Karl Freiherr von Drais erfand vor 200 Jahren das Laufrad - als praktische und günstige Alternative zum Pferd. Über die Jahrhunderte wurde seine Draisine immer weiterentwickelt, bis zum Fahrrad wie wir es heute kennen.
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200 Jahre Fahrrad: Kult und Kuriositäten
Der Erfinder Karl Freiherr von Drais machte vor 200 Jahren seine erste Probefahrt auf einem Laufrad. Es war die Geburt des Fahrrads. Zwischen 1817 und 2017 hat es die vielfältigsten Formen angenommen.
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Das erste Laufrad
Karl Freiherr von Drais war eigentlich Förster - mit einer großen Begabung für Physik und Mathematik. Einige seiner Erfindungen wurden von anderen Tüftlern weiter entwickelt. Etwa der "Wagen ohne Pferde", der später zur Eisenbahndraisine wurde. Sein wichtigstes Werk war das Ur-Fahrrad, auch Laufmaschine oder "Draisine" genannt. Heutzutage lernen Kleinkinder mit einem ähnlichen Gerät Radfahren.
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Von der Draisine zum Velociped
Aus dem Laufrad entwickelte der Franzose Pierre Michaux 1861 das erste Tretkurbelrad, genannt "Michauline". Sein Landsmann Pierre Lallement verbesserte das Konzept und ließ es sich unter dem Begriff "Lallement-Velocipéd" patentieren. Es wirkte allerdings nicht sehr komfortabel. Der Vorderradantrieb war kraftraubend - und umfallen wollte man mit dem Rad sicher auch nicht.
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Nächste Generation: Das Hochrad
1870 erfand der Brite James Starley den nächsten Meilenstein im Zweiradbau: das Hochrad "Ariel". Es war dank der größeren Übersetzung durch das riesige Vorderrad viel schneller. Allerdings war es eine äußerst wackelige Angelegenheit. Alleine konnte man das Gerät kaum besteigen. Und bei einem Sturz konnten sich die Fahrer durch die hohe Sattelposition schwer verletzen.
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Die erste Tour de France
1890 hat das "Sicherheitsniederrad" mit Kettenantrieb und luftgefüllten Reifen das Hochrad verdrängt. Das berühmteste Radrennen der Welt, die Tour de France, startete mit diesen Rennrädern zum ersten Mal am 1. Juli 1903 mit 60 Fahrern in Paris. Sie führte über Lyon, Marseille, Toulouse, Bordeaux und Nantes zurück nach Paris. Nach 2428 Kilometern gewann der Franzose Maurice Garin (Mitte) die Tour.
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Tandem in einer anderen Dimension
Warum nicht direkt ein Fünfsitzer? Auf diesem Bild von 1895 sind die Söhne des Maschinenbauers Adam Opel zu sehen. Sie alle waren erfolgreiche Radrennfahrer und haben so das Opel-Fahrrad populär gemacht. In den 1920er Jahren war Opel der größte Fahrradhersteller der Welt - neben dem inzwischen sehr erfolgreichen Autobau.
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Rennen in den Trümmern
Um das triste Leben zwischen den Ruinen des Zweiten Weltkriegs erträglicher zu machen, mussten die Menschen großen Erfindungsreichtum an den Tag legen. Es gab nicht viel im Nachkriegsdeutschland. So kam man mit dem aus, was da war - und manchmal wurden tolle Sachen daraus: Hier haben sich Kinder und Jugendliche 1953 in Berlin aus Trümmerresten eine Radrennbahn gebaut.
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Zweckentfremdete Zweiräder
Dieses Foto entstand in Wien. Die Männer stellten sich auf ihre Räder, um bei einem Fußballspiel zuzuschauen, das hinter der Mauer stattfand. Ähnliche Bilder sieht man auch heute immer wieder. Etwa als die Rockband AC/DC 2015 in Köln auf einer großen Wiese spielte, haben sich Hunderte rund um die Wiese im Wald auf Bäume gesetzt oder am Zaun auf ihre Fahrräder gestellt, um zuzugucken.
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Das schwerste fahrbare Fahrrad der Welt
Der Tüftler Frank Dose musste das 1080 Kilo schwere Ungetüm für den Weltrekord 100 Meter weit mit eigener Kraft bewegen. Die Idee dazu entstand nach ein paar Bier auf dem Wacken Open-Air-Festival. Dann brauchte Dose nur noch etwas Schrott - darunter die Reifen eines ausrangierten Güllelasters.
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Rad aus Gartenrechen
Der Designer Dieter "Didi" Senft ist bekannt für besonders ausgefallene Radkreationen. Mit seinen Modellen hat er schon mehrere Rekorde eingefahren. Dieses "Einhundertelfstück-Zwölfzinkengartenrechenlaufrad" besteht tatsächlich aus 111 Gartenrechen, ist vier Meter lang und zwei Meter hoch. Und es soll tatsächlich funktionstüchtig sein.
