Rund 1.000 Jahre nach der Grundsteinlegung wurde jetzt eine Ausstellung über den Dom eröffnet. Darin geht es nicht nur um die Kathedrale, sondern auch um die politische Bedeutung der Kaiserpfalz Merseburg im Mittelalter.
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1000 Jahre Merseburger Dom
Im Jahr 1015 wurde in Merseburg an der Saale der Grundstein für eine Kathedrale gelegt, die heute auf eine große Geschichte zurückblickt. Davon zeugt die Jubiläumsschau mit kostbaren Schätzen des Mittelalters.
Bild: Wolfgang Kubak
Thietmar von Merseburg oder Julius Cäsar?
Gleich am Anfang der Ausstellung wird mit einem Mythos aufgeräumt: Die Stadt an der Saale ist keine römische Gründung wie etwa Köln oder Trier. Aber sie war im 11. Jahrhundert die bedeutendste Kaiserpfalz im Osten des römisch-deutschen Reiches. 1015 legte Bischof Thietmar von Merseburg den Grundstein zum Dom, im Auftrag von Kaiser Heinrich II.
Bild: DW/R. Arnold
Heinrichskrone
Heinrich II. hatte im Jahr 1014 die Kaiserkrönung empfangen und sofort mit dem Ausbau der damals bereits vorhandenen Merseburger Kirche begonnen. Heute steht Merseburg im Schatten der großen Nachbarstädte Leipzig und Halle/Saale. Doch im Mittelalter gab es von Merseburg aus viele internationale Beziehungen nach Skandinavien, Polen und Böhmen.
Bild: DW/R. Arnold
Schätze des Mittelalters
Gezeigt werden in der Sonderausstellung in Merseburg 130 wertvolle Exponate aus ganz Europa, die im Dom selbst und im angrenzenden Schlossmuseum ausgestellt sind. Auch dieses prächtige liturgische Gewand aus dem 12. Jahrhundert ist zu sehen.
Bild: Benediktinerstift St. Paul/Gerfried Sitar
Heinrichskelch
Der mit Rubinen und Perlen besetzte Messkelch aus dem 15. Jahrhundert geht auf eine Legende zurück: Im Gericht Gottes wurde über die guten und bösen Taten Heinrichs II. gerichtet. Der Merseburger Bistumspatron Laurentius habe einen Kelch zugunsten des Kaisers in die Waagschale geworfen und damit den Herrscher vor der Hölle gerettet.
Bild: Benediktinerstift St. Paul/Gerfried Sitar
Merseburger Zaubersprüche
Ein besonderes Highlight: die berühmten Merseburger Zaubersprüche. Sie gelten als älteste schriftliche Dokumente der germanischen Mythologie. Entdeckt wurden sie 1841 in der Bibliothek des Merseburger Domkapitels. Die Zaubersprüche stammen vermutlich aus dem 10. Jahrhundert.
Bild: picture-alliance/dpa
Heilige Lanze
Die Heilige Lanze ist eine Kopie jener Reichsinsignie, die römisch-deutsche Könige und Kaiser führten. Sie galt als heilig, da ein Nagel vom Kreuz Christi oder zumindest Späne davon eingearbeitet waren. Bei der Krönung Heinrichs II. zum König im Jahr 1002 soll die Heilige Lanze verwendet worden sein.
Bild: Museum of the Origins of the Polish State
Aufgespannte Illusionsbilder
Der Merseburger Dom wurde immer wieder verändert. So wurde die berühmte Ladegast-Orgel Mitte des 19. Jahrhunderts eingebaut. Die Orgel verstellt den alten Blick in den Dom, der während der Reformationszeit ganz selbstverständlich war. Ein großformatiges Panorama überspannt nun die Orgel-Rückwand und erweckt die Illusion, der Besucher befände sich zur Zeit der Reformation im Dom.
Bild: DW/R. Arnold
Kaiserdom im Wandel
Noch bis November wird die Ausstellung im Dom zu Merseburg gezeigt, einer der bedeutendsten Kathedralen Deutschlands. Weltweite Bekanntheit erreichte der Dom durch die Dreharbeiten eines Kinofilms: George Clooney drehte 2013 hier "The Monuments Men".
Bild: Vereinigte Domstifter/F. Boxler
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Ziel sei gewesen, die "etwas verschütt gegangene Geschichte Merseburgs" wieder ins Licht zu rücken, erklärte Kurator Markus Cottin, Leiter des Merseburger Domstiftsarchivs: "Merseburg ist über mehrere Jahrhunderte hinweg ein wichtiges politisches Zentrum gewesen, in dem große Entscheidungen für die europäische Geschichte gefallen sind."
Die Ausstellung wurde am Sonntag mit einem ökumenischen Festgottesdienst eröffnet. Die Kathedrale sei übervoll gewesen, sagte eine Sprecherin der Vereinigten Domstifter. Anschließend besuchten die ersten Gäste die Schau, darunter auch Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh als Schirmherr. Auf 600 Quadratmetern erfährt der Besucher viel Wissenswertes über die Zeit von der Gründung des Bistums im Jahr 968 bis kurz nach Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert. Insgesamt 130 Exponate sind im Dom sowie im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg zu besichtigen. Die Kostbarkeiten der Kirchengeschichte stammen aus mehreren Ländern Europas und sind sowohl im Dom als auch im angrenzenden Schloss zu besichtigen.
Mittelalterliche Kostbarkeiten
Darunter befinden sich unter anderem mit Edelsteinen besetzte Kronen, das knapp einen Meter hohe Adelheidkreuz aus Österreich - es gilt als das größte seiner Art aus dem Mittelalter - sowie wertvolle Handschriften. Im Dom selbst ist bis heute der berühmte Heinrichsaltar von Lucas Cranach dem Älteren im Original erhalten. Außerdem haben die Kuratoren ein dreidimensionales Modell des Doms aufgestellt, das die unterschiedlichen Bauepochen plastisch dokumentiert.
Der Merseburger Dom zählt zu den bedeutendsten Kathedralen Deutschlands. Merseburg war einst die wichtigste Kaiserpfalz im Osten des mittelalterlichen Reiches. Kaiser Heinrich II. gab vor genau 1000 Jahren den Auftrag für den Bau des Doms an der Saale. Er und seine Frau Kunigunde hielten 29 Mal in der Stadt Hof.