Accessoires aus Gummischläuchen, Kleider aus Papier, Taschen aus Holz: Upcycling ist in - auch in der Modebranche. Manche Designer arbeiten dabei mit Materialien, die man nicht auf Anhieb auf dem Laufsteg erwarten würde.
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High Five: Mode aus ungewöhnlichen Materialien
Taschen aus Fahrradschläuchen, Kleider aus Papier - Mode muss nicht immer nur aus althergebrachten Stoffen sein. Manche Designer arbeiten lieber mit Materialien, die nicht jeder gleich mit Laufstegen verbindet.
Bild: Jannes Frubel
Taschen aus Schlauchgummi
Bevor sich die alten Schläuche von Motorrädern, LKW oder Fahrrädern auf der Sondermülldeponie in Rauch auflösen, schnappt sich die Berliner Designerin Katja Werner das Material und macht daraus Taschen, Brillenetuis oder Telefonhüllen. Feuchtigkeitsresistent und langlebig ist das Lieblingsmaterial der leidenschaftlichen Motorradfahrerin. Die Form der Gummiröhren gibt vor, was am Ende daraus wird.
Bild: K.W.D.
Kleider aus Papier
Die Formen dieser Kleider entstehen durch aufwändiges Falten. Rund drei Meter Papier und mehr als zehn Stunden Zeit braucht Designerin Jule Waibel für ein kurzes Kleid. Ob es einen Regenschauer übersteht, ist fraglich - eine Menge Eindruck macht die Mode auf jeden Fall. Inzwischen überträgt Jule Waibel den Faltenwurf der Papierkleider durch Plissieren auch auf alltagstauglichere Stoffe.
Bild: Jule Waibel
Accessoires aus Feuerwehrschläuchen
Ein Feuerwehrschlauch kann 50 bis 60 bar Druck aushalten, rund 20 Mal mehr als ein Autoreifen. Im Alltag kann mit diesen Taschen der Designerinnen Kerstin Klockow und Kai Rudat also eigentlich nichts mehr schiefgehen. Bei dem widerstandsfähigen Stoff müssen die Nähmaschinen einiges aushalten. Heraus kommen verschiedene Taschen und manchmal auch das ein oder andere Korsett.
Bild: kayos arts & design
Taschen aus Holz
Was kommt heraus, wenn man die Berufe Tischler und Model kreuzt? Richtig, ein Designer, der Mode tischlert: Norbert Öttl. In einem aufwändigen Verfahren sägt, biegt und leimt der Südtiroler Taschen aus Holz. So entstehen luxuriöse Handtaschen, Aktenkoffer und Trolleys - und edle Clutches, die es schon als Accessoires auf die großen Laufstege geschafft haben.
Bild: www.focus-fotodesign/A. Ritter
Kleider aus Milch
Schon Kleopatra wusste: Milch ist gut für die Haut. Gänzlich natürlich sind die Stoffe der Hannoveraner Designerin und Mikrobiologin Anke Domaske. Aus nicht mehr verwertbaren Milchresten stellt sie Fasern für die Bekleidungsindustrie her - und gewann damit im Jahr 2010 bereits einen Gründerpreis. Inzwischen ist aus einer ungewöhnlichen Idee ein echtes und nachhaltiges Geschäft geworden.
Bild: Jannes Frubel
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Für die einen ist es Müll, für die anderen das Material, aus dem Designerträume sind. "Upycycling" nennt es sich, wenn aus Produkten, die eigentlich für den Abfall gedacht sind, neue und hochwertige Designobjekte entstehen - ob in der Mode oder im Produktdesign. Neu ist dieses Konzept nicht. Bereits in den 1990er Jahren fertigte beispielsweise die Outdoor-Marke Patagonia aus Plastikflaschen Fleecepullover an. Inzwischen sind viele Modemacher auf den Nachhaltigkeitszug aufgesprungen. Da werden Taschen aus Holz gefertigt, aus Feuerwehrschläuchen entstehen Accessoires oder aus Papier Designermode. Aber es geht noch ausgefallener.
Kleider aus Milch
Die Hannoveraner Designerin Anke Domaske treibt Upcycling auf die Spitze, denn sie macht Kleider komplett aus Milch, genauer gesagt aus Milchresten. Zwei Millionen Liter Milch werden allein in Deutschland pro Jahr entsorgt. Anke Domaske wandelt sie in Milchfasern um und macht daraus Stoffe, die so leicht und fein sind wie Seide, nur viel günstiger.
Geruchlos, hautfreundlich und essbar
Das nötige Knowhow eignete sie sich durch ein Studium der Mikrobiologie an. In einem ausgeklügelten Verfahren trennt Anke Domaske das Eiweiß von der Milch und vermischt es anschließend mit Wasser und Zusatzstoffen, die sie natürlich geheim hält. So entsteht ein Teig, der zu Fasern gepresst wird, die dünner sind als ein menschliches Haar. Die Kleider, die daraus entstehen, sind geruchlos, pflegeleicht, besonders hautfreundlich und so natürlich, dass man sie theoretisch essen könnte.
Spagat zwischen Wissenschaft und Design
Mit ihrer Firma QMilch stellt Anke Domaske Fasern für die Bekleidungsindustrie her, doch nicht nur das. Die Mikrobiologin schafft auch den Spagat zum Design und produziert mit ihrem Label "Mademoiselle Chi Chi" erfolgreich ihre eigenen Kollektionen.