Berge, Dirndl, Weißwurst und Bier: In Bezug auf Bayern gibt es viele Klischees. Doch was macht den "Freistaat", der 1918 ausgerufen wurde, noch aus? Antworten gibt die Ausstellung "Mythos Bayern" im Kloster Ettal.
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10 Dinge, die zu Bayern gehören
Viele Dinge, die als 'typisch deutsch" gelten, sind eigentlich spezifisch bayerisch. Seien es die Trachten, die großen Bierkrüge oder die romantischen Berglandschaften. Aber Bayern hat auch noch anderes zu bieten.
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Die Märchenschlösser
Als flächenmäßig größtes und in Bevölkerungszahlen gemessen zweitgrößtes Bundesland hat Bayern die Wahrnehmung Deutschlands im Ausland wesentlich geprägt. Unter anderem durch die romantischen Schlösser von König Ludwig II. - Neuschwanstein (Foto) beispielsweise zieht jedes Jahr Massen von Touristen aus aller Welt an und soll auch Walt Disney inspiriert haben.
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Nach wie vor präsent: König Ludwig II.
Über Jahrhunderte wurde Bayern von der Wittelsbacher-Dynastie beherrscht. Trotz der Lossagung 1918 spielt ein Familienmitglied nach wie vor eine große Rolle in Deutschlands südlichstem Bundesland: König Ludwig II. Sein Privatleben und sein vorzeitiger Tod waren stets Gegenstand von Spekulationen. 1973 wurde sein Leben verfilmt - mit prominenter Besetzung (Foto: Romy Schneider und Helmut Berger).
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Wagner und die Festspiele
Ludwig der II. war ein großer Fan des Komponisten Richard Wagner und daher auch sein Mäzen. Wagner selbst stammt nicht aus Bayern, er wurde in Leipzig geboren. Später aber machte er Bayreuth zum Zentrum seines Opernuniversums. Die Bayreuther Festspiele locken jedes Jahr Klassikfans aus aller Welt nach Bayern.
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"Mia san mia"
Ebenfalls berühmt: Der FC Bayern München. Seit Jahren deutscher Meister ist er zudem Deutschlands größter Sportverein. Im Zentrum des Mannschaftlogos: die blau-weiße Flagge Bayerns. "Mia san Mia" - wir sind wir - sagen die Bayern und meinen damit: Wir sind die Besten. Und im Fußball scheint das derzeit auch zu stimmen...
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Bayerische Mode
"Tragt ihr in Deutschland alle Lederhosen?" Diese Frage hat schon manch ein Deutscher im Ausland zu hören bekommen. Nein, tun wir nicht! Aber den Bayern sind ihre Trachten trotzdem wichtig: Dirndl und "Krachlederne" werden zu speziellen Anlässen getragen, und tatsächlich gibt es auch eine Gesellschaft, die sich der Erhaltung des traditionellen Aussehens verschrieben hat.
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Blue Jeans - aus Bayern
Nicht nur die Lederhosen kommen aus Bayern. Auch die Jeans hat hier ihren Ursprung: Ihr Erfinder war Levi Strauss. In Bamberg geboren, wanderte er im Alter von 18 Jahren mit seiner Familie in die USA aus, wo er die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm und seinen ursprünglichen Namen "Löb" in "Levi" umwandelte. Anders als die Lederhosen werden Jeans tatsächlich in ganz Deutschland getragen.
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Sneaker-Freaks
Und noch mehr Mode kommt aus Bayern: Zwei Schuhmacher aus Herzogenaurach gründen 1924 die "Gebrüder Dassler Schuhfabrik". 1936 überzeugen sie den US-Athleten Jesse Owens, von ihnen gefertigte Schuhe bei den Olympischen Spielen in Berlin zu tragen. Ein voller Erfolg. Später trennen sich die Brüder im Streit: Der eine gründet Adidas, der andere Puma.
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Der "Mythos Bayern" im Heimatfilm
In den 1950er Jahren hatte der Heimatfilm in Deutschland seine Hochzeit. Die bayrische Berglandschaft mit ihren Dörfern und Traditionen eignete sich hervorragend als Kulisse für Filme, die sich mit schönen Naturbildern und Herzschmerz-Geschichten über die noch frischen Erinnerungen an die Schrecken des Krieges legten.
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Passionsspiele
Alle zehn Jahre - 2020 ist es wieder soweit - zieht die 5000-Einwohner-Gemeinde Oberammergau Menschenmassen aus aller Welt an, um Jesus' letzte fünf Tage vor seiner Kreuzigung nachzustellen - und das seit fast 400 Jahren. Das Passionsspiel ist der Dank der Dorfbewohner dafür, dass sie 1634 von der Pest verschont blieben.
