Farbe kann jeder. Manche Künstler dagegen arbeiten mit Materialien, die nicht unbedingt nach Künstlerbedarf aussehen und kreieren Stillleben aus Lebensmitteln, Streetart aus Legosteinen oder Skulpturen aus Kaugummis.
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High Five: Kunstwerke aus ungewöhnlichen Dingen
Lebensmittel, Legosteine, Kaugummis: So mancher Künstler arbeitet mit den merkwürdigsten Materialien.
Bild: DW
Streetart aus Legosteinen
Mit einem Sack bunter Spielzeugsteine zieht der Bamberger Jan Vormann durch die Straßen der Welt. Was er sucht, ist eigentlich ein Ärgernis: Löcher in Mauern oder Fassaden. Teil für Teil passt er die Mini-Steine an die brüchigen Stellen an und macht aus kaputtem Mauerwerk Kunst. Auf der ganzen Welt ist Jan Vormann mit seinen Steinen bereits gewesen, von New York bis zur Chinesischen Mauer.
Bild: picture-alliance/dpa/A.Burgi
Lichtkunst aus Paketklebeband
Erst wenn Licht durch diese Bilder scheint, wird die Kunst erkennbar. Mehrere Lagen gewöhnliches Paketband klebt der niederländische Künstler Max Zorn auf Glas, Schicht für Schicht entsteht so ein Bild. Angefangen hatte er als Streetartist in seiner Heimatstadt Amsterdam. Inzwischen verkauft Max Zorn seine Bilder auch auf Plexiglas, manchmal für mehrere tausend Euro.
Bild: maxzorn.com
Foodscapes aus Lebensmitteln
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht - auf diesem Bild ist alles essbar: die Brokkoli-Bäume, der Karotten-Kirchturm und der Beeren-Ballon. Lebensmittel beflügeln die die Phantasie des britischen Künstlers Carl Warner. Am Anfang waren die Bilder für den Londoner Künstler nur eine Spielerei, inzwischen fertigt er seine Schlaraffenlandschaften meist im Auftrag von Werbeagenturen an.
Bild: Carl Warner
Schnitzereien aus Bleistiftminen
Weniger als einen Millimeter Durchmesser hat eine Bleistiftmine. Aber auch aus ihr kann Kunst entstehen, denn Grafit eignet sich besonders gut zum Schnitzen. Die Bildhauerin Ragna Reusch-Klinkenberg besitzt das nötige Fingerspitzengefühl und schnitzt zum Beispiel Miniaturbüsten berühmter Politiker. Diese zeigt US-Präsident Obama und wurde für eine Kampagne des Politikmagazins "Cicero" angefertigt.
Bild: Serviceplan Gruppe
Skulpturen aus Kaugummis
Fast so gut wie Ton findet der Italiener Maurizio Savini sein Lieblingsmaterial, mit dem er seit mehr als zehn Jahren arbeitet. Die politischen und sozialkritischen Skulpturen, die er aus Kaugummis anfertigt, sind in Galerien auf der ganzen Welt zu sehen und äußerst begehrt: Diese Skulptur der mythischen römischen Wölfin "La Lupa" aus 14 Kilogramm Kaugummi wurde für 28.000 Euro verkauft.
Bild: DW
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Kunst darf alles, heißt es, und mag es noch so skurril sein. Der Brite Damien Hirst zum Beispiel versteht es, aus den merkwürdigsten Dingen Kunst zu kreieren. Einen menschlichen Schädel besetzte er mit Diamanten und stellte ihn aus, ebenso einen in Formaldehyd eingelegten Hai. Die deutsch-schweizerische Künstlerin Meret Oppenheim wurde einst für eine mit Pelz besetzte Tasse gefeiert. Und auch für den italienischen Bildhauer Maurizio Savini herrscht materialtechnisch Anarchie in der Kunst.
Kunst aus Kaugummi
Seine Skulpturen formt er aus einem Material, das man normalerweise eher unter der Schuhsohle findet: Kaugummi. Mehr als zehn Kilo braucht er für manche seiner Figuren, da kommen schnell tausende Stück zusammen. Die kaut Maurizio Savini natürlich nicht alle in Form. Stattdessen packen zwei Assistenten jeden einzelnen Kaugummi aus, erhitzen das Rohmaterial anschließend mit einem Fön und kneten alles zu einer Masse. Die trägt der Künstler selbst schließlich auf eine Basisskulptur aus Gips auf.
Kritik an Kultur und Gesellschaft
Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Maurizio Savini mit dem rosafarbenen Zuckerzeug, das für ihn eine ganz spezielle kulturelle Bedeutung hat: ein Symbol für das Wirtschaftswachstum im Nachkriegseuropa und das perfekte Material, um Gesellschaftskritik zu üben.
Material mit Tücken
Der hohe Zuckergehalt des Kaugummis stellte den Künstler allerdings auch vor einige Herausforderungen. Seine ersten Skulpturen fielen nach drei Monaten auseinander, weil der Zucker die Basis zerstörte, und er musste den Käufern das gesamte Geld zurückzahlen. Inzwischen konserviert er seine Arbeiten mit Formaldehyd und Antibiotika. Sein Atelier hat Maurizio Savini übrigens in einer ehemaligen Pastamanufaktur in Rom.
Weitere Künstler, die ebenfalls mit außergewöhnlich ungewöhnlichen Materialien arbeiten, stellen wir in unserem Ranking vor.