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Gesellschaft

Mandela: Inspiration für junge Afrikaner

Ludger Schadomsky | Philipp Sandner
17. Juli 2018

Am 18. Juli wäre Nelson Mandela 100 Jahre alt geworden. Er beendete die Rassentrennung in Südafrika und wurde erster schwarzer Präsident des Landes. Noch heute ist er ein Vorbild für junge Afrikaner.

Patrice Juah
Patrice Juah aus Liberia sieht Nelson Mandela als Vorbild für die neue Generation von PolitikernBild: DW/G. Hilse

"Über Mandela zu sprechen heißt, über einen begründeten Kampf zu sprechen", sagt der 22-jährige André Cardoso, ein Rapper, Student und Aktivist aus Mosambik. Er ist einer von 15 jungen Afrikanern, die DW-Korrespondenten auf dem ganzen Kontinent erzählt haben, was Nelson Mandela heute noch für sie bedeutet. "Es heißt, Unterdrückung und Angst die kalte Schulter zu zeigen." 

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Als Nelson Mandelas Vater seinen Sohn im Juli 1918 "Rolihlahla" taufte, ahnte er vermutlich nicht, wie sehr dieser seinem Namen Ehre machen würde. "Rolihlahla" bedeutet in der Sprache des Xhosa-Volkes "der, der die Äste bricht", oder freier übersetzt: "jemand, der Ärger macht". Und welchen Ärger bereitete "Madiba", wie er von Südafrikanern bei seinem Clannamen gerufen wurde, dem südafrikanischen Unrechtstaat! 1944 trat er dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) bei, 1948 kam die Nationale Partei an die Macht und institutionalisierte fortan die Rassentrennung. Vier Jahre später eröffnete Mandela, der seine ersten Sporen als Rechtsgehilfe in einer jüdischen Kanzlei verdient hatte, das erste farbige Rechtsanwaltsbüro in Johannesburg.

"Unterdrückung und Angst die kalte Schulter zeigen" - das hat André Cardoso aus Mosambik von Nelson Mandela gelerntBild: DW/S. Inocencia

In diese Zeit fielen die Massenproteste und Kampagnen zivilen Ungehorsams des ANC gegen das Apartheidsystem, bei denen Mandela eine zentrale Rolle spielte. Nach dem Verbot des ANC 1961 gründete der Amateur-Boxer den militanten Flügel "Umkhonto weSizwe" (Speer der Nation) und ordnete als Kommandant der Untergrundorganisation Guerillaanschläge gegen staatliche Einrichtungen an. 1962 ging er heimlich ins Ausland, um für finanzielle Unterstützung und die militärische Ausbildung von ANC-Kadern zu werben. Nach seiner Rückkehr folgte die Verhaftung.

Ideal der demokratischen und freien Gesellschaft

Die Staatsanwaltschaft forderte die Todesstrafe. Mandela traf Vorbereitungen für die Flucht. Am Ende entschied er, zu bleiben - und nutzte seine heute legendäre Verteidigungsrede als Plädoyer für den Kampf für ein gerechtes Südafrika: "Ich habe gegen weiße Vorherrschaft gekämpft und ich habe gegen schwarze Vorherrschaft gekämpft. Ich habe mir das Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft zu Herzen genommen, in der alle Menschen in Harmonie und mit gleichen Chancen zusammenleben. Es ist ein Ideal, für das ich hoffe, leben zu können. Doch wenn es sein muss, ist es ein Ideal, für das ich bereit bin, zu sterben."

Nelson Mandela: Vorkämpfer für Freiheit und Gleichheit in AfrikaBild: picture-alliance/dpa

"Er war ein Mann mit Prinzipien, er stand zu seinem Wort", sagt der 30-jährige simbabwische Journalist Mlondolozi Ndlovu über den Mann, der später, als erster schwarzer Präsident Südafrikas, den Respekt für die schwarze und weiße Bevölkerung in gleichem Maße verkörpern sollte.

