Aus der Luft seilen sich Elitepolizisten in die engen Gassen des Dorfes Boshe in der südchinesischen Provinz Guangdong ab. Hubschrauber sichern den Angriff ab. Die Küstenwache bringt Polizisten mit Schnellbooten zu dem Ort.

Die Bilanz der Großaktion: Rekordverdächtige drei Tonnen der Droge synthetischen Droge "Crystal Meth" stellten die Beamten sicher. 182 Verdächtige von 18 Drogenclans wurden festgenommen, wie die Polizei auf ihrer Internetseite mitteilte.

Berüchtigtes Drogenzentrum

Das Dorf Boshe gilt als berüchtigtes Drogenzentrum. Mehr als ein Fünftel aller Haushalte ist nach Angaben der Behörden direkt in die Drogenproduktion oder den Rauschgifthandel verwickelt oder zumindest daran beteiligt. Aus Boshe soll über ein Drittel des in den vergangenen drei Jahren in ganz China verfügbaren Crystal Meth gekommen sein. Die synthetische Droge ist in China nach Heroin das meistgefragte Rauschgift.

Die Sicherheitsbehörden hatten das Dorf daher schon länger im Visier. Versuche der Polizei, Razzien zu veranstalten, scheiterten aber am Widerstand der Drogengangster. Mit Motorrädern riegelte sie die Gassen ab. Vielleicht wollten die Behörden deshalb auf Nummer sicher gehen, bevor sie ihren Großeinsatz öffentlich machten. Denn die Aktion fand bereits am Sonntag statt. Am Donnerstagabend veröffentlichte die Polizei eine Zusammenfassung auf ihrer Internetseite. Erst an diesem Freitag stiegen die Staatsmedien groß in das Thema ein.

KP-Funktionäre verwickelt

Anscheinend konnte der Drogenhandel in Boshe und Umgebung nur so gut florieren, weil Funktionäre der kommunistischen Partei ihre schützende Hand über das illegale Geschäft hielten und selbst fleißig mitverdienten. So fanden die Polizisten bei der Razzia einer Funktionärswohnung 350 Kilogramm "Meth". Besonders pikant: Cai Dongjia, oberster Parteisekretär des Dorfes, gilt als der Drogenboss in Boshe. Gemeinsam mit ihm wurden 13 weitere Parteimitglieder verhaftet.

wl/cw (dpa, rtr)