Das berühmte Museum in der französischen Hauptstadt ist nach 225 Jahren nicht mehr nur Kultur, sondern Kult. Abu Dhabi, Sudan, China: Frankreich exportiert den Louvre inzwischen in die ganze Welt.
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Die gläserne Pyramide im Innenhof des Louvre ist zum Wahrzeichen von Paris geworden. Wie der Eiffelturm steht sie für die Stadt an der Seine, die letztes Jahr allein von mehr als einer Million deutschen Touristen besucht wurde.
Das Museum präsentierte vor 225 Jahren am 27. Juli 1793 erstmals eine Schau. Später dann im gleichen Jahr wurde der Louvre als Museum für die breite Öffentlichkeit offiziell eröffnet. Da war natürlich die Glaspyramide noch nicht zu sehen. Die wurde erst zwischen 1985-89 gebaut.Heute ist der Louvre das beliebteste und meistbesuchte Museum der Welt. Das Gebäude, in dem sich immer noch die Ausstellungssäle befinden, war bereits damals beeindruckend. Die hohen Wände mit den gläsernen Dachfenstern sind ideal, um Skulpturen und Gemälde aufzubewahren.
Vom Königsschloss zum Kunstdepot
Die Geschichte des Louvre beginnt im 12. Jahrhundert: König Philipp II. ließ den trutzigen Festungsbau zum Schutz des rechten Seineufers errichten. Nach mehrmaligem Umbau wurde das Schloss im 16. Jahrhundert zum Hauptwohnsitz des französischen Königs.
Nachdem König Ludwig XIV. sich 1682 entschied, ins Schloss Versailles zu ziehen, drohte das Gebäude zu verwahrlosen. Später zog dann die Französische Akademie ein und nutzte den Bau als Arbeitsraum. Währenddessen wurden die Räume des Louvre auch immer wieder als Depot für Kunstwerke der königlichen Sammlung genutzt. Der Politiker Charles Claude Flahaut de La Billarderie wollte die Sammlung schließlich für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Während der Französischen Revolution wurde der Louvre dann durch ein Dekret eröffnet.
Napoleon Bonaparte und Napoleon III. arbeiteten an dem Projekt weiter. Sie kauften Werke aus dem Ausland und eröffneten Zweigstellen in anderen Städten Frankreichs. 1870 wurde die Sammlung verstaatlicht. François Mitterrand initiierte dann mehr als 100 Jahre später den Umbau. Und 1989 eröffnete die von dem chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei entworfene Glaspyramide als neuer Eingangsbereich.
Es ist die Pyramide, vor der Jay-Z in seinem aktuellen Musikvideo "Apeshit", rappt. 83 Millionen Mal wurde das Video bereits angeklickt, und der Louvre bietet nun eine Führung zu den 17 Werken an, die im Musikvideo vorkommen. Das hoch angesehene Museum schreckt nicht davor zurück, seine Marke zu verkaufen. Wie viel Beyoncé und Jay-Z für die Drehgenehmigung im Museum zahlten, wurde bislang nicht bekannt.
Louvre als Exportschlager
Gleich seinen ganzen Namen verkaufte das Museum an die Vereinigten Arabischen Emirate. Am 11. November 2017 eröffnete dort das "Louvre Abu Dhabi". Zur Eröffnung wurden auf die Glaspyramide in Paris Bilder aus dem Wüstenstaat projiziert. Insgesamt ist das Museum in den Vereinigten Emiraten 64.000 Quadratmeter groß. Etwa 300 Exponate wird der Louvre aus Paris jährlich leihen. Im Gegenzug erhält der Louvre in Paris Geld, allein 73,4 Millionen im Jahr 2017 für die Nutzung des Namens. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron besuchte den Louvre Abu Dhabi drei Tage vor der offiziellen Eröffnung. Er sprach dabei von der Schönheit als verbindendem Element. Das Gebäude in Abu Dhabi hat der französische Stararchitekt Jean Nouvel entworfen. Charakteristisch ist die 180 Meter lange Kuppel über den 55 kastenförmigen weißen Gebäuden.In dem Museum wird ab September auch das teuerste Gemälde der Welt zu sehen sein: Leonardo da Vincis "Salvator Mundi". Kronprinz Mohammed bin Salman, der es für 450 Millionen US-Dollar im November erstand, leiht es dem Museum.
Da Vincis Meisterwerke
Leonardo da Vincis Werke zählen zu den berühmtesten der Kunstgeschichte. Über ihre Echtheit gibt es heute häufig Diskussionen. Der Meister selbst war eher an den Wissenschaften als an der Malerei interessiert.
