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KulturGlobal

Mode-Ikone Iris Apfel ist tot

4. März 2024

Modezeitschriften rissen sich um sie, Designerinnen und Designer verehrten sie: Iris Apfel war ein extravaganter Star in der Modewelt. Jetzt ist sie im Alter von 102 Jahren gestorben.

 Iris Apfel mit einem Glas an den Lippen
Die Modewelt trauert um Iris ApfelBild: Magnolia Pictures/Everett Collection/Imago

Iris Apfel starb bereits am 1. März, wie ihr Managerin Lori Sale bestätigte. Dieses Todesdatum wurde auch auf der Instagram-Seite der Mode-Ikone genannt.

Unverwechselbarer Stil

Eine Kette war Iris Apfel nicht genug. Mindestens fünf sollten es schon sein. Fünf große Ketten. Ein Armreif allein war langweilig. Am besten waren es gleich zehn. An jedem Arm. Und eine Brille muss, bitteschön, sichtbar sein. Und so wurde ihre große Brille mit kreisrunden Gläsern zu ihrem Wahrzeichen. Wenn sie sich bewegte, klapperte und knisterte es.

 Wie kaum eine andere Frau in ihrem Alter scheute sie sich nicht vor extravaganter Kleidung und auffälligem Make-Up. Ihre Haare waren leuchtend grau gefärbt, der Lippenstift knallrot, pink oder orange. IhrInstagram Account hat mehr als 2,8 Millionen Follower. Gerne wurde sie "ältester Teenager der Welt" genannt. Ihre Philosophie: "Ich befolge keine Regeln, weil ich sie sowieso nur brechen würde." Das war von Anfang an ihr Erfolgsrezept.

Alles eine Sache der Accessoires

Als Kind des Jahrgangs 1921 wurde Iris Apfel in der Zeit der Weltwirtschaftskrise groß. Not macht erfinderisch: Ihre Mutter gab ihr den Rat, sich ein einziges schwarzes schlichtes Kleid anzuschaffen, dann hätte sie immer etwas anzuziehen. Denn man könne das Kleid entweder aufbrezeln oder lässig wirken lassen. Dies alles sei eine Sache der Accessoires.

Das Bühnenbild dieser Fashion Show zeugt von HumorBild: Andres Kudacki/AP/picture alliance

Das hat sich die junge Iris gemerkt. Im New Yorker Stadtteil Greenwich Village entdeckte sie als Elfjährige in einem kleinen Geschäft im Souterrain eine Brosche, die sie unbedingt haben wollte. Für 65 US-Cent, ihr gesamtes Erspartes, konnte sie sie schließlich kaufen - das war ihr erstes Shopping-Erlebnis und der Anfang einer der größten Modeschmuck-Sammlungen in den USA. 

Neugier und Sinn für Humor

Denn Iris Apfel war zeitlebens immer auf der Suche nach dem passenden Accessoire - in Boutiquen jeglicher Preisklasse, auf Flohmärkten, in Second-Hand-Läden. Sie kombinierte Dinge, die andere nicht für kombinierbar hielten. Sie vermischte Haute Couture mit Ramsch; Formen und Muster, die vermeintlich nicht zusammenpassen, harmonieren schließlich doch miteinander. Das war Iris Apfels große Kunst. Sie traute sich einfach, folgte keinem Trend - sie selbst setzte die Trends.  

Iris Apfel: Geschäftsfrau, Innenarchitektin und Mode-IkoneBild: Agencia EFE/imago images

Junge Modemacher schwirrten wie Motten ums Licht um sie herum, wenn sie irgendwo auftauchte, bei einer Vernissage, bei einer Modenschau. Ihre eigenen Kollektionen präsentierte Iris Apfel mit viel Humor - aber auch mit Akribie. War ein Model vor dem Auftritt eigentlich schon fertig ausstaffiert, dann hängte die Chefin ihm noch eine Kette um - erst dann war der Look perfekt.

Iris Apfel arbeitete gar nicht so lange als Mode-Designerin. Als erfolgreiche Innenarchitektin war sie bei der US-amerikanischen High Society jahrzehntelang sehr gefragt, denn ihre Stoffkreationen waren einzigartig. Zusammen mit ihrem verstorbenen Mann Carl, mit dem sie 68 Jahre lang verheiratet war, bereiste sie die Welt und holte sich Inspiration. Sie arbeitete mit verschiedenen Webereien zusammen, um ihre sehr speziellen Ideen zu verwirklichen. Und sie ließ Stoffe aus früheren Jahrhunderten wieder lebendig werden. Diese waren sehr gefragt - bin ins Weiße Haus. Für neun US-Präsidenten hat sie gearbeitet. Über Einzelheiten schwieg sie aber - nur dass Jackie Kennedy ein komplizierter Fall gewesen sei, das ließ sie schon mal durchblicken.

Iris Apfel wusste sich in Szene zu setzen Bild: Gregory Zäch

 

Eine Ausstellung änderte alles

Dass sie schließlich auch zum Modestar wurde, verdankte sie einer Ausstellung im Kostüminstitut des Metropolitan Museum of Art im Jahr 2005. Harold Koda, der damalige Kurator, hatte von Apfels Schmuck- und Kleidersammlung gehört. Sie hatte mehrere Zimmer ihrer Wohnung an der New Yorker Park Avenue ihren Klamotten gewidmet. Dior, Lagerfeld, Saint Laurent, Galanos und Ungaro hingen neben Flohmarktfunden und Stücken aus Kaufhausketten. Koda arbeitete sich durch Apfels Fundus und transportierte schließlich rund 300 Kleidungsstücke und mehrere hundert Accessoires zum Museum. Die Ausstellung war ein Riesenerfolg - und Iris Apfel wurde zur Ikone, die es sogar als Emoji gibt.

Auch Iris Apfels Ehemann Carl hatte ein Faible für bunte KlamottenBild: Magnolia Pictures/Courtesy Everett Collection/imago images

Nach dem Tod ihres Gatten - er verstarb 2015 kurz vor seinem 101. Geburtstag - setzte sich Iris Apfel nicht zur Ruhe, im Gegenteil. So entwarf sie etwa Schmuck für ältere Menschen mit integrierter Technik, die die Gesundheit des Trägers überprüft und im Notfall einen Krankenwagen alarmiert. Sie ärgerte sich darüber, dass älterere Menschen von Designern vergessen werden. Mit 15-jährigen Models könne sich doch keine ältere Frau identifizieren, betonte sie immer wieder. Und so unterschrieb sie mit 97 Jahren einen Modelvertrag.

Trauer um eine Ikone

An ihre Fans hatte Iris Apfel eine wichtige Botschaft: "Werdet alt - aber nicht langweilig!" Nun ist die US-Amerikanerin im Alter von 102 Jahren gestorben. Zahlreiche Follower bekundeten ihre Trauer und würdigten die Verdienste der Mode-Legende. "Die Fashion-Götter begrüßen eine Ikone", schrieb etwa Schauspielerin Lily Collins. Und Sänger Lenny Kravitz würdigte Iris Apfel mit den Worten: "Du hast die Kunst zu Leben gemeistert. Danke für deine Energie und Inspiration."

Dieser Artikel vom 25.08.2021 wurde anlässlich des Todes von Iris Apfel aktualisiert.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
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