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Ratgeber für den deutschen Supermarkt

Elizabeth Grenier
16. Oktober 2019

Für Deutsche selbstverständlich, kann die hiesige Supermarkt-Kultur Neuankömmlinge schnell überfordern. Mit diesen Ratschlägen einer selbsterklärten Supermarkt-Expertin aus Kanada kann der Einkauf trotzdem gelingen.

Supermarktregal
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Als ich vor etwa zehn Jahren in Berlin ankam, entpuppte sich der Versuch, alle Zutaten für ein sehr einfaches Rezept zu finden, als geradezu peinlich kompliziert. Für mich als Kanadierin waren die meisten Zutaten glücklicherweise in den deutschen Supermärkten erhältlich - aber längst nicht alle.

Tatsächlich kostete es mich viel Zeit, alle Optionen durchzuspielen: Habe ich etwas nicht gefunden, weil es nicht existiert - oder weil ich nicht wusste, wo ich suchen musst? Ich erinnere mich, dass ich einmal auf der Suche nach Soft Brown Sugar in mindestens fünf verschiedene Geschäfte gegangen bin. Immer und immer wieder habe ich alle Gänge durchforstet, jedes Mal in der Hoffnung, ich könne ihn irgendwo an einem versteckten Ort finden - befeuert durch das Mehl, auf das ich bei einem Discounter zufällig direkt neben dem Klopapier gestoßen war.

Rohrzucker ist nicht das gleiche

Deutsche Freunde empfahlen einen Stopp im Bioladen. Sie konnten nicht wissen, dass ich nicht auf der Suche nach Rohrzucker war. Heute weiß ich: Soft Brown Sugar gibt es in Deutschland nicht. 

Auch für die zahlreichen deutschen Milchprodukte existiert nicht zwangsläufig eine direkte Übersetzung. Es brauchte also Zeit, um herauszufinden, was sich hinter Schmand und saurer Sahne verbarg, was der Unterschied war zwischen Crème Fraîche und Schlagsahne, zwischen Hüttenkäse, Frischkäse und Quark. Und englische Muttersprachler, die schon gelernt haben, dass Milk auf Deutsch Milch heißt, stehen vor der nächsten Hürde, wenn sie erfahren, dass es auch noch Dickmilch gibt.

Landmilch, Buttermilch, Vollmilch, Dickmilch: Was schon Deutsche verwirrt, ist für Zugezogene ein echter PrüfsteinBild: Imago/Becker&Bredel

Bestimmte Produkte sind selbst dann eine harte Nuss, wenn man bereits lesen kann, was enthalten ist. Nehmen wir Kaffee, zum Beispiel. Ist eine helle, dunkle oder französische Röstung etwas, worüber ich mir Gedanken machen muss? Wo liegt der Unterschied zwischen Robusta- und Arabica-Bohnen? Peruanische Anden oder Äthiopien? Und wie steht es um die Arbeitsbedingungen der Menschen, die diese Bohnen geerntet haben: Nehme ich eine Packung mit Fair-Trade-Siegel oder sollte der Kaffee auch biologisch und durch die Rainforest Alliance zertifiziert sein?

Und dann ist da auch noch das Format: Man will ja nicht die falschen Kaffee-Kapseln für die richtige Maschine kaufen, oder umgekehrt. Für die Umwelt sind sie ohnehin schlecht. Aber welche gemahlene Bohne ist dann für meinen Espresso-Kocher geeignet? Beim Versuch, Fragen wie diese zu beantworten, trug ich einen zu warmen Mantel und in meinen Händen bereits allerhand andere Lebensmittel - ich hatte es versäumt, mir am Eingang einen Korb zu greifen.

Immun gegen Koffein?

In meiner Verunsicherung verging mehr Zeit als nötig, bis ich mich schließlich für einen relativ günstigen Fair-Trade-Kaffee entschied. Es dauerte mehrere Tage, bis ich feststellte, dass ich gegen seine Wirkung offenbar immun sein musste. Später wurde mir noch etwas klar: Nämlich, was "entkoffeiniert" bedeutet.

Es erforderte jahrelanges Training, um eine wirklich effiziente Lebensmittelkäuferin in Deutschland zu werden. Das ist übrigens etwas ganz anderes als Fahrradfahren: Man kann es verlernen, wenn man nicht regelmäßig übt. Außerdem kann es passieren, dass die Gänge des Supermarkts komplett umgeräumt sind, wenn man eine Weile nicht dort war. Dann fängt alles wieder von vorne an. Inzwischen bin ich in den Supermärkten meiner kanadischen Heimat komplett verloren: zu viel, zu grell, zu teuer.

Seit deutsche Discounter-Ketten wie Lidl und Aldi Filialen auf der ganzen Welt eröffnen, sind Neuankömmlinge in Deutschland heute vielleicht nicht mehr so schockiert, wie ich es vor zehn Jahren war, als ich zum ersten Mal einen dieser Läden mit magerer Auswahl und schäbigem Ambiente betreten habe - beides hat sich seitdem übrigens wesentlich verbessert.

Wer seinen Besuch in einem deutschen Supermarkt nicht ganz unvorbereitet antreten will, kann sich mit unserer Galerie das nötige Rüstzeug aneignen.

Noch mehr Inhalte über Deutsche und ihre Traditionen, ihre Alltagskultur und Sprache findest Du auf YouTube und unserer Seite www.dw.com/MeettheGermans_de.

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