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40.000 Jugendliche beten gemeinsam

Ricarda Otte (EURANET)7. Januar 2009

40.000 europäische Christen pilgerten zum Jahreswechsel nach Brüssel, um gemeinsam zu singen und zu beten. Eingeladen hatte der ökumenische Männerorden Communauté de Taizé. Besonders bei Jugendlichen ist Taizé beliebt.

Jugendliche Pilger mit Rucksäcken in Brüsse
Rund 40.000 Jugendliche aus ganz Europa strömten zum Taizé- Treffen in die europäische Metropole BrüsselBild: Wiesa Klemens, Dezember 2008

Im Gemeindehaus von Sainte Cécile werden die müden Reisenden mit Kaffee, Tee und heißer Suppe empfangen. Jana und Tiina aus Estland sind schon seit halb drei Uhr morgens auf den Beinen. Sie sind nur zu zweit gekommen, nicht im Pulk wie der Rest. Die 23-jährige Jana lebte für ein Jahr als Freiwillige in Taizé.

Gespräche und Gebete

Die gemeinsamen Mittags- und Abendgebete auf verschiedenen Sprachen sind das Herzstück des TreffensBild: Wiesa Klemens, Dezember 2008

Die rund 40.000 Teilnehmer wurden von den Organisatoren auf Gastfamilien in 180 Gemeinden in Brüssel und Umgebung aufgeteilt. Dort treffen sich die Jugendlichen an den Vormittagen zu Gesprächen und Gebeten und fahren dann nachmittags auf das Messegelände, wo alle zusammen singen, diskutieren, beten und gemeinsam essen.

Jana und Tiina wohnen bei Helena Buckinx. Das erste, was sie ihren Gästen zeigt, ist der Blick auf die riesige Herz-Jesu-Basilika, die fünftgrößte Kirche der Welt. In der engen Küche brüht die Tochter Kaffee, packt die Puddingtörtchen aus und ruft ihrer Mutter englische Vokabeln zu.

Anfangs wollte Buckinx niemanden aufnehmen. „Aber um Weihnachten herum denkt man an Gott und die Frohe Botschaft und da hat mein Mann gesagt: ‚Für Maria und das Jesuskind gab es keine Herberge’ und deshalb haben wir uns dafür entschieden“, erklärt sie.

Gemeinsam Gott suchen

Es ist Abend geworden: Die Taizé-Gemeinschaft hat sich in den drei riesigen Messehallen zum Abendgebet versammelt. Tausende Jugendliche sitzen auf dem Betonboden. Aus den Lautsprechern an den Wänden tönt eine bunte Mischung aller europäischen Sprachen.

Jana Abzalon war ein Jahr lang als Freiwillige in TaizéBild: Ricarda Otte, Dezember 2008

Jana hat die Augen geschlossen. Sie sitzt im Schneidersitz und lauscht: Diese Gebete hat sie seit ihrem Taizé-Aufenthalt am meisten vermisst. „Ich glaube, dass es bei den Gebeten um Ruhe und Frieden geht und darum, so innig wie möglich nach Gott zu suchen und vor Gott man selbst zu sein“, sagt sie.

Taizé verbindet Menschen

Frère Alois ist Prior der Taizé-Gemeinschaft und Nachfolger des 2005 ermordeten Gründers Frère RogerBild: Wiesa Klemens, Dezember 2008

Charakteristisch für den Taizé-Orden sind die Gesänge: Sie bestehen aus nur wenigen Sätzen, die sich auf zentrale Stellen der Bibel beziehen. Immer wieder wiederholen die Jugendlichen sie, mehrstimmig und manchmal im Kanon. „Durch das wiederholende Singen geschieht vielleicht zweierlei: einmal eine Verinnerlichung, Zeit haben, um einen Satz zu wiederholen, das ist ja heute schon mal ganz außergewöhnlich und andererseits, in dem Sprachengewirr, das wir hier haben, aus ganz Europa, ist das Singen eine gemeinsame Sprache und verbindet unglaublich“, erklärt Frère Alois, Prior des Taizé-Ordens.

Gebete, Gespräche, Workshops – all das soll für die Jugendlichen Teil der gemeinsamen Erfahrung sein, die sie gestärkt und mit mehr Vertrauen nach Hause fahren lässt. Als Mensch, als Europäer und vor allem als Christ. Für Jana ist genau das wichtig: „Zu spüren, dass es doch so etwas gibt wie eine höhere Macht, die uns friedlich macht und uns dazu bringt, darüber nachzudenken, was im Leben wichtig ist: Friede und Liebe und einfach die Schönheit des Lebens.“

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