeliebten Zeitgenossen, noch einen Sympathieträger, den Babyelefanten (ein Meter).

"Distanz, die uns verbindet"

Die Marke dürfte künftig nicht nur für "Distanz, die uns verbindet" sorgen - wie der offizielle Slogan lautet -, sondern auch für Hamsterkäufe. Das liegt nicht allein an der Grafik von Marion Füllerer, die zuvor eher prosaische Motive auf Briefmarkenbögen brachte ("100 Jahre Kärntner Volksabstimmung"), sondern auch am verwendeten Material. Der Markenblock ist in einem aufwendigen Verfahren auf echtes Toilettenpapier gedruckt - genau in der Größe eines Blatts von der Rolle. Um das WC-Papier reißfester zu machen, wurde auf der Rückseite eine Selbstklebefolie aus Naturfaserpapier aufkaschiert.

Wenn der Brief nicht viel größer ist als die (neue) Marke, sollte es passen (Archivbild)Bild: Leopold Nekula/VIE7143/picture-alliance

Wer will, kann damit ein Prio-Päckchen S frankieren. Das ist im Sprachgebrauch der österreichischen Post eine Versandtasche, die etwas größer ist als ein DIN-A4-Bogen und für deren Zustellung 2,75 Euro fällig sind.

Es gäbe allerdings noch eine Notfallverwendung, auf die das exotische Alltagsmaterial mit diskretem Charme verweist: Sollte auch in der zweiten Pandemiewelle das Toilettenpapier aufgrund sorgenvoller Vorratshaltung mancherorts knapp werden, könnten einige Exemplare der 300.000 Stück zählenden Auflage einem eher profanen Zweck zugeführt werden. Ab dem kommenden Freitag dürfen Philatelisten, Briefschreiber und Hamsterkäufer für die Marke anstehen - aber bitte nur mit Babyelefanten-Abstand.

jj/uh (dpa)

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