1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

5 Jahre Haft: Senzow beschwert sich nicht

Igor Burdyga | Markian Ostaptschuk
10. Mai 2019

Seit fünf Jahren sitzt der ukrainische Filmemacher Oleg Senzow in russischer Haft. Vor einem halben Jahr brach er seinen Hungerstreik ab. Seine Anwältin hat ihn besucht und erläutert, wie es ihm geht.

Oleg Senzow
Regisseur Oleg Senzow im Jahr 2015Bild: picture-alliance/AP Photo

Der ukrainische Regisseur Oleg Senzow hat sich während des jüngsten Besuchs seiner Anwälte über seinen Gesundheitszustand und die Haftbedingungen nicht beschwert. Das sagte seine Anwältin Olga Dinse, die Senzow zuletzt im russischen Straflager in Labytnangi am Polarkreis im März besucht hat, der DW.

Senzow wurde vor fünf Jahren, am 10. Mai 2014, auf der Krim vom Föderalen Sicherheitsdienst Russlands (FSB) zusammen mit drei weiteren Personen festgenommen. Der FSB behauptete, alle vier hätten in Simferopol, Sewastopol und Jalta Terroranschläge geplant. Senzow habe, so die russischen Ermittler, eine Gruppierung angeführt, die der nationalistischen ukrainischen Bewegung "Rechter Sektor" nahe gestanden habe. Senzow wies alle Vorwürfe zurück. 2015 wurde er von einem Gericht im südrussischen Rosow am Don zu 20 Jahren Haft verurteilt. Amnesty International kritisierte das Verfahren als "unfair". Anfang 2016 wurde Senzow nach Jakutien und von dort in die Strafkolonie in Labytnangi am Polarkreis geschickt.

Widerstand gegen Krim-Besetzung

Senzow war im Mai 2018 in einen Hungerstreik getreten. Damit wollte er die Freilassung von 64 ukrainischen Staatsbürgern erreichen, die in Russland aus politischen Gründen inhaftiert sind. Anfang Oktober beendete Senzow den Hungerstreik, angesichts einer drohenden Zwangsernährung. Seine Forderung blieb aber unerfüllt. Senzow hoffte offenbar auch auf seine eigene Freilassung oder einen Austausch vor der Fußball-WM in Russland im Sommer 2018, doch diese Hoffnung ging nicht auf.

Militärischer Drill

Nach dem aktuellen Besuch seiner Anwälte, berichten diese, dass alle Gefangenen stets mindestens die Hälfte des Tages mit militärischem Drill befasst seien. Das sei Pflicht. "Oleg marschiert etwas weniger als die anderen. Er darf nach seinem Hungerstreik mehr Zeit für Spaziergänge und Sport in der Reha aufwenden", sagte seine Anwältin Olga Dinse und fügte hinzu: "Nach der Reha kehrte Oleg zur Kreativität zurück und arbeitet an Drehbüchern. Leider erlaubt ihm die Gefängnisverwaltung nicht, einen Mediaplayer zu nutzen, so dass er die Arbeiten nicht sehen kann, die ihm seine Kollegen schicken."

Der 42-jährige Regisseur Oleg Senzow stammt aus Simferopol auf der Krim. Im Jahr 2011 produzierte er den Film "Gamer", eine Geschichte über einen Cyber-Sportler. Der Film erhielt bei mehreren internationalen Festivals Auszeichnungen. Durch den Erfolg des Streifens zog auch Senzows nächstes Projekt im Jahr 2013, der Film "Nashorn" über Kinder der 90er-Jahre, Aufmerksamkeit auf sich.

Als im Herbst 2013 die Proteste auf dem Maidan, dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew, begannen, stoppte Senzow seine Filmarbeiten und unterstützte die proeuropäische Bewegung im Lande. Im Februar 2014 besetzten russische Militärs die Krim und blockierten die Kasernen auf der Halbinsel. Senzow half den darin eingeschlossenen ukrainischen Soldaten mit Lebensmitteln.

Internationale Unterstützung

Schon kurz nach Bekanntwerden der Verhaftung Senzows hatten prominente europäische Filmregisseure in einem Brief an die russischen Behörden gegen die Festnahme ihres ukrainischen Kollegen protestiert. Unter den Unterzeichnern waren Wim Wenders, Ken Loach und Pedro Almodóvar. Wenig später forderte die Europäische Filmakademie Wladimir Putin auf, die Sicherheit Oleg Senzows zu garantieren. Die Literaturnobelpreisträgerinnen Herta Müller und Swetlana Alexijewitsch starteten eine erste Petition.

Im Dezember 2018 unterstützte das Europäische Parlament den Filmemacher mit der Vergabe des Sacharow-Preises für Menschenrechte und Meinungsfreiheit, eine der höchsten Auszeichnungen, die Europa zu vergeben hat.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen