Reihenhaus mit Handtuch-Garten? Wie langweilig! Für manche Hausbesitzer muss es schon was Besonderes sein: ein Hochbunker oder ein Flugzeughangar - oder gleich eine ganze Zementfabrik.
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High Five: Ungewöhnliche Behausungen
Es gibt Menschen, die geben sich nicht mit einem gewöhnlichen Haus zufrieden. Sie wollen in einem ganz besonderen Eigenheim wohnen. Etwa in einer Zementfabrik, einer Zisterne oder gar im Obergeschoss einer Kirche.
Bild: Rural Villas
Zementfabrik
"La fábrica" nennt der spanische Architekt Ricardo Bofill sein Wohnschloss, für das er eine alte verfallene Zementfabrik komplett umgestaltete. Seit mehr als 30 Jahren wohnt er dort mit seiner zweiten Frau und seinem Sohn, der ebenfalls Ricardo Bofill heißt. Auf 500 Quadratmetern verteilen sich mehrere Büros, eine Bibliothek, ein Vorführraum und diverse Wohnräume.
Bild: RICARDO BOFILL TALLER DE ARQUITECTURA
Bunker
In keiner deutschen Stadt wurden während des Zweiten Weltkriegs mehr Luftschutzbunker gebaut als in Hamburg, über 1000 Anlagen gab es zum Ende des Krieges. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich ein Abriss sehr schwierig gestaltet. Einige Architekturbüros konzentrieren sich deshalb darauf, die Bunker auszubauen. Kein leichtes Unterfangen, denn die Wände sind oft mehr als einen Meter dick.
Bild: picture-alliance/Bildagentur-online/Ohde
Zisterne
In diesem Kellergewölbe wurde auf der Kanaren-Insel Lanzarote einst Wasser gespeichert. Als aber irgendwann auch bei den Einwohnern des kleinen Dorfes Los Valles das Wasser aus dem Hahn kam, geriet die Zisterne in Vergessenheit. Erst vor einigen Jahren wurde sie von dem ortsansässigen Paar Oda und Yayo Fontes de Leon wiederentdeckt und in eine gemütliche Wohnung umgewandelt.
Bild: Rural Villas
Flugzeughangar
Die Backsteinfront ist nur Fassade, denn dieses Haus im norddeutschen Uetze war ursprünglich mal ein Flugzeughangar. Zwar kann es unter dem Wellblechdach bei Regen ziemlich laut werden, ansonsten wohnt es sich auf den 140 Quadratmetern aber sehr gemütlich. Dieser und weitere Hangars wurden Mitte der 1990er Jahre von einem Architekten umgebaut, als die britische Armee aus der Gegend abzog.
Bild: Glenn Garriock
Kirche
Was macht eine Kirche, wenn sie kein Geld mehr hat? Sie vermietet. Und besonders lukrativ geht das bekanntlich in London. Die zweite Etage der Westbourne Grove Kirche im Stadtteil Notting Hill wurde zu luxuriösen Apartments ausgebaut. Sehr gottesfürchtig ist das zwar nicht, doch die Baptisten-Gemeinde freute sich über den Geldsegen.
Bild: Carlo Carossio
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Es ist eine Mischung aus Kathedrale, brutalistischem Betonklotz und Garten Eden - das Wohnhaus des spanischen Architekten Ricardo Bofill. Es befindet sich außerhalb seiner Heimatstadt Barcelona, dort wo der Stararchitekt bereits den Flughafen baute und das berühmte W-Hotel am Stadtstrand mit seiner markanten Silhouette. Mehr als 1000 Gebäude hat der 76-jährige Architekt bereits in der ganzen Welt entworfen, das wohl interessanteste aber ist sein eigenes Wohnhaus.
In den 1970er Jahren entdeckte Ricardo Bofill die alte Zementfabrik aus dem späten 19. Jahrhundert. Er kaufte die stark verfallene Fabrik, riss einen Großteil der 30 Silos ab und baute sich aus den acht verbliebenen Silos und den Hallen, Gängen und Räumen in zwei Jahren seinen eigenen Wohntraum.
Arbeiten im Silo
In die dicken Betonmauern der Silos schlug er lange, schlanke Fenster, die mit ihren Rundbögen an den katalanischen Gotik-Stil erinnern. Dort, wo früher Zement gelagert wurde, arbeitet er nun mit seinem Büro an neuen Entwürfen. Aus dem riesigen Mittelschiff der Fabrik wurde die "Kathedrale", ein Raum mit 13 Meter hohen Decken, der für Empfänge, Feste und Seminare genutzt wird. Eine weitere Fabrikhalle wurde zum Esszimmer. Herzstück des Gebäudes ist "sala cubica" ein würfelförmiger Raum, der sich über zwei Stockwerke erstreckt. Und auch den Schornstein hat Ricardo Bofill stehen lassen, man kann ihn in ganz Barcelona sehen.
Surreales Architektenschloss
Reste der alten Zementfabrik stehen noch wie riesige Skulpturen im Garten. Dort hat sich inzwischen die Natur ihr Reich zurückerobert. Wilder Wein und Efeu erklimmen die Fassaden, sie haben aus der alten Zementfabrik in mehr als 30 Jahren ein surreal anmutendes Wohnhaus gemacht, ein verwunschenes Architektenschloss.