Steven Spielbergs Kultklassiker zeigte vor 30 Jahren die realistischste Darstellung von Dinosauriern, die bis dato auf der Leinwand zu sehen war. Mit seinem Kinofilm löste er weltweit eine Dino-Manie aus.
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"Jurassic Park" (1993) ist ein Kultklassiker der Kinogeschichte. Regisseur Steven Spielberg hauchte darin nicht nur urzeitlichen Dinosauriern Leben ein, sondern schilderte auch, welche katastrophalen Folgen es haben kann, wenn Menschen versuchen, sich mit Gott zu messen. Die Folgen sind im Film zu sehen, wenn die Riesen-Reptilien schließlich Amok laufen, Chaos und Zerstörung anrichten und ihre Schöpfer verschlingen.
"Jurassic Park" kam am 11. Juni 1993 in den USA in die Kinos und schrieb als erster Film Geschichte, der animatronische Modelle und computergenerierte Bilder mit Live-Action-Szenen kombinierte. Damit schuf Spielberg eine immersive Erfahrung für das Publikum und setzte neue Maßstäbe in der filmischen Arbeit mit Spezialeffekten.
Die animierten Dinosaurier wirkten mit ihrer ledrigen Haut, ihren pulsierenden Adern und ihren angespannten Sehnen am Ende fast so echt wie Tiere in einer Naturdoku: Sie atmeten, stampften, stürzten oder brüllten derart realistisch, dass das Publikum vergaß, dass sie computergeneriert waren.
Mit Einnahmen von über 914 Millionen Dollar weltweit erwies sich der Blockbuster als finanziell erfolgreichster Film aller Zeiten und übertraf damit den bisherigen Rekordhalter "E.T. - Der Außerirdische" aus dem Jahr 1982, ebenfalls von Steven Spielberg inszeniert.
Wenn der Mensch Gott spielt
"Jurassic Park" brachte die Zuschauer zum Nachdenken: "Was wäre wenn?"
Die Handlung basiert auf dem gleichnamigen Roman von 1990 des Bestsellerautors und Ko-Autors des Filmdrehbuchs Michael Crichton. Schauplatz ist die fiktive Insel Isla Nublar vor der Westküste Costa Ricas. Dort errichten der Industrielle John Hammond (gespielt von Richard Attenborough) und ein Team von Genetikern einen Vergnügungspark mit geklonten Dinosauriern.
Nachdem dem tödlichen Angriff eines Velociraptor-Sauriers auf seinen Pfleger schickt Hammond den Paläontologen Alan Grant (Sam Neill), die Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern) und den Mathematiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum) in den Park, um Sicherheit und Funktionalität zu bewerten. Er möchte sicherstellen, dass die Öffentlichkeit überhaupt den Park betreten kann und die Dinosaurier unter Kontrolle sind. Hammonds Enkel Tim und seine Schwester Lex (Joseph Mazzello und Ariana Richards) begleiten die Forscher auf der Reise.
Das Expeditionsteam, das bisher nur Dinosaurier-Fossilien kannte, ist bei einer ersten Begegnung mit den lebendigen Riesen-Reptilien im Freizeitpark begeistert von dem, was sie zu sehen bekommen. Der Chaostheoretiker Malcolm hingegen stellt die künstliche Störung der bestehenden natürlichen Ordnung in Frage.
"Jurassic Park ist ein Ort, in dem sich Dinosaurier frei bewegen können. Sie betrachten den Menschen einfach als eine Art Mitbewohner, mit dem sie entweder friedlich koexistieren oder den sie als Beute jagen", sagte Steven Spielberg im August 1993 dem "Empire Magazine".
Steven Spielberg: Meister des Nervenkitzels
Als Jurassic Park in die Kinos kam war Steven Spielberg längst einer der profiliertesten Filmemacher Hollywoods. Seinen ersten Blockbuster "Der weiße Hai" hatte er schon 1975 produziert.
Die Unterwasserszenen, begleitet von spannungsgeladener Musik, kreiiert von Filmkomponist-Ikone John Williams, sind unvergesslich.
