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100 Prominente treten für Flüchtlinge ein

30. August 2015

Angesichts zunehmender Gewalt gegen Flüchtlingsheime und Asylbewerber haben sich 100 prominente Deutsche gemeinsam für Solidarität mit Flüchtlingen ausgesprochen. Einige fanden eindringliche Worte.

Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller (Foto: Getty)
Die Literaturnobelpreisträgerin Herta MüllerBild: AFP/Getty Images/D. Gannon

100 Prominente aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport haben für ein offenes Deutschland und gegen Fremdenhass ausgesprochen. An der von der "Bild am Sonntag" (BamS) initiierten Solidaritätsaktion beteiligten sich neben allen Ministern der Bundesregierung auch Spitzenvertreter der Kirchen, Gewerkschaften, Arbeitgeber sowie zahlreiche Vorstände von Dax-Unternehmen.

Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel sicherte den Flüchtlingen in Not die Hilfe der Bundesregierung zu. "Hunderttausende Menschen riskieren ihr Leben, um vor Terror und Krieg zu uns zu fliehen", hob der Bundeswirtschaftsminister in der "BamS" hervor. Sie hätten "ein Recht darauf, ohne Angst ein menschenwürdiges Leben bei uns zu führen". Deutschland sei "ein starkes und mitfühlendes Land", fügte Gabriel hinzu. "Nicht die Hetzer sind Deutschland, sondern all die Menschen, die mit Herz und Verstand helfen."

Innenminister Wolfgang Schäuble (l.) und Vizekanzler Sigmar GabrielBild: Reuters/Axel Schmidt

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nannte den derzeitigen Flüchtlingsandrang in der "BamS" die "größte Bewährungsprobe seit der Wiedervereinigung". "Ich bin überzeugt: Wir schaffen das", fügte Schäuble hinzu. "Am Geld wird es nicht scheitern, in der glücklichen Lage sind wir." Die Art und Weise, wie Deutschland diese Aufgabe meistere, werde "unser Land für die Zukunft prägen". In dieser Herausforderung liege "auch eine große Chance". Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) lobte "das große bürgerschaftliche Engagement" für Flüchtlinge.

"Mitgefühl und Hilfe"

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte: "Jeder Mensch, der zu uns flieht in der Hoffnung auf Hilfe, hat es verdient, dass wir ihm mit Solidarität, unbedingter Achtung seiner Würde und Nächstenliebe begegnen." Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm lobte: "Dass so viele in Deutschland sich mit ihrer Zeit und mit ihrem Geld für Menschen einsetzen, die hier Zu­flucht suchen, finde ich grandios." Dies sei "die beste Antwort" auf rechtsradikale Gewalt. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, erklärte: "Flüchtlinge, die fast alles verloren haben - ihren Besitz, ihre Familien, ihre Heimat - brauchen unser Mitgefühl und unsere Hilfe."

Daimler-Chef Dieter Zetsche schrieb: "Wer die Vergangenheit kennt, darf Flüchtlinge nicht abweisen. Wer die Gegenwart sieht, kann sie nicht abweisen. Wer an die Zukunft denkt, wird sie nicht abweisen." Bahn­-Chef Rüdiger Grube erinnerte daran, dass Deutschland in den schwierigen Nachkriegsjahren Millionen Vertriebene aufgenommen und integriert habe. "Heute steht unser Land wirtschaftlich so gut da wie noch nie. Warum sollte es uns nicht wieder gelingen, Flüchtlinge zu einer Bereicherung werden zu lassen?"

Die Schauspielerin Maria Furtwängler ist vielen Deutschen aus der Krimi-Serie "Tatort" bekanntBild: picture-alliance/dpa

Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann nannte Flucht eine der schlimmsten Erfahrungen, die Menschen machen können. "Umso mehr müssen wir Flüchtlinge mit aller Kraft unterstützen. Es ist die historische Chance zu zeigen, wer wir heute sind und was wir können. Dumpfer Rassismus, Gewalt und Hass haben hier keinen Platz!" Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer nannte es "eine Selbstverständlichkeit zu helfen, wenn Menschen an Leib und Leben gefährdet sind".

"Verzweiflung, Todesangst"

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller verwies auf ihre eigene Vergangenheit als Flüchtling aus Rumänien. "Je mehr Menschen an der Grenze bei der Flucht erschossen wurden, um so mehr sind trotzdem geflohen. Und was war der Grund? Die Verzweiflung, Todesangst und Hoffnungslosigkeit." So gehe es heute etwa Menschen aus dem Bürgerkriegsland Syrien oder aus der Diktatur Eritrea.

An dem Appell beteiligten sich auch die Regierungschefs mehrerer Bundesländer wie Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sowie Linkspartei-Chefin Katja Kipping, der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Wolfgang Niersbach, die Fußball-Weltmeister Mario Götze, Toni Kroos und Lukas Podolski sowie Schauspielerin Maria Furtwängler.

stu/cr (afp, dpa)

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