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Wie fährt man sowas?
Der Fahrradsammler Ulrich Teige hat sich auf besonders kuriose Fahrradtypen spezialisiert. In seinem Museum "Pedalwelt" zeigt er besonders exotische Räder wie Rikschas, Wackelräder, verkehrt lenkende Räder oder auch dieses hier: Ein Liegeradtandem, das nur dann fährt, wenn der eine Fahrer vorwärts tritt und der andere rückwärts.
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Mit dem Rad auf Weltreise
Fahrräder aus Bambus sind so stabil, dass sie sogar weltreisetauglich sind. Karina und Tim Poser (Foto) sind mit ihren Bambusrädern von Hamburg in die chinesische Metropole Chengdu geradelt. Die in sozialen Projekten in Ghana und Deutschland gebauten Räder schafften die 12.000 Kilometer nahezu ohne Panne.
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Hauptsache auffallen
Mittlerweile sind der Form kaum noch Grenzen gesetzt. Es gibt Liegefahrräder, extrem hohe Räder (Tallbikes) und Fatbikes mit absurd dicken Reifen. Auf dem Foto ist ein sogenannter Cruiser zu sehen. Diese Fahrräder sind besonders bequem und ziehen die Blicke auf sich. Nicht nur aufgrund der weichen Formen, auch wegen der ausladenden Größe. Daher eignen sich die Cruiser auch bestens als Werbeträger.
Bild: DW/S. Wünsch
Ballermann auf Rädern
Ein Holztresen, eine Zapfanlage, als Bugfigur das Holzfass. Eine Tonne Fahrgestell, angetrieben von bis zu zehn strampelnden Partyradlern: Die rollende Biertheke hat jahrelang Deutschlands Innenstädte unsicher gemacht. Viel zu betrunkene Leute behinderten den Verkehr, pöbelten oft herum. Kurz: Es war das Grauen auf Rädern. Die meisten Städte haben die "Saufräder" längst verboten.
Bild: picture-alliance/dpa
Mit dem Fünfrad durch Peking
Hier noch ein hübsches Beispiel für einen besonders kreativen Umbau: Im Jahr der Olympischen Spiele 2008 in Peking hat dieser Radfahrer aus seinem Zweirad ein Fünfrad gebastelt. So konnte er anlässlich des sportlichen Großereignisses die olympischen Ringe durch die chinesische Hauptstadt fahren.
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"Nine Million Bicycles"
Peking galt lange als Fahrrad-Welthauptstadt. Längst beherrschen jedoch die Autos das Straßenbild in der chinesischen Metropole. Doch dass in Peking immer noch "Neun Millionen Fahrräder" herumfahren, glaubt spätestens seit dem Hit von Katie Melua jeder: 2005 sang sie sich mit der romantischen Ballade "Nine Million Bicylces (in Beijing)" in die Charts.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Klar
Lebensgefährliches Transportmittel
Seit Jahren werden Städte weltweit an ihrer Fahrradfreundlichkeit gemessen. Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba dürfte hierbei mit Schlaglöchern, Tierherden und rücksichtslosen Autofahrern unter den Schlusslichtern sein. Trotzdem befördern unerschrockene Viehhalter ihre Tiere gerne auf diese Weise von A nach B. Die fahrradfreundlichste Stadt der Welt soll die dänische Hauptstadt Kopenhagen sein.
Bild: picture alliance / dpa
Ein Rad zum Kleinkriegen
Früher gab es Klappräder. Heute gibt es Falträder. Die sind leicht und so klein zusammenfaltbar, dass man sie bequem tragen kann. Sehr beliebt sind sie bei Berufspendlern, die Teile der Strecke mit Bus oder Bahn zurücklegen müssen. Für ein mitgenommenes "normales" Fahrrad muss man extra zahlen - das Faltrad kostet nichts. Schließlich ist es kleiner als ein Koffer.
Bild: picture-alliance/dpa
Bromptonmaniacs
Das Faltrad "Brompton" hat sich in seiner britischen Heimat, aber auch in Japan und den USA zum Kultrad entwickelt. Es ist der "Mercedes" unter den Falträdern und dank einer perfekten Übersetzung schneller als es aussieht. So finden in London oder New York jährlich Weltmeisterschaften statt. Dort geht es nicht nur darum, wer am schnellsten fährt, sondern auch darum, wer am besten gekleidet ist.
Bild: Imago/ZUMA Press
Fahrrad mit eingebautem Rückenwind
Bei den Fahrrädern mit Elektromotoren gibt es verschiedene Klassen. Reine E-Bikes fahren auch ohne Pedalkraft. Beim am weitesten verbreiteten Pedelec verstärkt der Motor die Kraft, die der Fahrer in die Pedale legt. Den Ruf als "Rentnerfahrstuhl" haben Pedelecs längst abgelegt. Es gibt sie auch als Sportfahrräder und Mountainbikes.
