27 Millionen Dollar Schmerzensgeld für Familie Floyd
12. März 2021
Die Stadt Minneapolis hat sich mit den Angehörigen des durch Polizeigewalt getöteten Afroamerikaners George Floyd geeinigt. Der Familienanwalt sprach von einer starken Botschaft, dass schwarzes Leben eine Rolle spielt.
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Fast ein Jahr nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis hat sich die Stadt mit der Familie auf einen Vergleich in Höhe von 27 Millionen US-Dollar (etwa 22,6 Millionen Euro) geeinigt. Der Stadtrat der Großstadt im Bundesstaat Minnesota hatte den Rekordvergleich einstimmig gebilligt.
Einer der Anwälte der Familie sagte, es sei die größte vorgerichtliche Einigung im Bereich der Bürgerrechte, die es je gegeben habe. Das sei "eine starke Botschaft, dass schwarzes Leben eine Rolle spielt und Polizeibrutalität gegen Farbige ein Ende haben muss".
"Bewusste Gleichgültigkeit"
Nach Floyds Tod am 25. Mai vergangenen Jahres hatte die Familie die Stadt sowie vier am Einsatz beteiligte Polizisten verklagt. Der Stadtverwaltung wurde "bewusste Gleichgültigkeit" vorgeworfen. Sie habe es versäumt, gegen gefährliche Polizeipraktiken vorzugehen und ihre Polizeibeamten richtig zu schulen. Damit habe sie eine Kultur exzessiver Gewalt und Straflosigkeit gefördert.
George Floyd war bei einer Festnahme getötet worden. Der weiße Polizist Derek Chauvin presste sein Knie minutenlang auf den Hals des unbewaffneten Schwarzen, obwohl dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Nach der Tötung gab es in den USA monatelang Massenproteste gegen Polizeigewalt und Rassismus.
Die Polizisten hatten Floyd wegen des Verdachts festgenommen, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben. Die Beamten wurden entlassen und angeklagt.
Strafrechtsprozess gegen Derek Chauvin
Derzeit läuft vor einem Gericht in Minneapolis die Auswahl der Geschworenen für den Prozess gegen den Hauptangeklagten Chauvin. Zur Last gelegt wird ihm Mord zweiten Grades ohne Vorsatz. Darauf stehen bis zu 40 Jahre Haft. Zudem wird ihm Totschlag zweiten Grades vorgeworfen, was mit zusätzlich 10 Jahren Haft geahndet werden könnte.
Am Donnerstag ließ der Richter auch den Anklagepunkt Mord dritten Grades zu, worauf bis zu 25 Jahre Haft stehen. Das Hauptverfahren soll am 29. März beginnen. Auch den drei weiteren beteiligten Ex-Polizisten könnten im Fall einer Verurteilung langjährige Haftstrafen drohen. Sie stehen in einem separaten Verfahren vor Gericht, das erst am 23. August beginnen soll.
rb/uh (AFP, AP, dpa, Reuters)
George Floyds Tod bewegt die Welt
Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd bringen immer mehr Menschen ihre Wut über die systematischen Misshandlungen von Schwarzen zum Ausdruck - zum Teil auch mit gewaltsamen Protesten.
Bild: picture-alliance/newscom/C. Sipkin
"Ich kann nicht atmen"
Die Proteste gegen Polizeigewalt gegen Schwarze haben sich von Minneapolis aus schnell in andere Städte wie New York City verbreitet, wo auch diese Frau auf die Straße ging. Die Demos begannen Anfang der Woche, nachdem ein Polizist George Floyd, einem 46-jährigen Schwarzen, Handschellen angelegt und ihm sein Knie in den Nacken gedrückt hatte - bis Floyd schließlich aufhörte zu atmen und starb.
Bild: picture-alliance/newscom/C. Sipkin
Ruhigere Demos, heftige Ausschreitungen
Am Samstag verliefen die Kundgebungen meist friedlich, im Laufe der Nacht eskalierten sie jedoch teilweise. In Washington, D.C. , wo auch dieser Mann kniete, war die Nationalgarde vor dem Weißen Haus stationiert. Mindestens ein Mensch starb bei Schießereien in Indianapolis. In New York fuhren zwei Polizei-Fahrzeuge in eine Menschenmenge.
Bild: picture-alliance/ZUMA/J. Mallin
Ausgeraubt
Ein Mann trägt eine Kette aus einem zerstörten Laden: In einigen Städten, darunter Los Angeles, Atlanta, New York, Chicago und Minneapolis, haben sich die Proteste in Ausschreitungen verwandelt; Menschen plünderten und demolierten lokale Geschäfte und Betriebe.
Bild: picture-alliance/AP Photo/C. Pizello
Wer hat Schuld?
Präsident Donald Trump hat damit gedroht, das Militär zur Niederschlagung der Proteste zu entsenden. Seine Regierung werde die Gewalt endgültig stoppen. Trump schob die Schuld an den Ausschreitungen angeblich linksextremen Gruppen zu. Der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, sagte Reportern, er habe mehrere unbestätigte Berichte über weiße Rassisten gehört, die die Gewalt schürten.
Bild: picture-alliance/ZUMA/K. Birmingham
Medien im Fadenkreuz
Viele Journalisten, die über die Proteste berichteten, wurden selbst zur Zielscheibe. Am Freitag wurden ein CNN-Korrespondent und seine Crew bei der Berichterstattung in Minneapolis verhaftet, mehrere Reporter wurden von Geschossen getroffen oder während der Sendung festgenommen. Stefan Simons von der DW wurde von der Polizei beschossen, als er sich darauf vorbereitete, auf Sendung zu gehen.
Bild: Getty Images/S. Olson
Ein Protest geht um die Welt
Auch in den kanadischen Städten Vancouver und Toronto gehen immer mehr Menschen gegen allgegenwärtigen Rassismus auf die Straße. Sie erinnern dabei auch an Regis Korchinski-Paquet. Die dunkelhäutige Frau war am Mittwoch vom Balkon ihrer Hochhaus-Wohnung gefallen, in der sie sich zuvor alleine mit Polizisten aufgehalten hatte. Die Beamten sollten der psychisch angeschlagenen Frau helfen.
Bild: picture-alliance/NurPhoto/A. Shivaani
Auch in Deutschland wächst die Wut
Am Berliner Mauerpark wird mit einem Graffito an den gewaltsamen Tod von George Floyd erinnert. Seine verzweifelten Worte "I can't breathe" - "Ich kann nicht atmen" - gingen als Twitter-Hashtag um die Welt. Am Samstag demonstrierten zudem Tausende vor der US-Botschaft in Berlin.