1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

49 Tote bei Anschlag auf Moscheen in Neuseeland

15. März 2019

Bei einem islamfeindlichen Terroranschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch sind mindestens 49 Menschen getötet worden. Verdächtigt wird ein Australier. Der Täter hatte die Bluttat live ins Netz übertragen.

Neuseeland Angriff auf Moscheen in Christchurch
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Baker

Nach einem Anschlag auf zwei Moscheen in der Stadt Christchurch hat sich laut Polizei die Zahl der Toten auf 49 erhöht. Den neuseeländischen Gesundheitsbehörden zufolge wird eine ähnliche Zahl von Menschen mit Schusswunden in verschieden Krankenhäusern behandelt. Ein Mann Ende 20 wird bereits am Samstag einem Richter vorgeführt, ihm wird Mord vorgeworfen. Zwei weitere Personen, die bewaffnet waren und sich in der Nähe der Tatorte aufhielten, wurden ebenfalls festgenommen. Ein vierter Festgenommener steht wohl nicht in Verbindung mit der Tat. Weitere Verdächtige gebe es derzeit nicht, hieß es. Die Gefahr sei jedoch noch nicht gebannt, sagte Polizeichef Mike Bush. Premierministerin Jacinda Ardern nannte die Tat einen Terroranschlag, später schloss sich die Polizei dieser Sichtweise an. Ardern erhöhte die Sicherheitswarnstufe des Landes auf die höchste Stufe.

Nach Angaben des australischen Premierministers Scott Morrison handelt es sich bei dem festgenommenen Hauptverdächtigen um einen Australier. Morrison sprach von einem "extremistischen rechten gewalttätigen Terroristen".

41 Menschen wurden in der Al-Noor-Moschee im Stadtzentrum getötet, sieben weitere in und bei einer zweiten Moschee im Vorort Linwood. Eine weitere Person starb im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Nach Augenzeugenberichten handelt es sich bei dem Täter um einen weißen Mann, der einen Helm und eine kugelsichere Weste trug. Laut einem Polizeisprecher wurden zudem mehrere Sprengsätze entschärft, die an Autos angebracht waren.

Premierministerin Jacinda Ardern reagierte in einer TV-Übertragung auf den TerroranschlagBild: Reuters/TVNZ

Täter streamte seine Tat ins Netz

Im Internet kursierte ein Video, in dem der Angriff auf eine der beiden Moscheen zu sehen ist. Vermutlich mit einer Helmkamera hatte der Täter live ins Internet gestreamt, wie er Waffen aus dem Kofferraum eines Autos entlädt, die Moschee betritt und aus kurzer Entfernung auf die Menschen in den Innenräumen schießt. Die neuseeländische Polizei forderte in ihrem Twitterkanal dazu auf, den Link nicht weiter zu verbreiten und will die Löschung der Bilder erreichen. Der Nutzer gibt an, ein 28 Jahre alter Australier zu sein, das ließ sich jedoch bislang nicht zuverlässig überprüfen. Unter demselben Nutzernamen wurde auch ein rechtsextremes Manifest veröffentlicht. Der Internetkonzern Facebook hat das Video nach eigenen Angaben zügig von seinen Plattformen Facebook und Instagram entfernt und das Profil des mutmaßlichen Täters gesperrt. Auch bei Twitter ist seine Seite nicht mehr aufrufbar.

Ministerpräsidentin Jacinda Ardern sprach von einem der "dunkelsten Tage" in der Geschichte des Landes. "Ich würde dies als eine Gewalttat beschreiben, wie es sie noch nie gegeben hat." Neuseeland sei die Heimat der Getöteten. "Sie gehören zu uns. Die Person, die diese Gewalt gegen uns ausgeübt hat, tut dies nicht." Die Regierungschefin kündigte an, noch an diesem Freitag selbst nach Christchurch zu fliegen.

Schüler mussten im Klassenzimmer ausharren

Die Polizei rief dazu auf, im Zentrum der Stadt nicht auf die Straße zu gehen und jedes verdächtige Verhalten zu melden. Wegen der Gefahrensituation mussten alle Schüler in ihren Klassenräumen bleiben. Alle öffentlichen Gebäude in Christchurch wurden abgeriegelt. Die Sperrung der Schulen ist inzwischen wieder aufgehoben. Vorerst bleiben die zahlreichen Einsatzkräfte jedoch in Alarmbereitschaft. "Lasst uns nicht davon ausgehen, dass die Gefahr gebannt ist", sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei forderte landesweit alle Moscheen dazu auf, ihre Türen zu schließen, und Besucher, sie zu meiden.

Die neuseeländische Polizei forderte Moscheebesucher dazu auf, die Gebetshäuser zu verlassenBild: picture-alliance/AP Photo/M. Baker

Die Bürgermeisterin von Christchurch, Lianne Dalziel, sagte: "Alle sind geschockt. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas hier passieren kann." Christchurch liegt auf der Südinsel des Pazifikstaats. Die drittgrößte Stadt Neuseelands hat etwa 350.000 Einwohner. In Neuseeland hatte sich seit 1990 keine Schießerei mit einer größeren Anzahl von Toten mehr ereignet.

ehl/stu (dpa, afp, rtr, ap)