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Bayerische Auto-Kultur
In Bayern legt man aber nicht nur Wert auf Beschaulichkeit und Tradition. Auch die Industrie spielt eine Rolle. Unter anderem haben in München die Bayrischen Motorenwerke (BMW) ihren Hauptsitz. Der weltweit agierende Konzern legt Wert auf seinen bayrischen Sitz, nicht zuletzt wohl aufgrund der Technischen Hochschule, an der gefragte Fachkräfte nachwachsen.
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Die Geschichte Bayerns geht weit zurück. Einst herrschten hier die Römer, und die Spuren, die sie hinterließen, sind gut dokumentiert - in Museen und Archäologieparks. Im 12. Jahrhundert übernahm die Dynastie der Wittelsbacher für mehrere Jahrhunderte die Macht. Doch auch damit war irgendwann Schluss. 1918 riefen die Bayern den "Freistaat" aus und machten sich unabhängig. In diesem Jahr jährt sich dieses Ereignis zum 100. Mal und ist Anlass für die Ausstellung "Wald, Gebirg und Königstraum - Mythos Bayern", die das Haus der Bayerischen Geschichte konzipiert hat. Als Kulisse dient die Abtei Ettal, ein Benediktinerkloster in einem kleinen Dorf bei Garmisch-Partenkirchen im Voralpenland.
Legenden und Mythen
Die Ausstellung erzählt die Geschichte Bayerns, die seiner Landschaften und die der Menschen. Einer der prominentesten Bayern ist König Ludwig II. - unter anderem bekannt für seine weltberühmten Schlösser, darunter Deutschlands meistbesuchte Touristenattraktion, Schloss Neuschwanstein, und Schloss Linderhof, eine Hommage an Versailles.
Aber der "Märchenkönig plante noch mehr Prachtbauten, wie die Ausstellung in einer Multimedia-Show zeigt. Dafür wurde im Klostergarten extra ein 13 Meter hoher Holzpavillon errichtet. Drinnen sollen die Träume des Monarchen lebendig werden und zeigen, welche Bauvorhaben er für die Gegend noch hatte. Denn Ludwig II. wollte einen gewaltigen Schlösserpark schaffen. Aufgrund seines frühen Todes blieben von dem Projekt jedoch nur Pläne - ganz abgesehen davon, dass der verschwenderische Umgang mit Geld dem Haus Wittelsbach eine jahrzehntelange Finanzkrise bescherte. Ludwig II. bezahlte seinen aufwendigen Lebensstil nämlich nicht mit Geldern aus dem Staatshaushalt, sondern aus seiner Privatschatulle.
Dem "Mythos Bayern" auf der Spur
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Die bayrische Landschaft, für manch einen die schönste in Deutschland,- nimmt in der Ausstellung einen großen Raum ein. Seit jeher dient sie Künstlern als Inspiration - von silbernen Tassen in Form eines Bergziegenkopfs bis hin zum Porzellan-Teeservice, das mit pastoralen Szenen bedruckt ist. Auch die Zugspitze und das türkisblaue Wasser des Königssees bei Berchtesgaden sind beliebte Motive.
Unter den 250 Objekten, die die Ausstellung präsentiert, ist auch ein keltischer Einbaum. Das bisher noch nie gezeigte Exponat ist 3000 Jahre alt, 13,5 Meter lang und mehr als zwei Tonnen schwer. Das keltische Gefährt wurde zwischen 1987 und 1990 im Flachwasserareal vor dem Westufer der Roseninsel im Starnberger See gefunden. Welche Zweck es diente ist nicht bekannt - vielleicht königlichen Zeremonien?. König Ludwig II. soll damit jedoch nicht untergegangen sein, wie der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Richard Loibl, augenzwinkernd anmerkte. Um den Tod des Königs, der 1886 im Starnberger See ertrank, ranken sich viele Legenden.
Barocke Kulisse
Die Abtei Ettal selbst geht auf das Jahr 1330 zurück. Sie wurde von Kaiser Ludwig dem IV., genannt "der Bayer", gegründet. Der Legende zufolge war ihm in einer misslichen Lage ein 'grauer Mönch' erschienen, dem er die Gründung des Klosters versprach, im Gegenzug bot besagter Mönch ihm Hilfe an. Dies ist eine von vielen Legenden, die in der Ausstellung aufgegriffen werden, die in einem nie zuvor öffentlich zugänglichen Teil der Abtei untergebracht ist.
Für die Touristen bieten das Kloster Ettal und die es umgebende Bergwelt wohl die perfekte Kulisse, um in den "Mythos Bayern" einzutauchen. Und wer Lust hat, kleidet sich zünftig in Dirndl und Lederhose und schießt ein Foto, um den Daheimgebliebenen einen urig bayrischen Gruß zu senden.
Die Bayerische Landesausstellung 2018 "Wald, Gebirg und Königstraum – Mythos Bayern" ist vom 3. Mai bis zum 4. November 2018 im Kloster Ettal zu sehen.