Einmal pro Monat stellt Euromaxx exklusive WohnTräume vor: Häuser, Wohnungen und Apartments in ganz Europa. Das von Hans Scharoun entworfene Haus Schminke, ein Klassiker der Moderne, steht im sächsischen Löbau.
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Das Anfang der 1930er Jahre für die Unternehmerfamilie Schminke gebaute Haus war das Lieblingsobjekt des deutschen Architekten Hans Scharoun.
Farbige Bullaugen, der Balkon eine Kommandobrücke, die Außentreppe ähnlich einer Reling - der aus Bremen stammende Architekt Hans Scharoun (1893-1972) schuf mit seinem schiffsartigen Bauwerk einen Meilenstein in der Architekturgeschichte der Moderne. Der Volksmund spricht vom "Nudeldampfer", denn Fritz und Charlotte Schminke, die Bauherren, sind Nudelfabrikanten.
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Familienfreundliches Wohnen
Die Schminkes wünschen sich 1930 von dem Architekten ein praktisches und leicht zu bewirtschaftendes, modernes Wohnhaus für zwei Eltern, vier Kinder und gelegentlich ein bis zwei Gäste.
In engem Kontakt mit den Bauherren entwickelt Hans Scharoun einen Entwurf, der möglichst genau den Bedürfnissen der künftigen Bewohner entspricht. Das Haus Schminke gilt seit seiner Fertigstellung 1933 als Schlüsselwerk des sogenannten Organischen Bauens und ist eines der familienfreundlichsten Wohnhäuser seiner Zeit.
Kinderparadies im Nudeldampfer
Hans Scharoun plant das Haus Schminke aus der Perspektive seiner jüngsten Nutzer: So sind die Fenster im Spielbereich in der zentralen Eingangshalle so niedrig, dass die vier Kinder mühelos hinaus- und hineinklettern können. Überhaupt dient die zentrale Halle gleichermaßen als Wohn-, Ess- und Kinderbereich, hier spielt sich das gesamte Familienleben ab. Die Küche ist - ähnlich einer modernen Einbauküche - ein Raum der kurzen Wege. Möbel und Einbauschränke zeugen von dem Wunsch nach Modernität und Funktionalität.
Mit seinen gerundeten Dächern, Balkonen und Balustraden, die an einen Ozeandampfer erinnern, hat das Haus nicht nur Architekturgeschichte geschrieben, sondern wurde von Hans Scharoun selbst als "das Liebste" seiner Häuser angesehen und gilt als Gegenstück zur damaligen, rechtwinkligen Bauhaus-Moderne.
Zwölf Jahre lebt die Familie in der Löbauer Kirschallee 1b direkt neben dem Fabrikgelände, bis 1945 das sowjetische Militär das Haus beschlagnahmt und Fritz Schminke enteignet. Danach wird das Gebäude als Erholungsheim der FDJ, Pionierhaus und Freizeitzentrum genutzt.
Zwischen 1999 und 2000 wird das Haus umfassend saniert und in seinem Originalzustand weitestgehend wiederhergestellt. Im Mai 2009 übernimmt die Stiftung Haus Schminke die Trägerschaft. Von Dienstag bis Sonntag kann der Löbauer Nudeldampfer besichtigt werden und auch Übernachtungen sind möglich.
Architektonisches Schmuckstück: Haus Schminke
Wenn deutsche und internationale Musikstars beim "Privatkonzert" aufeinandertreffen, muss das Ambiente stimmen. Das von Hans Scharoun entworfene Haus Schminke ist der perfekte Ort für den neuen Musiktalk der DW.
Bild: Stiftung Haus Schminke
Denkmalgeschützter Drehort
Das Haus Schminke im sächsischen Löbau ist Schauplatz von "Privatkonzert", der neuen musikalischen Talkshow im Programm der DW. Der Architekt Hans Scharoun hat das Wohnhaus in den 1930er Jahren für eine Fabrikantenfamilie entworfen. Inzwischen gilt das denkmalgeschützte Gebäude als eine von weltweit vier Ikonen für die architektonische Stilrichtung des "Neuen Bauens" und des "International Style".
Bild: Stiftung Haus Schminke
Der Nudeldampfer
Gebaut wurde das Wohnhaus in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es steht in der sächsischen Kleinstadt Löbau zwischen Görlitz und Bautzen nahe der Grenze zu Polen. Der Auftraggeber war Fritz Schminke, dessen Vater Anfang des 20. Jahrhunderts die Anker-Teigwarenfabrik "Loeser & Richter" in Löbau kaufte. Wegen der Schiffsanalogien in der Architektur bekam das Haus den Spitznamen Nudeldampfer.