Mandela wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. 17 Jahre seiner Strafe verbüßte er auf der Felseninsel Robben Island vor Kapstadt. Dort rief er eine Universität ins Leben, unterrichtete Mitgefangene im Lesen und Schreiben. Heute ist die Zelle mit der Nummer fünf eines der touristischen Highlights einer Südafrika-Reise.

Freiheit für Nelson Mandela, freie Wahlen für Südafrika

Am 11. Februar 1990 kam Mandela nach 27 Jahren Haft frei. Seine erste Rede danach: ein Bekenntnis, das den Willen zur Veränderung mit einer großen Bescheidenheit paarte. "Ich stehe vor euch nicht als ein Prophet, sondern als ein Diener des afrikanischen Volkes", rief Mandela einer jubelnden Menschenmenge in Kapstadt zu.

Nach seiner Freilassung betrieb Mandela mit Hochdruck die Aufhebung der Rassentrennung, die im April 1994 in die ersten freien Wahlen am Kap mündete. Am 10. Mai 1994 wurde Nelson Mandela als erster schwarzer Präsident Südafrikas vereidigt und konzentrierte sich fortan vor allem auf die Aussöhnung zwischen den Rassen in Südafrika. So trieb er gemeinsam mit dem Kapstädter Erzbischof Desmond Tutu die Aufarbeitung der Apartheidverbrechen in der Wahrheits- und Versöhnungskommission voran.

Begeisterungsstürme begleiteten die Freilassung Mandelas am 11. Februar 1990Bild: picture-alliance/dpa

Nach seinem Abschied aus der aktiven Politik 1999 widmete sich "Madiba" sozialen Aufgaben. Besonders Kinder und Aids-Kranke lagen ihm dabei am Herzen. 2005 starb sein zweiter Sohn Makgatho mit 54 Jahren an der Immunschwächekrankheit. "Die Südafrikaner haben einen noblen Kampf gegen die Apartheid geführt. Heute sehen sie sich einer weit größeren Bedrohung gegenüber", erklärte Mandela. Später gab er zu, während seiner Amtszeit nicht genug gegen die Ausbreitung der Krankheit getan zu haben.

Ein Mann mit klaren Werten

Auch der ausbleibende Erfolg im Kampf gegen die Armut in Südafrika trübte Mandelas politisches Schaffen. Junge Südafrikaner werfen ihm auch heute noch vor, den Kampf gegen Ungerechtigkeit und soziale Ungleichheiten nicht beendet zu haben. So auch der 17-jährige Ghamolelo Thobile Masweu:

"Er hat zwar viel erreicht, aber es war trotzdem nicht genug. Es ist nicht zufriedenstellend für uns - für diejenigen, für die er vorgab zu kämpfen."

Doch bei aller Kritik, die seine Präsidentschaft überschattet, bleibt Mandela für viele ein Mann mit klaren Werten.

"Seine unparteiische Grundhaltung und sein Streben nach Gerechtigkeit  leiten mich in meiner Sicht auf die Welt", sagt Pamela Getcheu, 33, aus Kamerun. "Der Verein für Kinderrechte, den ich mitgegründet habe, ist mein Weg, die Ungleichheit in unserer Gesellschaft nicht auszublenden, sondern ihr den Kampf anzusagen."

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Mandela zurückgezogen in seinem Geburtsort Qunu. Als er am 5. Dezember 2013 starb, brachten politische Führer weltweit ihr Mitgefühl zum Ausdruck.

Mandelas Führungsstil war anders, betonen gerade junge Afrikaner - und fordern ein Umdenken von ihren Politikern:

"Mandela stellt eine Herausforderung für eine neue Generation von Politikern dar: Sie sollten die Menschen ins Zentrum all ihrer Bemühungen stellen", sagt die ehemalige Miss Liberia, Patrice Juah. Ihre Stiftung vermittelt Kindern Grundschulstipendien. Und der 26-jährige Kenianer Don Adrian Ingutia sagt: "Wenn unsere afrikanischen Führungskräfte wie Mandela wären, könnte Afrika sich wirklich verändern."

Mitarbeit: Henri Fotso, Gwendolin Hilse, Selma Inocência, Privilege Musvanhiri, Andrew Wasike, Stefan Möhl

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