Überschwemmungen in Australien - Menschen fliehen auf Dächer
Veröffentlicht 21. Mai 2025Zuletzt aktualisiert 21. Mai 2025
Fast im Stundentakt ordnen die Behörden an der Ostküste Australiens für immer mehr Gebiete über Radio, Fernsehen und Soziale Medien die Evakuierung an. Denn tagelanger Starkregen hat zu massiven Überschwemmungen im Bundesstaat New South Wales geführt. Rettungskräfte seien pausenlos im Einsatz, um Menschen aus ihren Siedlungen in den Hochwassergebieten zu evakuieren, teilte die staatliche Katastrophenhilfe SES auf ihrer Facebook-Seite mit. Insgesamt sind mehr als 48.000 Einwohner aus New South Wales von der Außenwelt abgeschnitten, heißt es von der SES weiter.
Besonders betroffen sind die Kleinstädte Taree in der Weinregion Hunter Valley und Wingham in der Region Mid North Coast. Medien berichten über die Überflutung von Autobahnen und Zugstrecken. Das Hochwasser hat auch Acker- und Weideland getroffen und zu Viehverlusten geführt. Ebenso sind Kirchen und kirchliche Einrichtungen betroffen. Tausende Haushalte in den betroffenen Gebieten sind ohne Strom.
Menschen retten sich auf Hausdächer
Nach Angaben der Behörden fiel in manchen Regionen binnen zwei Tagen mehr Regen als in den vier Monaten zuvor. Die Böden könnten so viel Wasser auf einmal nicht aufnehmen, erklärte der Katastrophenschutzminister von New South Wales, Jihad Dib. Beispielsweise in der Stadt Taree, rund 300 Kilometer nördlich von Sydney, fielen seit Montag 415 Liter Regen pro Quadratmeter - mehr als das Vierfache der durchschnittlichen Niederschlagsmenge im Mai. Der Pegelstand des Flusses Manning River erreichte am Mittwoch 6,30 Meter. Damit wurde der bisherige Höchststand aus dem Jahr 1929 überschritten.
Da das Wasser so stark anstieg, mussten sich einige Bewohner in der Nacht auf die Dächer ihrer Häuser retten. Der Fernsehsender ABC zeigte Bilder von Menschen, die von Einsatzkräften mit Hubschraubern und Booten von ihren Dächern gerettet wurden. Den Behörden zufolge gab es bereits Hunderte solcher Einsätze. Die Notdienste waren mit rund 1600 Helfern im Einsatz.
Eine ABC-Reporterin vor Ort sprach von dramatischen Szenen. Neben dem Regen wehe auch ein starker Wind, und es sei eiskalt. "Einige der Menschen, die in Sicherheit gebracht wurden, haben geweint und ihre Retter umarmt", sagte sie. Viele Betroffene zitterten vor Kälte und würden in Krankenwagen betreut.
Weitere Regenfälle erwartet
Der Leiter der Rettungsdienste in New South Wales, Dallas Byrnes, sagte, die Notlage sei "unglaublich dynamisch" und weite sich immer weiter aus. Auch den Helfern macht allerdings das schlechte Wetter zu schaffen. Vor allem Rettungsaktionen aus der Luft seien "sehr gefährlich". "Es kann sein, dass die Flugzeuge den ganzen Tag nicht fliegen können", sagte Byrnes. Die Katastrophenschutzbehörde befürchtet, dass rund 16.000 Menschen oder 7400 Haushalte frühestens am Donnerstag erreicht werden können.
In den kommenden 48 Stunden wird mit weiteren heftigen Regenfällen gerechnet, stellenweise bis zu 200 Liter pro Quadratmeter. Der staatliche Wetterdienst warnte vor "lebensgefährlichen Sturzfluten". Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel in Australien zu häufigeren und heftigeren Extremwetterereignissen.
Nach ersten Expertenmeinungen sind diese Überschwemmungen durch eine Kombination aus besonderen meteorologischen Wetterbedingungen, anhaltenden Effekten des Wetterphänomens La Niña und Auswirkungen des Klimawandels ausgelöst worden.
ch/se (afp, dpa, kna, rtr)
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