Bild: AdK Berlin, Scharoun, 3978 F.124/10
Der Architekt Hans Scharoun
Er selbst nannte es "das Haus, das mir am liebsten war". Seine Architektur ist geprägt von den visuellen Eindrücken in seiner norddeutschen Heimat. Hans Scharoun war immer um ein harmonisches, lebendiges und funktionelles Miteinander von Gebäude und Landschaft bemüht. Um es auch für die Bewohner so passend wie möglich zu machen, studierte er über Wochen die Lebensgewohnheiten der Familie Schminke.
Bild: AdK Berlin, Scharoun, Nr. 3896 F.14
Der Bauherr Fritz Schminke
Hier sieht man Fritz Schminke (rechts im Bild mit Fliege und Brille) inmitten der Arbeiter und Angestellten der "Anker-Teigwaren". Von seinem Vater hatte er die Firma im Alter von 22 Jahren übernommen. Da das Elternhaus zu klein für seine eigene und die Familie des Bruders war, ließ er im Garten der Fabrik von Hans Scharoun das "Haus Schminke" bauen.
Mindestens genauso wichtig wie das Haus selbst war für den Bauherren und auch den Architekten der Garten, der ihn umgibt. Das zeigt sich unter anderem durch die großen Glasflächen im Haus, die einen freien Blick ins Grüne ermöglichen. In dem Teich unweit des Hauses badeten die vier Kinder von Fritz und Charlotte Schminke gerne und häufig.
Bild: AdK Berlin, Scharoun, Nr.3757 F.124/53
Die Familie Schminke
Im Garten des Hauses (v.l.n.r.): die jüngste Tochter Helga, Mutter Charlotte, Erika, Vater Fritz, Anna Gertraude und Fritz Wilhelm Harald. Damit sich die vier Kinder im Haus wohl fühlen, plante Hans Scharoun direkt an der Eingangshalle einen großen Spielbereich.
Bild: Stiftung Haus Schminke
Die Kinderecke
Eine Spielecke zentral im Haus war zur damaligen Zeit eher unüblich. Doch im Haus Schminke gab es eine große, in die Wand integrierte Tafel und in der Fensterfront zwei Öffnungen, durch die die Kinder nach draußen schlüpfen konnten. Wenn die Kinder unbeobachtet sein oder die Eltern das Chaos nicht sehen wollten, wurde einfach der Vorhang zugezogen.
Bild: AdK Berlin, Scharoun, Nr. 3757 F.124/98, Alice Kerling
Das Wohnzimmer
Fritz Schminke wollte "ein modernes Haus für zwei Eltern, vier Kinder und gelegentlich ein bis zwei Gäste". Das Wohnzimmer war der Mittelpunkt des Hauses und Treffpunkt für alle. Platz genug gab es auf dem langen Sofa allemal. Von dem Original auf diesem Bild gibt es inzwischen einen originalgetreuen Nachbau.
Bild: AdK Berlin, Scharoun, Nr. 3757 F.124/91, Alice Kerling
Der Wintergarten
Am Ende des Wohnzimmers gelangt man durch eine große Glasschiebetür direkt in den Wintergarten. Hier sorgt die indirekte Deckenbeleuchtung für eine ganz besondere Lichtstimmung. Die bunten Löcher in den Türen waren für die Kinder gedacht. Sie machen den Blick auf die Welt ein bisschen farbiger. Es gibt sie nicht nur hier, sondern auch noch an anderen Stellen im Haus.
Bild: Stiftung Haus Schminke
Die Küche
Ganz am anderen Ende des Hauses liegt die Küche im Stile der "Frankfurter Küche". Entwickelt wurde diese Ende der 1920er Jahre von der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky. Dabei stand die Optimierung der Arbeitsabläufe im Zentrum. Die Haushaltshilfe sollte es so einfach wie möglich haben. Die Holztür im Hintergrund führt direkt zum Esstisch der Familie Schminke.
Bild: Stiftung Haus Schminke
Das Schlafzimmer der Eltern
Über dem Wintergarten liegt das Schlafzimmer der Eltern. Die Lage der Betten erklärt sich aus den verschiedenen Vorlieben der Eheleute. Fritz Schminke wünschte sich einen freien Blick auf die Schornsteine seiner Fabrik nebenan. Charlotte Schminke wollte eine grüne Aussicht und von der aufgehenden Sonne geweckt werden.
Bild: AdK Berlin, Scharoun, Nr.3757 F.124/110 , Alice Kerling
Perfekter Schauplatz für das "Privatkonzert"
Mit seiner Offenheit und Transparenz ist das Haus Schminke genau der richtige Ort für die Sendung "Privatkonzert" und trägt mit dazu bei, dass sich die Musiker pudelwohl fühlen. Spätestens, wenn alle gemeinsam auf dem Sofa sitzen, verschwimmen die Grenzen zwischen Kulturen und Genres und es entstehen ganz besondere musikalische Momente.