100 Jahre Bauhaus: Kuratoren bereiten Jubiläumsjahr 2019 vor
8. November 2017
2019 wird der deutsche Exportschlager Bauhaus 100. Und die Planung des Jubiläumsjahr ist in vollem Gange. Unter dem Motto "Die Welt neu denken" sollen die historischen Zeugnisse des Bauhauses neu entdeckt werden.
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Bauhaus: Revolution durch Gestaltung
Was gibt es Neues vom Bauhaus? 4500 Publikationen und etliche Ausstellungen gab es seit der Gründung 1919. 100 Jahre später wirkt das Design immer noch nach.
Der Begriff Designer ist relativ jung. Die Architekten, Maler, Musiker und Theaterschaffenden, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Weimar versammelten, nannten sich Gestalter. Design hieß früher schlicht "Alltagskunst". Die Bauhaus-Anhänger experimentierten auch mit neuen Herstellungsmethoden. Das Foto zeigt das "Einsetzen der zusammengedrückten Spannhülse in zwei Rohrelemente".
Bild: Collection Alexander von Vegesack, Domaine de Boisbuchet, France
Zeitlos aber, aber unbrauchbar
Wilhelm Wagenfeld entwarf 1924 diese Lampe. Sie ist eines der ersten Objekte, das die streng funktionalistische Bauhaus-Philosophie umsetzt. Leider platzte der Schirm, weil er zu heiß wurde, so dass die Lampe wieder neu gestaltet werden. Die Wagenfeld-Lampen werden auch heute hergestellt. Die Firma Tecnolumen produziert die einzige autorisierte Reedition der Wagenfeld-Lampen seit dem Jahr 1980.
Bild: picture-alliance/dpa/O.Berg
Revolution des Schachspiels
Nicht nur die Wagenfeld-Leuchte, auch das Schachspiel des Bauhauses wurde zu einer Ikone des Designs. Das Besondere ist, dass die Figuren zu abstrakten Formen mutierten. Die neue Ästehtik ging in Serie und wurde zum Renner. Josef Hartwig entwarf das Schachspiel im Jahr 1923.
Bild: picture-alliance/dpa/O.Berg
Vom Handwerk zum Industrieprodukt
Anfangs entstanden die neuen Möbel noch auf traditionell handwerkliche Art. Marcel Breuers sogenannter Lattenstuhl brachte den Durchbruch. 1922 war der Stuhl das erste Möbel, das aus standardisierten Bauteilen zusammengesetzt wurde und in Serie gehen konnte. Marcel Breuer entwarf auch das erste Stahlrohrmöbel (s. Bild).
Bild: picture-alliance/dpa/O.Berg
Schöner Wohnen als Grundrecht
Die Bauhaus-Gestalter wollten den Alltag der Menschen revolutionieren. Dem Muff des Biedermeier setzten sie eine klare Formensprache entgegen. Ursache war auch die Industrialisierung selbst, durch die ärmere Menschen obdachlos wurden. Serielle Warenproduktion hieß die Antwort des Bauhaus. Bauteile, die sich flexibel erweitern ließen, sollten zum Standard werden.
Bild: AYRBRB
So wohnte der Direktor
Adrian Sauer rekonstruierte zusammen mit Wilfried Kuehn historische Fotografien von Bauhaus-Interieurs. Das Direktorenhaus wirkt mit seiner Bücherwand beinahe etwas bürgerlich. So wie es das Foto zeigt, hat es nicht ausgesehen. Das ursprüngliche Foto von 1926 war schwarz-weiß. Sauer und Kühn haben recherchiert, welche Farben die Inneneinrichtung damals prägten und sie für ihre Abzüge benutzt.
Bild: VG Bild-Kunst Bonn, 2016
Bauhaus für alle
25.000 Legosteine braucht man - und schon hat man sein eigenes Möbelstück im Bauhausstil. Diese Anrichte entwarf eigentlich der Niederländer Gerrit Rietveld in den 1920er Jahren. Im Jahr 2010 hat sie das niederländische Design-Duo Kuniko Maeda and Mario Minale nachgebaut, in einer Auflage von 5 Möbelstücken.
Bild: Vitra Design Museum, Jürgen Hans
Inspiration Bauhaus
Das Bauhaus hat auch nachfolgende Generationen immer wieder beeinflusst. "Pipe Tisch und Stuhl" des deutsch-serbischen Designstars Konstantin Grcic von 2009 überführt die Designideen von damals in Produktionsweise und Ästhetik von heute. Das Design ist klar, funktional - und hoffentlich auch bequem.
Das 100-jährige Bauhaus- Jubiläum ist eines der großen Kulturereignisse des Jahres 2019. In der Planung sind unter anderem ein großes Eröffnungsfestival, ein internationales Forschungs- und Ausstellungsprojekt und drei neue Bauhaus-Museen. Erstmals fand in Dessau-Roßlau am Mittwoch (8.11.) nun ein kuratorischer Austausch zu den Jubiläumsprojekten statt. Alle deutschlandweiten Programmmacher waren dazu aufgerufen, ihre Projekte und Ausstellungen auf dem ganztägigen Netzwerktreffen "100 jahre bauhaus" zu präsentieren und diskutieren.
Eingeladen hatte der der eigens gegründete Bauhaus Verbund, der Gastgeber des Jubiläumsjahres ist und zu dem die Kernländer der Bauhausstandorte Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin sowie der Bund und sieben weitere Bundesländer gehören. Mehr als 50 Kuratoren und Partner sollen 2019 unter dem Motto "die Welt neu denken" mit ihren Ausstellungen und Veranstaltungen Impulse dafür geben, wie die Bauhaus-Schule auch für Gegenwart und Zukunft noch relevant ist.
Bauhaus von kulturpolitischer Bedeutung
„Das100-jährige Jubiläum der Gründung des Bauhauses ist auch für den Bund von großer kulturpolitischer Bedeutung", sagte Monika Grütters, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. "Das gemeinsame Ziel mit bislang zehn Ländern ist es, ein kulturpolitisch interessantes Programm zu bieten, das einem großen Publikum aus dem In- und Ausland die Möglichkeit eröffnet, die Welt des Bauhauses in der Architektur und in vielen anderen Kunstsparten neu zu entdecken." Zahlreiche Projekte würden zu diesem Zweck aus ihrem Etat gefördert, do die Kulturpolitikerin weiter, allein 52 Millionen Euro seien für die drei Museumsneubauten in Dessau, Weimar und Berlin zur Verfügung gestellt worden.Schnörkelloses Design
1919 hatte der Architekt Walter Gropius das Bauhaus in Weimar als Hochschule für Gestaltung gegründet. 1925 zog es nach Dessau um, wo das als Architektur- und Designschule seine Blütezeit erlebte, und schließlich nach Berlin. Auf Druck der Nationalsozialisten, die das Bauhaus ablehnten, wurde es 1933 geschlossen.
Nahezu alle Bauhausbauten, die seinerzeit in Dessau entstanden, zählen nach Angaben der Stiftung Bauhaus Dessau zu den Ikonen der Architektur des 20. Jahrhunderts. In Weimar, Dessau-Roßlau und Berlin sowie andernorts wird das Bauhauserbe bis heute gepflegt. Zudem gehören Bauhausstätten zum Unesco-Welterbe. Weltweit sind historische Bauten im schnörkellosen Stil zu finden, so auch in Israel, Argentinien und den USA. Doch der Einfluss des Bauhaus reicht weit über die Architektur und Kunst hinaus: Auch im Städtebau und Design hinterließ die Schule ihre Spuren.