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Politik

2019 war drittwärmstes Jahr in Deutschland

30. Dezember 2019

Neun der zehn heißesten Jahre hierzulande fallen in die laufende Dekade. Das sei "kein Zufall", sagt der Deutsche Wetterdienst. Derweil appelliert der künftige UN-Sondergesandte für Klimaschutz vor allem an eine Adresse.

Deutschland | Sonnenaufgang über Frankfurt im Nebel | NEU
Sonnenaufgang über Frankfurt am Main (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/J. Eifert

Das Jahr 2019 ist das drittwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 - und es war ungewöhnlich trocken und sonnig. Der Temperaturdurchschnitt im zu Ende gehenden Jahr lag bei 10,2 Grad Celsius, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mitteilte. Dieser Wert liegt 2,0 Grad über dem der Referenzperiode von 1961 bis 1990.

Wie bereits die meisten der vorangegangenen Jahre sei auch 2019 in Deutschland wieder zu trocken, zu warm und mit mehr Sonnenschein als üblich verlaufen, berichtete DWD-Sprecher Andreas Friedrich nach der vorläufigen Auswertung der Ergebnisse von rund 2000 DWD-Messstationen. "Der Klimawandel ist auf der Überholspur", sagte er. Dies gelte nicht nur für Deutschland - nach internationalen Messergebnissen ist 2019 weltweit wohl das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

"Dramatische Häufung"

Die Tatsache, dass neun der zehn heißesten Jahre in Deutschland in der Dekade zwischen 2010 und 2019 verzeichnet worden seien, stelle eine "dramatische Häufung" dar. Die einzelnen Jahresrekorde seien somit keine zufälligen Ausreißer. Das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war 2018 (mittlere Temperatur: 10,5 Grad), gefolgt von 2014 (mittlere Temperatur: 10,3 Grad).

DWD-Sprecher Andreas Friedrich (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/Deutscher Wetterdienst/Bucher

2019 geht das Ergebnis auf elf zu warme Monate zurück - darunter die extreme Hitze Ende Juli. Noch nie zuvor seien in Deutschland an drei Tagen hintereinander 40 Grad oder mehr gemessen worden. In diesem Sommer hatte die Temperatur an 23 Messstellen diesen Wert erreicht und teilweise sogar überschritten. Am 25. Juli wurde dabei in Lingen im Emsland der neue deutsche Hitzerekord von 42,6 Grad gemessen, in mehreren Bundesländern gab es ebenfalls Rekordwerte.

"Die tödlichste Gefahr"

Solche Temperaturen sind gerade in dicht bebauten Ballungsgebieten mit gesundheitlichen Belastungen verbunden. "Eine Hitzewelle im Sommer ist die tödlichste Gefahr, die unser Wetter zu bieten hat, gefährlicher als Winterstürme oder Starkregen", betonte der DWD-Sprecher. Es müsse davon ausgegangen werden, dass auch in der kommenden Dekade die Sommer in Deutschland von Wetterextremen geprägt seien. "Dass es zu kühl ist, wird seltener sein."

Hitzekord: DWD-Messstation in Lingen/NiedersachsenBild: picture-alliance/dpa/C. Gateau

Hitze war aber nach DWD-Angaben nicht das einzige Wetterextrem des Jahres 2019. Wie bereits im Jahr zuvor war gerade der Sommer deutlich zu trocken - auch wenn mit einem bundesweiten Durchschnitt von bislang rund 730 Litern Niederschlag pro Quadratmeter immerhin 93 Prozent des jährlichen Regen-Solls erreicht wurden.

Bad Tölz ging im Juli baden

Allerdings fiel in manchen Regionen viel zu wenig Regen. Vom Thüringer Becken bis zur Leipziger Tieflandsbucht kamen an einigen Messstationen nur etwa 350 Liter pro Quadratmeter zusammen. Den meisten Regen und Schnee erhielt hingegen das Allgäu mit bis zu 2450 Liter pro Quadratmeter, die größte Tagessumme prasselte in Form von Starkregen in Kreuth-Glashütte bei Bad Tölz am 28. Juli mit 138,9 Liter pro Quadratmeter vom Himmel.

Staubig: Landwirt fährt mit der Egge über einen trockenen Acker in Heimbach/Nordrhein-Westfalen (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Zudem war das Jahr 2019 nach den vorläufigen Ergebnissen besonders sonnig: Mit etwa 1800 Stunden Sonnenscheindauer wurde das durchschnittliche Jahres-Soll von 1544 Stunden deutlich übertroffen. Am längsten zeigte sich die Sonne am Hochrhein mit rund 2120 Stunden, am wenigsten im Norden und im Sauerland mit örtlich weniger als 1500 Stunden.

Der künftige UN-Sonderbeauftragte für Klimaschutz und Finanzen, Mark Carney, fordert derweil die Firmenchefs zu mehr Engagement im Kampf gegen die Erderwärmung auf. Die Klimakrise sei eine "Tragödie", sagte Carney . Bald werde es "zu spät zum Handeln" sein.

"Bald ist es zu spät zum Handeln": Mark CarneyBild: Reuters/P. Wojazer

Jedes Unternehmen, jede Vermögensberatung, jede Versicherung und jeder Pensionsfonds müssten sich fragen: "Wie sieht der Plan aus?" Zwar habe der Finanzsektor schon begonnen, Investitionen in fossile Energien wie Kohle zurückzufahren. "Aber das geht nicht schnell genug", sagte der scheidende Chef der britischen Notenbank im Sender BBC. Das Programm BBC 4 wurde an diesem Montag von Klimaaktivistin Greta Thunberg gestaltet.

jj/qu (dpa, afp)

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