In einer der nervenaufreibendsten Szenen im Film "Jurassic Park" sitzen Hammonds Enkel Tim und Lex in einem festgefahrenen Jeep und warten auf ihre Rettung. Sie bemerken, wie sich das Wasser in den Trinkgläsern auf dem Armaturenbrett des Wagens bewegt - in perfektem Einklang mit dem dumpfen Stampfen, das im Hintergrund hörbar ist. Es wird lauter und intensiver, bevor der T-Rex seinen großen Auftritt hat.
Ein anderer beängstigender Moment zeigt den Dilophosaurus, der Säure spuckt. Gerade noch wirkt er niedlich und zutraulich, im nächsten Moment schleudert er Säure auf sein Opfer und und plustert sich bedrohlich auf.
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Atemberaubende Technik
"Jurassic Park" löste eine weltweite Dino-Manie aus, aber es war nicht der erste Film über die Reptilien aus dem Jura-Zeitalter, deren 180 Millionen Jahre währende Herrschaft nach dem Einschlag eines Asteroiden auf der Erde vor 66 Millionen Jahren fast über Nacht ausgelöscht wurde.
Ältere Dinosaurierfilme wurden mit Stop-Motion, Go-Motion, Prothesen, Animatronics und anderen traditionellen Methoden animiert. Allerdings wirkten die Bewegungen der Dinosaurier auf dem Bildschirm oft "ruckartig", was die Zuschauer daran erinnerte, dass sie nicht echt waren.
Auch war "Jurassic Park" nicht der erste Film, in dem computergenerierte Bilder (CGI) verwendet wurden. In "Tron" (1982), in "Terminator 2: Judgment Day" (1991) und zu einem gewissen Grad auch in "Star Wars" von 1977 wurde die Technologie erfolgreich eingesetzt.
Als Spielberg jedoch Michael Crichtons Geschichte zum Leben erweckte, war CGI bereits weiter entwickelt. Seine bahnbrechende Entscheidung, CGI mit anderen traditionellen Film-Methoden zu kombinieren, führte zu einem bis dahin ungeahnten Wandel in der Filmkunst. Heute scheint alles auf der Leinwand möglich.
Märchen, Mythen & Geschichte: Steven Spielbergs Filme
Steven Spielberg erfand das Blockbuster-Kino, machte aus Aliens Freunde, schockierte uns mit blutrünstigen Haien und vermittelte zwischen den Kulturen.
Bild: Imago
Das Debüt: Duell (1971)
Der erste Spielfilm ist nicht für die Leinwand sondern fürs Fernsehen bestimmt. Wegen des großen Erfolgs kommt das "Duell" später auch in die Kinos. Ein billig produzierter, ungemein effektvoller Thriller: In der Einöde Kaliforniens duelliert sich ein aggressiver Tanklastwagen mit einem Auto. Ursprünglich hatte Steven Spielberg vorgehabt, komplett auf Dialoge zu verzichten.
Bild: picture-alliance/United Archiv/IFTN
Erster Blockbuster: Der weiße Hai (1975)
Nach weiteren TV-Filmen und dem Kinodebüt "Sugarland Express" erschüttert Spielberg 1975 die Filmwelt mit einem Hai. Der extrem spannend inszenierte Film setzt Maßstäbe. Kommerziell ist er unfassbar erfolgreich: Bei einem Produktionsbudget von nur sieben Millionen spielt er 470 Millionen Dollar ein. Mit verhältnismäßig wenig Tricktechnik gelingt dem Regisseur ein großartiger Thriller.
Bild: imago/United Archives
Blick in die Zukunft: Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977)
Spielbergs erster Science-Fiction-Film kommt gleichzeitig mit George Lucas "Star Wars" in die Kinos. "Star Wars" läutet gemeinsam mit "Der weiße Hai" die Ära des Blockbuster-Kinos ein. Spielbergs "Unheimliche Begegnung der dritten Art" ist bei weitem nicht so erfolgreich an den Kinokassen, ist aber im Grunde der bessere Film. Mit François Truffaut in einer Hauptrolle!
