Vor zwei Jahren hatte die Gruppe schon einmal den "Klima-Notfall" erklärt. Seitdem sei die Lage noch drastischer geworden. Zum Schutz des Lebens seien sofortige Veränderungen nötig.
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Mehr als 14.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus rund 150 Ländern haben sofortige Veränderungen im Hinblick auf die Klimakrise gefordert. Diese Veränderungen seien dringlicher denn je, um das Leben auf der Erde zu schützen, heißt es in einem im Fachjournal "BioScience" veröffentlichten Artikel. Gefordert wird unter anderem ein absehbarer Ausstieg aus der Verwendung fossiler Brennstoffe sowie ein besserer Schutz der Artenvielfalt.
Rund 11.000 der Unterzeichner hatten vor zwei Jahren in einem ähnlichen Schreiben einen weltweiten "Klima-Notfall" erklärt. Seitdem hätten zahlreiche Ereignisse wie Flutkatastrophen, Brände und Hitzewellen deutlich gemacht, welche Konsequenzen es habe, wenn weitergemacht werde wie bisher. 2020 sei beispielsweise das zweitheißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Im April 2021 sei die Konzentration der klimaschädlichen Gase Kohlenstoffdioxid und Methan in der Erdatmosphäre so hoch gewesen wie noch nie seit Beginn der Messungen.
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"Anzeichen, dass wir uns Kipppunkten nähern"
"Die extremen Klima-Ereignisse und Muster, die wir in den vergangenen Jahren - und sogar nur in den vergangenen Wochen - beobachtet haben, unterstreichen die gestiegene Dringlichkeit, mit der wir die Klimakrise angehen müssen", erklärte Ko-Autor Philip Duffy vom Woodwell Climate Research Center im US-Bundesstaat Massachusetts.
Dramatische Bilder der Folgen extremen Wetters dominierten die Berichterstattung der vergangenen Wochen. Ist die Klimakrise dafür verantwortlich?
Bild: AFP/Getty Images
Europa in Flammen
Während ein Teil Europas buchstäblich absäuft, steht andernorts alles in Flammen: Insbesondere in Griechenland, Italien und der Türkei wüten Großbrände. Der finanzielle Schaden ist bisher nicht absehbar, Tausende Menschen verloren ihr Heim.
Bild: ANGELOS TZORTZINIS/AFP
Hitzerekorde in Italien
Italien kämpft zudem mit Rekordtemperaturen, das italienische Gesundheitsministerium gab für viele Städte die höchste Hitze-Warnstufe aus. Auf Sizilien wurden am Mittwoch 48,8 Grad Celsius gemessen – ein neuer europäischer Hitzerekord. Die Hitze könnte weitere Brände nach sich ziehen.
Bild: Andrew Medichini/AP/picture alliance
Sturzfluten in Europa
Noch nie dagewesene Überschwemmungen durch zwei Tage Regen, wie er sonst in zwei Monaten fällt, haben in Deutschland und Belgien mindestens 262 Menschenleben gekostet. Flüsse in engen Tälern schwollen Mitte Juli zu reißenden Fluten an und zerstörten jahrhundertealte Dörfer. Der Wiederaufbau der zerstörten Häuser, Unternehmen und Infrastruktur wird laut Schätzungen Milliarden kosten.
Bild: Thomas Lohnes/Getty Images
Zum Feuer gesellt sich die Flut
Neben den Brandherden bekämpft man andernorts in der Türkei die Folgen der extremen Regenfälle vom Mittwoch. Wie in Deutschland und Belgien wurden auch hier Häuser und Brücken von den Fluten mitgerissen. Betroffen sind die am Schwarzen Meer gelegenen Provinzen Kastamonu, Bartin, Sinop und Samsun.
Bild: dpa/picture alliance
Extreme Regenzeit
Auch Teile Indiens und Chinas wurden von Rekordüberschwemmungen getroffen. Dämme und Abwasserkanäle wurden überflutet. Wissenschaftler sagen voraus, dass der Klimawandel zu häufigeren und heftigeren Regenfällen führen wird - wärmere Luft speichert mehr Wasser, was zu mehr Regen führt.
