Für Deutsche selbstverständlich, kann die hiesige Supermarkt-Kultur Neuankömmlinge schnell überfordern. Mit diesen Ratschlägen einer selbsterklärten Supermarkt-Expertin aus Kanada kann der Einkauf trotzdem gelingen.
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11 nützliche Tipps für den deutschen Supermarkt
Wo liegen die Eier? Warum sind die Einkaufswagen aneinander gekettet? Die folgenden Hürden müssen nach Deutschland Zugezogene beim ersten Besuch in einem deutschen Supermarkt überwinden.
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Kenne Dein Ziel
Die Lebensmittelgeschäfte in Deutschland sind kategorisiert, was Neuankömmlinge verwirren kann. Einige Ketten sind Supermärkte, andere heißen Discounter. Hinzu kommen Bio-Märkte, die nur Bio-Lebensmittel verkaufen. Für Rezepte aus dem Nahen Osten empfehlen sich türkische und arabische Märkte, für die asiatische Küche der, na? Asiamarkt! Ist doch gar nicht so schwer, wenn man weiß, was man will.
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Vielfalt gegen Preis
Während typische Supermärkte eine größere Auswahl an Produkten anbieten, bieten Discount-Ketten weniger Marken und Waren an, was die Suche frustrierend enden lassen kann. Trotzdem hat sich der Sparfuchs-Ansatz der deutschen Discounter zum Exportschlager entwickelt. Lidl und Aldi haben Filialen in der ganzen Welt eröffnet.
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Ohne Kleingeld kein Einkaufswagen!
Viele Auswanderer amüsieren sich über die aneinander geketteten Einkaufswagen. 50 Cent, ein oder zwei Euro sind zum Entsperren notwendig - und könnten wohl niemanden ernsthaft vom Diebstahl abhalten. Darum geht es aber nicht: Der Pfand soll die Kunden motivieren, die Wagen nach ihrem Gebrauch ordentlich zurückzustellen. Erst, wenn der Wagen wieder angeschlossen ist, wird die Münze freigegeben.
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Verblüffe Deine Heimat mit billigen Preisen
Ein Pudding in einem Discounter sorgte für einen diplomatischen Aufruhr, als ein Israeli auf der inzwischen gelöschten Facebook-Seite Olim L'Berlin ("Lasst uns nach Berlin ziehen") seinen Kassenbon als Beleg für die unschlagbar günstigen Lebenshaltungskosten in der deutschen Hauptstadt postete. Israelische Politiker reagierten wütend, weil die Menschen "Israel für einen Pudding verlassen" könnten.
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Eier liegen nicht in der Kühltheke
Jeder Nordamerikaner würde auf der Suche nach Eiern das Kühlregal ansteuern. In Deutschland liegen sie im ganz normalen Regal. Warum? Um Salmonellen zu verhindern, werden Eier in den USA desinfiziert, bevor sie in die Läden kommen. Der Prozess zerstört jedoch die äußere Schutzschicht, weshalb die Eier gekühlt werden müssen. In der EU bleiben die Eier unbehandelt, hier werden die Hühner geimpft.
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Für Sonntag im Voraus planen
Füllen Sie den Kühlschrank im Voraus, denn die Geschäfte haben sonntags geschlossen. Die Öffnungszeiten sind gesetzlich geregelt, damit Arbeitnehmer einen garantierten Ruhetag haben. Eine Alternative sind Kioske und Tankstellen, die sonntags geöffnet sind und das Nötigste anbieten. Und es gibt Ausnahmen: An verkaufsoffenen Sonntagen - besonders vor Weihnachten - dürfen alle Läden die Türen öffnen.
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Lange Wochenenden sind wie die Apokalypse
Feiertage wie Ostern und Weihnachten begehen deutsche Familien wie auch andernorts oft mit festlichen Mahlzeiten. Beim Einkauf kurz davor herrscht im Supermarkt eine Atmosphäre wie vor einem drohenden Atomangriff. Wenn Sie an so einem Tag nur Brot oder Schokolade benötigen: Gehen Sie zum Bäcker, in den Kiosk oder verzichten Sie am besten komplett darauf! Wirklich, das ist ein gut gemeinter Rat!
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Eine neue Kasse führt zu Chaos
Die klischeebeladene deutsche Ordnung landet schnell über Bord, sobald eine weitere Supermarktkasse öffnet. Vorrang hat nicht, wer bereits am längsten in einer der schon bestehenden Schlangen wartet, stattdessen bricht ein Wettrennen aus, bei dem der Einsatz von Ellbogen und Einkaufswagen als Hilfsmittel erlaubt scheinen. Wenn es darum geht, ein paar Minuten zu sparen, kennen die Deutschen nichts.
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Die Bedeutung der Warentrenner
Mal ehrlich: Hätten Sie gewusst, wie dieses zollstocklange Ding heißt, das die Waren der Kunden voneinander trennt? Sollten Sie Ihren Einkauf aufs Band legen und denken, es bliebe noch Zeit, den Warentrenner einzusetzen, weil es ja noch ein paar Meter bis zur Kasse sind: Vergessen Sie's! Böse Blicke sind Ihnen sonst sicher, eine Zurechtweisung möglich. Manche Priorität sollte man nicht anzweifeln.
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Kassierer sind auch im Sitzen effektiv
Wer aus anderen Teilen Europas nach Deutschland kommt, stolpert hier nicht über einen kulturellen Unterschied - anders als Nordamerikaner, die aus den Supermärkten ihrer Heimat stehende Kassiererinnen und Kassierer gewöhnt sind. In Deutschland sitzt man an der Kasse. Diese Tatsache hindert Kassierer nicht daran, äußerst effektiv zu sein.