Bild: picture-alliance/United Archives/IFTN
Neue Mythen: Jäger des verlorenen Schatzes (1981)
Nach dem künstlerischen Flop, der Pearl-Harbor-Kriegskomödie "1941", sorgt der Amerikaner mit seinem "Jäger des verlorenen Schatzes" für ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Blockbuster-Kinos. Harrison Ford als Schatzsucher Indiana Jones wird zur Kultfigur. Der Film läutet die Ära der großen Film-Fortsetzungen ein. Bis 2008 entstehen drei ebenso erfolgreiche Sequels.
Bild: Imago/AD
Freundschaften: E.T. - Der Außerirdische (1982)
"E.T." ist der nächste Paukenschlag des Regiewunderkindes. "E.T.", der von der Begegnung eines Jungen mit einem Außerirdischen erzählt, ist Spielberg pur: Märchen- und Science-Fiction, familienfreundlich und bewegend, tricktechnisch perfekt, aber mit menschlichen Charakteren besetzt. "E.T." ist sogar im Spielberg-Kosmos so singulär, dass der Meister sich nicht an eine Fortsetzung setzt.
Bild: imago/AD
Blick in die Vergangenheit: Jurassic Park (1993)
Das war bei "Jurassic Park" anders. Die Dinosaurier aus der Frühzeit der Erdgeschichte, die die Menschen von heute in Angst und Schrecken versetzen, entwickeln sich zu einem Renner. Im Kino - aber auch in der Wirklichkeit. Die Spielzeug-Industrie freut sich über neue Einnahmequellen, Freizeitparks in aller Welt werben mit Dinos, Eltern staunen über das paläontologische Wissen ihrer Kleinen.
Bild: picture-alliance/United Archiv/IFTN
Wahre Geschichte I: Schindlers Liste (1993)
Noch im gleichen Jahr bringt der Regisseur die Welt erneut zum Staunen. Nach "Jurassic Park" kommt die Holocaust-Erzählung "Schindlers Liste" in die Kinos und präsentiert einen ganz anderen Spielberg. Der Amerikaner entdeckt seine europäisch-jüdischen Wurzeln und zeigt, was er außerdem noch drauf hat: Kino für historisch interessierte Erwachsene jenseits von Hollywood-Klimbim.
Bild: picture-alliance/dpa
Wahre Geschichte II: Der Soldat James Ryan (1998)
Fünf Jahre später folgt Spielbergs zweiter Teil in Sachen filmischer Geschichtslektion. "Der Soldat James Ryan" zeigt in aller Deutlichkeit, wie verlustreich 1944 die Landung der Alliierten an der französischen Küste war. Der schonungslose Film beschert dem Regisseur erneut mehrere Oscars. Steven Spielberg ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen.
Bild: Uip
Charmante Komödie: Catch Me If You Can (2002)
Und wieder eine überraschende Wandlung. Nach zwei interessanten Science-Fiction-Filmen ("A.I. - Künstliche Intelligenz" und "Minority Report") erholt sich Spielberg mit der charmanten Hochstapler-Komödie "Catch Me If You Can" von all den schweren Themen und Sujets. Spielberg inszeniert Superstar Leonardo DiCaprio überzeugend als Schwindler.
Bild: imago/EntertainmentPictures
Digitales Kino: Die Abenteuer von Tim und Struppi (2011)
Mit der Verfilmung einer Episode der "Abenteuer von Tim und Struppi" macht Spielberg nicht alle glücklich. Der computeranimierte Film ist nur eine halb geglückte Mischung aus Real- und Animationskino. Zwar nimmt man Spielberg seine Liebe zum Comic-Klassiker des Belgiers Hergé ab, doch die Verfilmung wirkt künstlich und leblos. Erfolgreich ist sie trotzdem.