Bild: picture-alliance/United Archive
Mona Lisa
Das bekannteste Gemälde Leonardo da Vincis aus der Hochphase der italienischen Renaissance hängt im Pariser Louvre. Das Jahr seiner Fertigstellung ist ebenso unklar wie die wahre Identität der Lisa: Die Florentinerin Lisa del Giocondo, Gattin des Tuch- und Seidenhändlers Francesco di Bartolomeo di Zanobi del Giocondo, gilt als heiße Kandidatin - viele Kunsthistoriker zweifeln das jedoch an.
Bild: picture-alliance/United Archive
Salvator Mundi
Für die Rekordsumme von 450 Millionen Dollar wurde 2017 Leonardo da Vincis Werk im Auktionshaus Christie's für den saudi-arabischen Kronprinz Mohammed bin Salman ersteigert. Um 1500 entstanden, zählt es zu den weniger als 20 erhaltenen Gemälden des Meisters. 1958 hatte das Werk für nur 60 Dollar den Besitzer gewechselt - im Glauben, es sei kein Original. Die Echtheit ist heute noch umstritten.
Bild: Getty Images/AFP/T. Akmen
Johannes der Täufer
Johannes der Täufer, der Jesus im Neuen Testament als Messias erkennt und dessen Wegbereiter wird, hängt ebenfalls im Louvre. Seine Heiterkeit ist Ausdruck seines Wissens. Leonardo stand zwischen 1513 und 1515 in den Diensten des Vatikans, vermutlich gab ihm Papst Leo X. den Auftrag für das Bild, bei dem es sich um da Vincis letztes Ölgemälde handeln könnte.
Bild: picture-alliance/akg-images/A. Held
Das Abendmahl
Nicht die Mona Lisa, sondern das Abendmahl an der Nordwand des Speisesaals des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand gilt als Höhepunkt des malerischen Schaffens da Vincis. Es ist mehrfach restauriert worden, weil die angewandte Seccomalerei vom Ende des 15. Jahrhunderts im Vergleich zu den auf feuchten Putz gemalten Fresken weniger haltbar ist. Das Abendmahl ist Weltkulturerbe.
Bild: picture-alliance/R. Goldmann
Madonna mit der Spindel
Das Original des Bildes ist nicht erhalten, allerdings gibt es zwei Kopien, die von Leonardos Schülern stammen: Ein Bild ist Teil einer New Yorker Privatsammlung, das andere wurde 2003 aus dem schottischen Drumlanrig Castle gestohlen. 2007 tauchte es bei einer Razzia auf, heute hängt es in der Schottischen Nationalgalerie. Obwohl es kein Original ist, lag sein Wert damals bei 40 Millionen Euro.
Bild: Getty Images/J. Mitchell
Selbstporträt
Bei 500 Jahre alten Kunstwerken gehören Zweifel an deren Echtheit einfach dazu: Beim Selbstbildnis, im Besitz der Königlichen Bibliothek in Turin, gelten weder die Urheberschaft noch die Identität der abgebildeten Person als gesichert. Das Entstehungsjahr der Rötelzeichnung könnte Experten zufolge weit hinter da Vincis Tod liegen. Ob der Meister wohl über all die Diskussionen feixen würde?
Bild: Getty Images/AFP/M. Bertorello
Luftschraube
Schließlich machte sich das Universalgenie weniger aus der Malerei als aus anderen Wissenschaften: Zu Architektur, Biologie, Technik und Anatomie entwarf da Vinci Skizzen, sein Forschungsdrang soll seiner Tatkraft mitunter im Weg gestanden haben. Die hier gezeigte Skizze eines Fluggeräts, des Helix Pteron, ist ein Vorbote des Hubschraubers. Zur Umsetzung fehlten ihm aber die passenden Materialien.
Bild: Imago/United Archives
Der vitruvianische Mensch
Sein Erfindergeist ist wohl einer der Gründe, warum es so wenige Gemälde von da Vinci gibt: Er kam gar nicht so häufig zum Malen. Diese Skizze basiert auf der Darstellung des antiken Architekten Vitruvius vom Mensch mit idealisierten Proportionen. Er gilt als Symbol für Symmetrie, Schönheit und Körperbewusstsein und die meisten Deutschen tragen ihn täglich bei sich - auf ihrer Krankenkassenkarte.
Bild: picture-alliance/akg-images
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Der Louvre ist längst nicht mehr nur in Frankreich aktiv. Dem Jahresbericht zufolge hatte das Museum 2017 Kontakt zu 75 verschiedenen Ländern. Es kooperiert mit Wissenschaftlern in den USA, Ägypten und dem Sudan. 737 Werke sind derzeit an andere Museen weltweit verliehen, und bei neun Ausstellungen hat der Louvre mit anderen Ländern zusammengearbeitet. Zudem beteiligte sich der Louvre an der Ausbildung sechs libyscher Museumsdirektoren.
