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49 Massengräber in Tschetschenien entdeckt

15. April 2003

– Offiziell werden seit 1994 in der Republik 2500 Menschen vermisst

Grosny, 15.4.2003, INTERFAX-JUG, russ.

In Tschetschenien sind während der zwei Militäroperationen über 2500 Einwohner der Republik verschollen, wurde bei der Regierung Tschetscheniens mitgeteilt. "Unseren Angaben zufolge sind während der ersten und während der zweiten Militäroperation in Tschetschenien 2500 Personen verschollen", erklärte der stellvertretende Regierungschef der Republik, Mowsar Chamidow, am Dienstag (15.4.) gegenüber "Interfax-JUG". Er ist für die Beziehungen zu den Sicherheitsstrukturen und die Suche nach den Vermissten zuständig. Mowsar Chamidow präzisierte, dass während der zweiten tschetschenischen Operation (seit Sommer 1999) etwa 1500 Personen "spurlos" verschwanden, während der ersten Operation (1994-1996) über 1000 Personen.

Er wies die Angaben der Zeitung "Le Monde" zurück, die unter Berufung auf einen geheimen Bericht der tschetschenischen Administration behauptet hatte, dass in Tschetschenien im Jahr 2002 über 100 Zivilisten pro Monat hingerichtet wurden, dass in Massengräbern über 3000 menschliche Überreste entdeckt wurden. "Die Zahlen, die diese Zeitung anführt, sind stark übertrieben und entsprechen nicht der Wirklichkeit", sagte Mowsar Chamidow. Gleichzeitig teilte der Vizepremier der tschetschenischen Regierung mit, dass in der Republik 49 Massengräber aufgefunden wurden. "In einigen dieser Gräber wurden Überreste von einer oder zwei Menschen gefunden, in einigen von drei bis fünf, in einigen mehr", sagte er. Die meisten Massengräber seien in Grosny und dessen Vororten entdeckt worden. (...)

Der stellvertretende Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation Sergej Fridinskij erklärte am Montag (14.4.) gegenüber "Interfax", dass die Gesamtzahl der Verbrechen in Tschetschenien in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um 14 Prozent zurückgegangen sei. Dabei sei die Zahl der besonders schweren Verbrechen um 4,5 Prozent gesunken, die der schweren um 51 Prozent. Die Zahl der Mordanschläge sei um 11 Prozent zurückgegangen, die Zahl der nicht aufgedeckten Morde um sechs Prozent. "Leider ist die Zahl der Entführungen nicht gesunken, darunter auch der Entführungen durch Banditenverbände", so Sergej Fridinskij. Er gab zu, dass in Tschetschenien regelmäßig Massengräber entdeckt werden, die zwischen einigen Tagen und einigen Jahren alt sind. "Viele von ihnen konnten bis jetzt nicht identifiziert werden, deshalb ist es verfrüht davon zu sprechen, ob es Zivilisten sind oder nicht", so der stellvertretenden Generalstaatsanwalt. (lr)