Bild: 2011 Sony Pictures Releasing GmbH
Düsteres Theater: Lincoln (2012)
"Lincoln" ist wieder der "historischen Seite" des Regisseurs zuzurechnen. Spielbergs Versuch, die letzten Monate des 16. Präsidenten der USA auf die Leinwand zu bringen, bringt ihm Respekt von allen Seiten ein. Doch das düstere Geschichtsepos reiht sich eher in das schwächere Alterswerk des Regisseurs ein, das nicht mehr von ganz so spektakulär erfolgreichen Filmen geprägt ist.
Bild: picture-alliance/dpa
Deutsche Geschichten: Bridge of Spies - Der Unterhändler (2015)
Das deutsch-deutsche Spionagedrama "Bridge of Spies - Der Unterhändler" drehte Spielberg mit seinem Lieblingsschauspieler Tom Hanks zu großen Teilen in den Babelsberger Filmstudios und stellte ihn persönlich bei der Premiere in Berlin vor. Nach "Munich" widmet sich Spielberg zum zweiten Mal der jüngeren deutschen Geschichte.
Bild: Imago/ZUMA Press
Polit-Skandal auf großer Leinwand: Die Verlegerin (2017)
Die wahre Geschichte von der Veröffentlichung der Pentagon-Papiere durch die "Washington Post" wird von Meryl Streep und Tom Hanks im Film "Die Verlegerin" erstklassig gespielt. In den Rollen von Katharine Graham - der ersten Frau an der Spitze einer großen US-Zeitung - und des Chefredakteurs Ben Bradlee, fangen sie den journalistischen Nervenkitzel ein.
Bild: picture-alliance/20th Century Fox/Everett Collection/N. Tavernise
Musikfilm: West Side Story (2021)
Spielbergs Adaption der "West Side Story" ist sein erster Ausflug in die Welt des Musikfilms und eine Neuinterpretation des Musicals über ein Liebespaar, das 1957 in New York City spielt. Während der Film von einigen Kritikern für einen Oscar gehandelt wird, sind andere in ihren Rezensionen weniger freundlich. Der "New Yorker" erklärt unverblümt, dass das Remake "schlechter als das Original" sei.
Bild: Twentieth Century Fox/Zuma/picture alliance
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Tiefgründige Dialoge
"Jurassic Park" zeichnet sich aber auch durch prägnante Dialoge aus.
Eine Szene zeigt beispielsweise Besucher, die gespannt darauf warten, den T-Rex zum ersten Mal in seinem Gehege zu sehen. Der skeptische Dr. Malcolm sinniert: "Gott erschafft Dinosaurier, Gott vernichtet Dinosaurier. Gott erschafft den Menschen, der Mensch vernichtet Gott. Der Mensch erschafft die Dinosaurier." Woraufhin Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) ironisch einwirft: "Dinosaurier frisst Mann. Frau beherrscht die Erde."
Im Film gibt es auch eine freche Anspielung auf eine Attraktion in einem anderen berühmten Vergnügungspark - lange bevor diese selbst eine erfolgreiche Filmreihe inspirierte: John Hammond führt in einer Szene Disneyland als Beispiel für Themenparks an, die bei ihrer Eröffnung auf Probleme stießen. Darauf Malcolm: "Ja, aber wenn die Piraten aus der Karibik kaputtgehen, fressen sie nicht gleich die Touristen auf."
Nach 30 Jahren immer noch ein Nervenkitzel
Seit 1993 sind fünf Fortsetzungen von "Jurassic Park" erschienen. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 6 Milliarden Dollar ist die Filmreihe eine der profitabelsten aller Zeiten.
Und obwohl man meinen könnte, dass technologische Verbesserungen die Fortsetzungen aufwerten würden, schwören Film-Nostalgiker und Dino-Fans gleichermaßen auf Spielbergs Erstlingswerk "Jurassic Park".
Aufgrund seiner "kulturellen, historischen oder ästhetischen Bedeutung" wurde der Film im Jahr 2018 von der Library of Congress für die Aufnahme in das United States National Film Registry ausgewählt.