1. FC Köln legt China-Projekt auf Eis
18. Dezember 2019"Umerziehungslager" für über eine Million Uiguren, die systematische Unterdrückung einer ethnischen Minderheit durch die chinesische Regierung. Augenzeugen sprechen von Freiheitsberaubung, Vergewaltigungen und Folter. Während der chinesische Staat und die allmächtige Partei Bewegungen eines jeden Einzelnen auf Schritt und Tritt verfolgen. Mit Fußball hatte all das vor fünf Tagen noch wenig zu tun, bis Mesut Özil einen Tweet absetzte, in dem er auf die Situation der Uiguren aufmerksam machte.
Fünf Tage später verabschiedet sich der 1.FC Köln aus China. Bisher hatte man geplant, eine Fußball-Akademie zu eröffnen. Eine Trainingsschmiede für junge chinesische Athleten. Mit an Bord das deutsch-chinesische Unternehmen BMW Brilliance und eine örtliche Uni. Allgegenwärtig der chinesische Staat. In China ist Sport politisch.
Doch das Projekt ist nun beendet: Gegenüber der Zeitung "Express" sagte FC-Präsident Werner Wolf: "Vorstand und Geschäftsführung haben beschlossen, dieses Projekt in der derzeitigen sportlichen Situation nicht zu machen."
Die Kölner ziehen sich aus einem riesigen Fußballmarkt zurück. Die Zahl der Fußballfans im "Reich der Mitte" wird auf 400 Millionen geschätzt. Aus dem Umfeld des Vereins verlautet, dass insbesondere der Deutsche Fußball Bund großes Interesse daran hatte, dieses Potential nutzen. Neben anderen Bundesliga-Vereinen sollten auch die Kölner auf diesem Markt mitmischen.
Die China-Expedition des 1.FC Köln war im Verein unbeliebt
Es gab aber auch immer wieder kritische Stimmen gegenüber der Kooperation mit China. Prominentester Kritiker ist der ehemalige Interimspräsident Stefan Müller-Römer, der im "Kölner Stadt-Anzeiger" die Entscheidung begrüßte. "In China werden die Menschenrechte in massiver Form missachtet; dort wird ein totaler Überwachungsstaat aufgebaut", sagte Müller-Römer, der inzwischen wieder auf seinen Posten als Chef des FC-Mitgliederrats zurückgekehrt ist. "Und als gemeinnütziger Verein, der sich sozial engagiert, können wir eine so totalitäre und brutale Diktatur nicht unterstützen."
Auch die FC-Ultras waren wegen der Menschenrechts-Situation in China gegen das Engagement. "Auch für unseren 1. FC Köln sollte das ein klarer Grund sein, keine Kooperationen mit einem autoritäreren Staat wie China einzugehen. Menschenrechte und Freiheit wiegen mehr als sämtlicher Yuan der Welt.", schrieb die Fangruppierung "Wilde Horde 1996".
Im Gespräch mit der DW sagte der Pressesprecher des Vereins, dass weder Müller-Römer noch die Fans Einfluss auf die Entscheidung gehabt hätten. Man betont, es läge an Kapazitätsgründen. Eine vom FC geführte Trainingsakademie in China hätte mittelfristig Personal gebunden. Aufgrund der prekären sportlichen Situation, in der sich der Verein im Abstiegskampf in der Bundesliga befinde, habe man sich dagegen entschieden.
Doch aus dem Umfeld des Vereins heißt es, dass der Vorstand auch nicht von der Geschichte überzeugt gewesen sei. Einig sind sich aber alle: Derzeit gebe es für den 1. FC Köln wichtigere Dinge, als sich um eine Jugendakademie in China zu kümmern.