Bild: AFP/Getty Images
Hochwasser überschwemmt Zentralchina
Tagelange Regenfälle haben Ende Juli in der zentralchinesischen Provinz Henan zu verheerenden Überschwemmungen geführt. Zahlreiche Menschen kamen ums Leben, Hunderttausende wurden vertrieben. In der Provinzhauptstadt Zhengzhou wurden Menschen in einer U-Bahn eingeschlossen, als diese von den Wassermassen überflutet wurde. Ländliche Gebiete sollen noch stärker betroffen sein.
Bild: Courtesy of Weibo user merakiZz/AFP
Weniger als ein Drittel des Brandes unter Kontrolle
In Kalifornien wütet derweil immer noch das Dixie Fire. Weniger als ein Drittel der Brandfläche konnte bislang unter Kontrolle gebracht werden. Aufgrund der extremen Trockenheit werden noch mehr Brände befürchtet.
Bild: DAVID SWANSON/REUTERS
Waldbrände entfachen Unwetter
Die Hitzewelle mag vorbei sein, aber die Trockenheit heizt die Waldbrandsaison weiter an. Das Bootleg-Fire in Oregon war so groß, dass es sein eigenes Unwetter erzeugt hat und den Rauch bis nach New York getragen hat. Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge wären diese Wetterbedingungen ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel "praktisch unmöglich" gewesen.
Bild: National Wildfire Coordinating Group/Inciweb/ZUMA Wire/picture alliance
Steht der Amazonas vor einem "Kipppunkt"?
Im Süden leidet Zentralbrasilien unter der schlimmsten Dürre seit 100 Jahren. Damit steigt das Risiko von Bränden und weiterer Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes. Forscher berichteten kürzlich, dass ein großer Teil des südöstlichen Amazonasgebiets statt wie früher CO2 zu absorbieren durch die andauernde Zerstörung nun Treibhausgase ausstößt. Der "Kipppunkt" könnte bald erreicht sein.
Bild: Andre Penner/AP Photo/picture alliance
Am Rande des Verhungerns
In Madagaskar sind nach Jahren unerbittlicher Dürre mehr als 1,14 Millionen Menschen von einer Hungersnot bedroht. Einige sind gezwungen, rohe Kakteen, wilde Blätter und Heuschrecken zu essen. Da es keine Naturkatastrophen, Ernteausfälle oder politischen Konflikte zu verzeichnen gab, gilt die Hungersnot als die erste in der modernen Geschichte, die allein durch den Klimawandel verursacht wurde.
Bild: Laetitia Bezain/AP photo/picture alliance
Mehr Menschen auf der Flucht
Die Zahl der vor Konflikten und Naturkatastrophen Geflüchteter hat 2020 einen Zehnjahreshöchststand erreicht: 55 Millionen Menschen sind dabei in ihrem eigenen Land geflohen. Ein Bericht, der kürzlich von mehreren Organisationen veröffentlicht wurde, stellt fest, dass drei Viertel der Binnenflüchtlinge Opfer extremer Wetterbedingungen waren - diese Zahl wird wahrscheinlich noch steigen.
Bild: Fabeha Monir/DW
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Die Forschenden betrachteten 31 "Vitalzeichen", also Indikatoren für den Zustand der Erde, darunter die Dicke von Gletschern, die Ausdehnung des Meereises und die von Wäldern. In 18 dieser 31 Bereiche stellten sie Rekordwerte fest. So hätten Messungen in Grönland und der Antarktis historisch geringe Ausdehnungen der Eisflächen ergeben; Gletscher schmelzen nach Angaben der Autoren heute um 31 Prozent schneller als noch vor 15 Jahren. Die globalen Meeresspiegel und Meerestemperaturen seien so hoch wie nie zuvor.
"Es gibt wachsende Anzeichen dafür, dass wir uns Kipppunkten von verschiedenen Systemen der Erde - wie den Warmwasser-Korallenriffen, dem Amazonas-Regenwald und der Eisdecke der West-Antarktis und Grönlands - nähern oder diese sogar schon überschritten haben", betont Ko-Autor William Ripple von der Oregon State University. "Wir müssen unser Handeln rasch ändern, und Klima-Vorgaben sollten Teil der Corona-Wiederaufbaupläne sein, wo immer das möglich ist."
Bereits 2019 hatten die Wissenschaftler gewarnt: Wenn sich das menschliche Verhalten, das zu Treibhausgasausstoß und anderen den Klimawandel begünstigenden Faktoren führt, nicht grundlegend und anhaltend verändere, sei "unsägliches menschliches Leid" nicht mehr zu verhindern.