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Politik

"Unnötiger" Streik bei Ryanair?

28. September 2018

Der erneute Streik der Flugbegleiter und Piloten trifft den Billigflieger Ryanair stärker als angekündigt. Schon seit Monaten liegen die Gewerkschaften im Clinch mit der irischen Billigairline.

Deutschland Flughafen Frankfurt am Main | Logos Ryanair
Flüge mit dem Ryanair-Code "FR": annulliert oder nicht?Bild: picture-alliance/dpa/S. Stein

Nach einer Flugplan-Auswertung des Portals "Airliners.de" hat die irische Fluggesellschaft bis zum Freitagvormittag 133 Verbindungen von und nach Deutschland gestrichen. Das wären knapp 40 Prozent des üblichen Angebots. Ryanair hatte am Donnerstag bekanntgegeben, dass wegen der Streikbeteiligung der deutschen Crews weniger als 100 Flüge abgesagt werden mussten. Die Gewerkschaften Verdi und VC hatten diese Ansage als zu niedrig eingeschätzt. Besonders viele Starts (26) wurden der Auswertung zufolge in Berlin-Schönefeld abgesagt, in Frankfurt waren es 10, in Weeze 9 und in Hamburg 8. Keine Flugstreichungen wurden für Memmingen, München, Nürnberg, Stuttgart und Baden-Baden registriert. Dazu kommen noch ausgefallene Flüge aus dem Ausland mit deutschen Zielen, da auch in anderen europäischen Ländern gestreikt wird. Die Zahlen könnten sich im Laufe des Tages noch erhöhen.

Betroffen sind auch Niederlande, Belgien, Spanien, Portugal und Italien. Zu dem neuerlichen Ausstand haben Gewerkschaften in diesen Ländern aufgerufen. 

"Starke Einschüchterungen"

In der Bundesrepublik beteiligen sich Piloten der Vereinigung Cockpit (VC) und die bei Verdi organisierten Flugbegleiter an Arbeitsniederlegungen. Man rechne im Laufe des Tages mit deutschlandweit 250 gestrichenen Flügen, sagte Mira Neumaier von der Verdi-Bundesfachgruppe Luftverkehr. Die Streikbeteiligung sei sehr hoch. "Es gab starke Einschüchterungen seitens des Unternehmens. Insofern ist es großartig, dass sich die Kollegen beteiligen", so Neumaier. 

Die Ryanair-Führung nannte die Streiks hingegen "unnötig" und "enttäuschend". Zugleich appellierte sie an die Beschäftigten, "wie gewohnt zu arbeiten, um Störungen und Unannehmlichkeiten" zu minimieren. Ohnehin werde der Streik von Piloten und Kabinenpersonal "in keinem großen Ausmaß unterstützt", erklärte die irische Fluggesellschaft. Außerdem habe man ein Angebot für eine Schlichtung unterbreitet.

Zuletzt war im August bei Ryanair gestreikt worden - europaweit mussten Hunderte von Flügen gestrichen werdenBild: Reuters/S. Vera

Es geht nicht nur ums Geld

Die Gewerkschaften fordern nicht nur mehr Geld, sondern vor allem auch bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter bei Ryanair. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, oft nationales Arbeitsrecht zu umgehen. Auch nach vier Verhandlungsrunden habe Ryanair "kein zufriedenstellendes Angebot" vorgelegt, kritisierte Verdi. Auch würden Festangestellte und Leiharbeiter ungleich behandelt.

Die EU-Kommission hatte Ryanair erst am Mittwoch aufgefordert, sich an geltende EU-Bestimmungen zu halten. "Die Einhaltung des Gesetzes ist nicht etwas, über das die Arbeitnehmer verhandeln müssen", betonte Sozialkommissarin Marianne Thyssen. 

Ryanair ist der größte Billigflieger Europas. Die einheitlichen Boeing 737-Maschinen fliegen mehr als 200 Flughäfen in 37 Ländern an. Das hochprofitable Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben rund 14.500 Menschen. Im Geschäftsjahr 2017/2018 machte Ryanair bei 7,15 Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn von 1,45 Milliarden Euro.

wa/sti (dpa, afp, rtr)

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