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Literatur

Stefan Zweig: Zwischen Ruhm und Heimatlosigkeit

Nina Wuttke
23. Februar 2017

Stefan Zweig war einer der größten deutschsprachigen Schriftsteller seiner Zeit. Bedroht durch das Naziregime, floh er nach Brasilien. Vor 75 Jahren nahm er sich dort gemeinsam mit seiner Frau das Leben.

Porträt des Schriftstellers Stefan Zweig. Foto: picture-alliance/Imagno
Bild: picture-alliance/Imagno

Stefan Zweig wurde 1881 in einer gutbürgerlichen jüdischen Familie in Wien geboren. Schon auf dem Gymnasium schrieb er Gedichte. In Wien und Berlin studierte er Germanistik, Romanistik und Philosophie. Danach bereiste er ganz Europa, aber auch Amerika, Afrika und Indien, und knüpfte viele Kontakte mit fremdsprachigen Autoren.

In die allgemeine Euphorie beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs einzustimmen, lag ihm fern. Überdies wurde Zweig als untauglich für den Kriegsdienst befunden. Doch meldete er sich als Freiwilliger zum Kriegspresse-Quartier, einer Propaganda-Einrichtung der österreichisch-ungarischen Armeeführung. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst zog er 1917 nach Zürich und arbeitete für die Wiener "Neue Freie Presse" als Schweiz-Korrespondent. Nach Kriegsende kehrte Zweig nach Österreich zurück und lebte bis 1933 in Salzburg.

Stefan Zweigs berühmte SchachnovelleBild: Michael Jensch, Axel Thünker

Die Idee eines vereinten Europas

Zweig verfasste zahlreiche Prosaschriften, Biographien und  Novellen. Bekannt wurde er vor allem durch die historischen Miniaturen "Sternstunden der Menschheit" und durch seine "Schachnovelle", die jedoch erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde. In diesem Werk geht es um einen Verfolgten des NS-Regimes, der sich in seiner Isolationshaft selbst das Schachspielen beibringt.

Zweigs humanistische Idee eines vereinten Europas und seine pazifistische Weltsicht, die sich auch in seinen Werken widerspiegelte, widersprach dem aufkeimenden Nationalsozialismus. Seine Bücher gelangten 1933 auf die Liste der Autoren für die Bücherverbrennung, ab 1935 zählte Zweig zu den im Deutschen Reich verbotenen Autoren.

Die Flucht ins Exil

Schon 1934, als Polizisten der Sturmabteilung (SA) sein Haus durchsucht hatten, sah Zweig sich durch das NS-Regime bedroht. Er verließ die Heimat Österreich und emigrierte zunächst nach London. Nach Aufenthalten in New York, Paraguay und Argentinien ließ er sich schließlich mit seiner zweiten Frau Charlotte in Brasilien nieder. Hier wurde das Paar herzlich aufgenommen, denn der Autor war durch seine zahlreichen Reiseaufenthalte bekannt. Er schrieb auch eine Monografie über das Land mit dem Titel "Brasilien - Ein Land der Zukunft". Kurz vor seinem Tod 1942 bedankte sich der Schriftsteller noch bei "dem wundervollen Lande Brasilien". Und in seinem Abschiedsbrief schrieb er, dass er sich kein anderes Land lieber gewünscht hätte, um dort den Versuch eines Neuanfangs zu wagen. Doch ein Neuanfang gelang nicht.

Kein Ersatz für die Heimat

In seinem Haus in Petrópolis nahm sich Zweig zusammen mit seiner Frau das LebenBild: Manfred Grietens

Als Ehrengast eines Schriftstellerkongresses im argentinischen Buenos Aires sollte Zweig sich 1936 von Deutschland distanzieren. Aber es fiel ihm schwer. Zu verbunden fühlte er sich mit seiner kulturellen Heimat. Zwar lebte der Autor in Brasilien, fernab von Krieg und Verfolgung in Europa, doch der Verlust der Heimat setzte ihm merklich zu. Zweig empfand ein Gefühl der Ohnmacht, litt an schweren Depressionen.

In der Nacht zum 23. Februar 1942 nahmen sich Stefan Zweig und seine Frau Charlotte mit einer Überdosis Schlafmittel das Leben. Seite an Seite wurden sie in ihrem Haus im brasilianischen Petrópolis gefunden. Heute zählt Stefan Zweig zu den bekanntesten und meistgelesenen deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.

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