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Schnell einpacken!
Unter Zugezogenen ist es längst ein Running Gag: Schnelle Abfertigung + wenig Platz zum Einpacken = Stress! Erinnern Sie sich an den Warentrenner? Eben noch so wichtig, spielt der plötzlich keine Rolle mehr, die Kassierer schieben die Waren des nächsten Kunden einfach in Ihren Einkauf rein. Wer langsam packt, ist selber Schuld.
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Als ich vor etwa zehn Jahren in Berlin ankam, entpuppte sich der Versuch, alle Zutaten für ein sehr einfaches Rezept zu finden, als geradezu peinlich kompliziert. Für mich als Kanadierin waren die meisten Zutaten glücklicherweise in den deutschen Supermärkten erhältlich - aber längst nicht alle.
Tatsächlich kostete es mich viel Zeit, alle Optionen durchzuspielen: Habe ich etwas nicht gefunden, weil es nicht existiert - oder weil ich nicht wusste, wo ich suchen musst? Ich erinnere mich, dass ich einmal auf der Suche nach Soft Brown Sugar in mindestens fünf verschiedene Geschäfte gegangen bin. Immer und immer wieder habe ich alle Gänge durchforstet, jedes Mal in der Hoffnung, ich könne ihn irgendwo an einem versteckten Ort finden - befeuert durch das Mehl, auf das ich bei einem Discounter zufällig direkt neben dem Klopapier gestoßen war.
Rohrzucker ist nicht das gleiche
Deutsche Freunde empfahlen einen Stopp im Bioladen. Sie konnten nicht wissen, dass ich nicht auf der Suche nach Rohrzucker war. Heute weiß ich: Soft Brown Sugar gibt es in Deutschland nicht.
Auch für die zahlreichen deutschen Milchprodukte existiert nicht zwangsläufig eine direkte Übersetzung. Es brauchte also Zeit, um herauszufinden, was sich hinter Schmand und saurer Sahne verbarg, was der Unterschied war zwischen Crème Fraîche und Schlagsahne, zwischen Hüttenkäse, Frischkäse und Quark. Und englische Muttersprachler, die schon gelernt haben, dass Milk auf Deutsch Milch heißt, stehen vor der nächsten Hürde, wenn sie erfahren, dass es auch noch Dickmilch gibt.
Bestimmte Produkte sind selbst dann eine harte Nuss, wenn man bereits lesen kann, was enthalten ist. Nehmen wir Kaffee, zum Beispiel. Ist eine helle, dunkle oder französische Röstung etwas, worüber ich mir Gedanken machen muss? Wo liegt der Unterschied zwischen Robusta- und Arabica-Bohnen? Peruanische Anden oder Äthiopien? Und wie steht es um die Arbeitsbedingungen der Menschen, die diese Bohnen geerntet haben: Nehme ich eine Packung mit Fair-Trade-Siegel oder sollte der Kaffee auch biologisch und durch die Rainforest Alliance zertifiziert sein?
Und dann ist da auch noch das Format: Man will ja nicht die falschen Kaffee-Kapseln für die richtige Maschine kaufen, oder umgekehrt. Für die Umwelt sind sie ohnehin schlecht. Aber welche gemahlene Bohne ist dann für meinen Espresso-Kocher geeignet? Beim Versuch, Fragen wie diese zu beantworten, trug ich einen zu warmen Mantel und in meinen Händen bereits allerhand andere Lebensmittel - ich hatte es versäumt, mir am Eingang einen Korb zu greifen.
Immun gegen Koffein?
In meiner Verunsicherung verging mehr Zeit als nötig, bis ich mich schließlich für einen relativ günstigen Fair-Trade-Kaffee entschied. Es dauerte mehrere Tage, bis ich feststellte, dass ich gegen seine Wirkung offenbar immun sein musste. Später wurde mir noch etwas klar: Nämlich, was "entkoffeiniert" bedeutet.
Es erforderte jahrelanges Training, um eine wirklich effiziente Lebensmittelkäuferin in Deutschland zu werden. Das ist übrigens etwas ganz anderes als Fahrradfahren: Man kann es verlernen, wenn man nicht regelmäßig übt. Außerdem kann es passieren, dass die Gänge des Supermarkts komplett umgeräumt sind, wenn man eine Weile nicht dort war. Dann fängt alles wieder von vorne an. Inzwischen bin ich in den Supermärkten meiner kanadischen Heimat komplett verloren: zu viel, zu grell, zu teuer.
Seit deutsche Discounter-Ketten wie Lidl und Aldi Filialen auf der ganzen Welt eröffnen, sind Neuankömmlinge in Deutschland heute vielleicht nicht mehr so schockiert, wie ich es vor zehn Jahren war, als ich zum ersten Mal einen dieser Läden mit magerer Auswahl und schäbigem Ambiente betreten habe - beides hat sich seitdem übrigens wesentlich verbessert.
Wer seinen Besuch in einem deutschen Supermarkt nicht ganz unvorbereitet antreten will, kann sich mit unserer Galerie das nötige Rüstzeug aneignen.
Noch mehr Inhalte über Deutsche und ihre Traditionen, ihre Alltagskultur und Sprache findest Du auf YouTube und unserer Seite www.dw.com/MeettheGermans_de.