Verschwundene Deutsche
22. Juli 2008Die aktuelle Bevölkerungszahl Deutschlands ist vermutlich um 1,3 Millionen Menschen zu hoch. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag (22.07.2008) mit. Bisher ging die Behörde von rund 82,2 Millionen Menschen aus. Tatsächlich hat Deutschland wohl nur rund 80,9 Millionen Einwohner, vermuten die Statistiker. Genauere Zahlen werden aber erst nach der nächsten geplanten Volkszählung im Jahr 2011 vorliegen.
Aufgefallen war die "Überzeichnung" von 1,3 Millionen den Statistikern bei einem Test, der in den Jahren 2001 bis 2003 durchgeführt wurde. Dabei wurden die in den Melderegistern gespeicherten Daten mit den Angaben aus einer Stichprobenbefragung von Haushalten verglichen. Mit diesem Verfahren soll im Jahr 2011 ein EU-weiter Zensus durchgeführt werden. Auf eine traditionelle Befragung aller Einwohner kann dann verzichtet werden.
Ergebnisse der Volkszählungen sind veraltet
Die bisherige offizielle Zahl von 82,2 Millionen Einwohnern basierte auf den Ergebnissen der Volkszählung von 1987 im früheren Bundesgebiet und der letzten Volkszählung der DDR. Beide wurden regelmäßig mit den Angaben zu Geburten, Sterbefällen, Zu- oder Fortzügen fortgeschrieben. Mit wachsendem zeitlichem Abstand wurden die daraus errechneten Zahlen immer ungenauer.
Insgesamt hat das Bundesamt nun hochgerechnet rund 4,8 Millionen Abweichungen festgestellt. Im Einzelnen wurden rund 3,2 Millionen Personen potenziell zu viel erfasst, rund 1,6 Millionen potenziell zu wenig. Zusammen mit weiteren kleinen Abweichungen bedeute das, "dass die aktuelle tatsächliche Bevölkerungszahl insgesamt vermutlich um etwa 1,3 Millionen Personen überzeichnet" wurde, so das Statistische Bundesamt.
Die Bevölkerung schrumpft
Die neuen Zahlen bedeuten nach Angaben des Bundesamtes, dass die Bevölkerung stärker zurückgegangen ist als erwartet. So wenige Menschen wie heute lebten zuletzt 1992 in Deutschland. Als Gründe für den Rückgang gelten die Abnahme der Geburtenrate und die geringe Zuwanderung. (det)