Auch wenn der Louvre zum Exportschlager geworden ist, besuchen die Menschen nach wie vor das Museum in Paris. 2017 kamen 8,1 Millionen Kunstinteressierte. 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor.Mehr als 380.000 Werke umfasst die Sammlung: Zu ihr gehören etwa die griechische und römische Antikensammlung, Gemälde italienischer Maler aus der Renaissance, flämische Malerei aus dem 16. und 17. Jahrhundert sowie Werke französischer Maler des 15. bis 19. Jahrhunderts. Das bekannteste Werk ist wahrscheinlich das Gemälde "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci.
is/ks (kna)
Die französische Hauptstadt ist der Sehnsuchtsort für Reisende aus aller Welt. Jedes Jahr kommen 16 Millionen in die Stadt an der Seine.
Paris, die Schöne an der Seine
Die französische Hauptstadt ist der Sehnsuchtsort für Reisende aus aller Welt. Jedes Jahr kommen 16 Millionen in die Stadt an der Seine.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Ehlers
Stadt der Kunst
Über 200 Museen gibt es in Paris. 1793 eröffnete das Musée du Louvre, das zu den bedeutendsten Museen der Welt zählt. In dem Gebäude werden 35.000 Exponate - von der Antike bis zur Moderne - ausgestellt. Darunter auch die Mona Lisa, das weltberühmte Gemälde von Leonardo da Vinci.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Baumgart
Stadt der Liebe
Auf dem 130 Meter hohen Hügel Montmartre im Norden von Paris befindet sich etwas versteckt auf dem Square Jéhan-Rictus eine Hommage an die Liebe: "Le mur des je t’aime". Auf 40 Quadratmetern mit 612 Kacheln haben Künstler in über 300 Sprachen "Ich liebe Dich" geschrieben.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Muncke
Stadt der Mode
Coco Chanel gilt als die Revolutionärin der Damenmode, weil sie das Korsett verbannte. Dior entwarf den "New Look" und Yves Saint Laurent erfand den Hosenanzug für die Frau. Heute hält der Mode-Zar Karl Lagerfeld Hof in Paris. Für Filmschauspielerin Romy Schneider war die Stadt eine Offenbarung: "In Paris habe ich leben und lieben, mich zu bewegen und mich zu kleiden gelernt".
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Stadt der Philosophen
Denken, debattieren, die Welt neu erfinden. Das Café de Flore im Künstlerviertel Saint-Germain des Prés steht für den Freigeist der Metropole an der Seine. In den 1930er Jahren traf sich hier die Bohème und machte die Nacht zum Tag. Als Stammcafé von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre ging das "Flore" in die Geschichte ein.
Bild: picture-alliance/dpa/H.-J. Kaffsack
Stadt der Musik
Im September tanzen wieder rund 350.000 Techno-Fans durch Paris. Die Begeisterung für Musik von Elektro über Rock und Klassik bis zum Chanson zeichnet die Stadt aus. Über seine Wahlheimat sagte der Dirigent Sergiu Celibidache: "Paris ist der einzige Ort, an dem der Mensch wirklich so leben darf, wie er will."
Bild: picture-alliance/dpa/I. Langsdon
Stadt der Feinschmecker
Franzosen lieben gutes Essen und Geselligkeit. In keiner anderen Stadt kann man das so selbst probieren wie in Paris. Es muss kein Sternerestaurant sein! Das Herz der original französischen Küche schlägt in den Brasserien mit ihren winzigen Tischen auf dem Trottoir. Besonders bei den familiengeführten Restaurants sind Geschmack und Gastfreundschaft garantiert.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Grubitzsch
Stadt der Seine
Seit 1991 ist das Seineufer von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. 37 Brücken verbinden das südliche Ufer (rive gauche) mit dem nördlichen Ufer (rive droite). "Da stehe ich auf der Brücke und bin wieder mitten in Paris, in unserer aller Heimat. Da fließt das Wasser, da liegst du, und ich werfe mein Herz in den Fluss und tauche in dich ein und liebe dich", schrieb einmal Kurt Tucholsky.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Christians
Stadt der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Hier ist der Nationalstolz zuhause. Place de la République - einer der größten Plätze in Paris. Über allem wacht Marianne. Die Statue symbolisiert die Französische Republik, ihre Entstehung wird in den Reliefs auf dem Sockel erzählt. Seit 2013 ist der Platz autofrei und wurde zum Treffpunkt der Pariser Jugend.