Überraschendes Breslau
Ille Simon14. Januar 2016Überraschendes Breslau
Deutsche Vergangenheit und polnische Gegenwart - in Wrocław/Breslau ist beides greifbar. Die Stadt ist eine der dynamischsten Städte Polens. 2016 ist Breslau wie das baskische San Sebastián Kulturhauptstadt Europas.
Komm spielen
Die polnische Designerin Iza Rutkowska bringt ihre Werke dahin, wo die Menschen leben. Wie dieser riesige farbige Igel in einem Hinterhof beleben zahlreiche Fabeltiere aus dem phantasievollen Großstadtdschungel der Künstlerin die Tristesse von Breslauer Wohnsiedlungen. Als Teil des Projektes "Wrocław – wejście od podwórza" (Eingang vom Hof) soll es den spielerischen Umgang mit Kunst fördern.
Auf einen Schnappschuss
Das frühere deutsche Breslau ist heute die viertgrößte Stadt in Polen. Im Stadtbild fallen noch immer viele unsanierte Häuser auf wie in der ulica Miernicza, dem so genannten Bermuda-Dreieck. Wohnen im Altbau ist in Polen nicht so hip wie in anderen europäischen Städten. Als Fotomotiv ist der morbide Charme des Verfalls allerdings begehrt.
Finde die Zwerge
Mehr als 250 dieser Bronzefiguren bevölkern die Stadt. Die sympathischen Zwerge waren in den 1980er Jahren Symbolfiguren des Widerstandes gegen das sozialistische Regime. Seitdem haben Künstler immer weiter Zwerge kreiert, jeder ein Unikat und GPS-gesichert gegen Diebstahl. Unter www.krasnale.pl gibt es einen Plan, wo sie sich verstecken und wie sie heißen.
Einmal abtauchen
Die Faszination des Elements Wasser hat in Wrocław/Breslau einen neuen wissenschaftlichen Tempel in der Hülle eines ehemaligen Wasserwerks. Hydropolis, das Wasseruniversum, liefert anschaulich alle Fakten zum Thema. Besucher werden mit visuellen und akustischen Installationen verzaubert. In der Lounge heißt es entspannen bei Meeresrauschen.
Entdecke Literatur
In der neuen Universitätsbibliothek lädt eine Bank zum Schmökern ein. Als Welt-Buch-Hauptstadt der UNESCO will Wrocław/Breslau 2016 den Reichtum der polnischen Literatur präsentieren. Es geht los am 23. April mit der "Nacht der Literatur". Leser und Autoren treffen sich in Schreibforen und Lesungen, beim Poesie- und einem Internationalen Krimi-Festival.
Vier Kuppeln für die Kunst
Vor über 100 Jahren als Ausstellungpavillion auf dem Messegelände errichtet gehört dieses Bauwerk gemeinsam mit der benachbarten Hala Stulecia (Jahrhunderthalle) seit 2006 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Jetzt ist der Vier-Kuppel-Pavillion das Zuhause für die polnische Gegenwartskunst.
Bitte zwei Kugeln in der Waffel
Mit dem Ruf "Lody, Lody (Eis, Eis)" strampelt der Eisverkäufer durch die Straßen und der historische Fahrradeiswagen zieht wie früher alle Blicke auf sich. In Zeiten ohne Kühl-Akkus musste das Speiseeis schnell ausgeliefert und verkauft werden. Die Polen lieben Eis. In Wrocław/Breslau gibt es viele Eisdielen mit handgemachten Sorten.
Gute Unterhaltung
Es war 1929 das luxuriöseste und modernste Kino in Schlesien. Auch Revue und Varieté hatten hier ihre Bühne. Nach Umbau und Modernisierung kann das Musiktheater Capitol wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen. Filme flimmern zwar nicht mehr auf der Leinwand, dafür werden Musicals und Operetten gespielt.
Ohren gespitzt
Das Nationale Musikforum ist die neue Spielstätte der Breslauer Philharmoniker. 1.800 Plätze bietet der größte Saal. Im Februar gastiert der chinesische Pianist Lang Lang. Im Mai geben das London Symphony Orchestra und die Wiener Philharmoniker Konzerte. Zu den Höhepunkten des Kulturhauptstadtjahres gehört die große Gala zur Verleihung des Europäischen Filmpreises im Dezember 2016.
Zum Ausklang
Das Ossoliński-Nationalinstitut beherbergt die Handschrift des polnischen Nationalepos "Pan Tadeusz" von Adam Mickiewicz. In dem Barockbau lagern unzählige kostbare Exponate wie alte Drucke, historische Atlanten und Grafiken. Für den Abendspaziergang empfehlen sich die Promenade am Fluss und die Inseln in der Oder. Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Gaslaternen von Hand entzündet.