Bild: Imago/MITO
Fahrrad statt Hochzeitskutsche
Wenn das nicht auch eine Liebeserklärung an das Fahrrad ist! Während andere sich dicke Limousinen als Hochzeitskutsche mieten, fährt dieses frisch vermählte Paar einfach mal mit dem Rad in die Flitterwochen. Fahrradhochzeiten sind durchaus üblich - selbst bei Promis: Die Schwester von Popstar Beyoncé, Solange Knowles, kam ebenso wie ihr Bräutigam auf einem weißen Rad zur Trauung.
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Am 12. Juni 1817 setzte sich der Forstbeamte und Erfinder Karl Freiherr von Drais auf den Sattel seiner hölzernen Laufmaschine und lief los. Die Probefahrt gelang, der Urahne des heutigen Fahrrads war geboren.
Der Zeitpunkt konnte nicht besser sein: Die Region war gebeutelt von einer Klimakatastrophe, ausgelöst durch eine gigantische Aschewolke, die ein Vulkanausbruch in Indonesien um die ganze Welt geschickt hatte. Die Folgen: Kälte, Dürre, Ernteausfälle, Hunger. Der Situation sind auch zahlreiche Pferde zum Opfer gefallen - indem sie schlicht von den hungernden Menschen verspeist wurden.
Laufrad als Alternative zum Pferd
Drais hatte lange über eine sinnvolle Alternative zum Pferd nachgedacht - und so ist das Laufrad, genannt "Draisine", entstanden. Dass er damit die Mobilität der Menschheit für immer verändern würde, soweit hat er wahrscheinlich nicht gedacht, als er seine Erfindung zum ersten Mal ausprobierte. Eigentlich wollte er damit nur Geld verdienen.
Die Jungfernfahrt startete im baden-württembergischen Mannheim und führte etwa 14 Kilometer nach Süden Richtung Schwetzingen. Die Presse in ganz Europa berichtete von dieser neuen Erfindung aus Deutschland. Am meisten wurde der finanzielle Aspekt gefeiert: Die Anschaffungskosten einer Draisine lagen bei 20 Pfund, die eines Pferdes bei 1900 Pfund. Unschlagbar war auch die Tatsache, dass dieses Gerät keine Folgekosten verursachte - schließlich musste es nicht fressen.
Begeisterung fürs Rad hielt sich vorerst in Grenzen
Zu Drais' Enttäuschung löste das neue Fortbewegungsmittel nicht überall Begeisterung aus. Denn wer wollte sich damals schon fortbewegen, wenn er es nicht musste? Die meisten einfachen Leute vom Land blieben ihr Leben lang dort, wo sie geboren waren und fanden die Idee, sich freiwillig von ihrem Zuhause wegzubewegen, ziemlich skurril. So war diese neuartige Laufmaschine eher ein Spielzeug für einige wenige betuchte Sportsleute.
Die Drais'sche Erfindung blieb aber auch von anderen Bastlern nicht unbemerkt. So hatte er seine Laufmaschine zwar patentieren lassen - das galt jedoch nur für sein kleines Herzogtum Baden. Jenseits der Landesgrenzen wurde sein Laufrad fröhlich kopiert und weiterentwickelt.
Bis das Fahrrad in seiner heutigen Form entstand, sollte es noch viele Jahrzehnte dauern. Tüftler in Frankreich und England verbesserten das Zweirad-Konzept laufend, vom ersten pedalgetriebenen Velociped bis zum lebensgefährlichen Hochrad. Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich dann das klassische Fahrrad durch, mit Elementen, die wir bis heute an ihm kennen: mit zwei gleich großen luftgefüllten Gummireifen und einem Kettenantrieb.
Fahrrad wird zum praktischen Transportmittel
Technik aus dem Fahrradbau wurde übrigens auch im Automobilbau eingesetzt, wie etwa der Luftreifen. Viele Formen sind in den 200 Jahren entstanden - und vieles hat das Fahrrad durchmachen müssen, bis es zum praktischen Transportmittel für jedermann wurde: Es wurde belächelt, von biederen Frauenvereinen als unschicklich bezeichnet, später war es ein exklusives Spielzeug für Wohlhabende. Dann kamen auch noch das motorisierte Zweirad und das Auto als Konkurrenten dazu.
Heute ist das Fahrrad Gebrauchsgegenstand, Kultobjekt, Sport- und Spaßgerät und wird von Milliarden Menschen auf der ganzen Welt gefahren. Es ist der Inbegriff der nachhaltigen Mobilität geworden. Wer für die Fahrt zur Arbeit das Auto stehen lässt und aufs Rad steigt, tut nicht nur Gutes für die Umwelt, sondern auch gleich für sich selbst: Wer viel radelt, bleibt länger gesund.