John Lennon als Tarantel, Boris Becker als Meeresschnecke, Prinz Charles als Frosch. Wenn Forscher neue Tierarten entdecken, geht bei der Namensgebung manchmal die Phantasie mit ihnen durch.
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High Five: Tiere mit prominenten Namensvettern
Wenn Forscher neue Tierarten entdecken, geht bei der Namensgebung vor Freude schon mal die Phantasie mit ihnen durch.
Bild: Getty Images/AFP/F.Coffrini
Boris Becker
Das Tennis-As steht mit seinem Namen ausgerechnet für eines der langsamsten Tiere Pate: eine Meeresschnecke. 1996 entdeckte der Münchner Biologe Manfred Parth das Tier in den Gewässern vor den Philippinen. Für ihn kam nur einer für die Namensgebung in Frage - der für ihn größte deutsche Tennisspieler aller Zeiten. Die Schnecke steht nun als "Bufonaria borisbeckeri" in den Biologiebüchern.
Bild: Getty Images/AFP/S. Bruty
John Lennon
Als Namenspatron für eine Wolfspinne zu dienen ist nicht unbedingt schmeichelhaft. Doch die Forscher, die im brasilianischen Regenwald eine neue Tarantelart entdeckten, wollten einem großen Musiker ein wahres Kompliment machen: "Bumba lennoni" nannten die Beatles-Fans ihren Fund. John Lennon stand mit seinem Namen übrigens auch schon Pate für eine Wespenart und einen ausgestorbenen Gliederfüßer.
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Ozzy Osbourne
Sein Namensvetter: ein kleiner Baumfrosch aus dem Amazonasgebiet. Der ruft wie eine Fledermaus und erinnerte deshalb die Biologen an einen unrühmlichen Bühnenauftritt des selbsternannten Fürsten der Finsternis. Der biss bei einem Konzert nämlich einst einer Fledermaus den Kopf ab. Diese Performance bescherte ihm schließlich sein ganz eigenes tierisches Patenkind, den Frosch "Dendropsophus ozzyi".
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Joe Strummer
Auch Meeresforscher hören Punk. So zum Beispiel die Biologin Shannon B. Johnson. In Gedenken an den verstorbenen Frontmann der britischen Band "The Clash" nannte sie eine Tiefseeschnecke "Alviniconcha strummeri". Die lebt hunderte Meter unter dem Meeresspiegel an heißen Hydrothermalquellen - und sieht mit ihrer stacheligen Außenhaut selbst ein bisschen aus wie ein Punk.
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Mark Knopfler
Mark Knopfler, seines Zeichens Rock-Dinosaurier, besitzt seit dem Jahr 2001 einen ebensolchen Namensvetter. Paläontologen entdeckten den fleischfressenden, bis dato unbekannten Dino in Madagaskar und benannten ihn nach dem begnadeten Gitarristen "Masiaksaurus knopfleri". Als Grund gaben sie an, dass sie bei ihrer Suche immer dann gut vorankamen, wenn sie die Musik von Knopfler gespielt hatten.
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"Bumba lennoni" geriet 2005 im brasilianischen Regenwald das erste Mal in den Kescher eines Forschers. Die haarige Tarantel war zuvor gänzlich unbekannt und daher namenlos. Der Biologe benannte sie nach dem wohl bekanntesten Beatle John Lennon. Warum? Weil er es kann.
Nomenklatur mit künstlerischer Freiheit
Denn wenn Biologen nach oft langer akribischer Forschungsarbeit auf eine neue Pflanzen- oder Tierart stoßen, dann dürfen sie den Namen selbst aussuchen. Die binäre Nomenklatur, die der schwedische Naturforscher Carl von Linné einst erdachte, schreibt lediglich eine strenge Reihenfolge bei der Benennung neuer Arten vor. So kommt bei der Klassifizierung erst die Gattung in Großbuchstaben, dann die Art in kleinen Lettern. Quasi wie ein Vor- und Nachname. Doch bei der eigentlichen Namensgebung gibt es erstaunlich viel künstlerische Freiheit.
Von Fachmagazinen in die Schlagzeilen
Früher gaben Forscher ihren Entdeckungen gerne Namen anderer großer Wissenschaftler. Inzwischen stehen auch Prominente Pate. So heißt etwa eine 1996 entdeckte Meeresschnecke "Bufonaria borisbeckeri" - benannt nach dem ehemaligen deutschen Tennisprofi. Ein gepunkteter ecuadorianischer Frosch wurde 2012 nach Prinz Charles auf den poetischen Namen "Hyloscirtus princecharlesi" getauft. Und eine neu entdeckte afrikanische Prachtlibelle hört seit Dezember 2015 auf den Namen "Umma gumma", nach dem gleichnamigen Album von Pink Floyd.
Ganz ohne Hintergedanken sind diese schillernden Namen wohl nicht gewählt. Denn die meisten tierischen Neuentdeckungen sind eher unscheinbarer Natur und werden höchstens in Fachmagazinen veröffentlicht. Ein fossiler Specht namens Mandela oder eben eine Tarantel namens Lennon kommt dagegen fast ganz von selbst in die Schlagzeilen.
Millionen unentdeckter Tierarten
Welche Tiere ebenfalls einen prominenten Namenspatron besitzen, das erfahren Sie in unserem Ranking. Übrigens schätzen Forscher, dass es weltweit noch Millionen unentdeckter Tierarten gibt - genug also für alle.