9/11-Attentätern droht Todesstrafe
5. April 2012Das US-Verteidigungsministerium in Washington teilte mit, die Anklage gegen die fünf Männer - unter ihnen der sogenannte Chefplaner des Terrornetzwerks Al-Kaida, Chalid Scheich Mohammed - sei an ein Militärtribunal in dem US-Lager auf Kuba weitergeleitet worden. Im Falle eines Schuldspruchs könnten die Angeklagten zum Tode verurteilt werden, heißt es in der Erklärung des Pentagon weiter.
Prozess erst später
Die Beschuldigten müssen nun binnen 30 Tagen zur Verlesung der Anklageschrift vor dem Militärgericht erscheinen, der Prozess dürfte aber erst in einigen Monaten eröffnet werden. Nach Agenturberichten wird den Männern vorgeworfen, für "Planung und Ausführung" der Anschläge mit entführten Passagierflugzeugen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington verantwortlich zu sein. Bei den Terrorangriffen und dem Absturz eines weiteren entführten Flugzeugs im US-Bundesstaat Pennsylvania wurden insgesamt 2976 Menschen getötet.
Neben Scheich Mohammed müssen sich die mutmaßlichen Terroristen Ramzi Binalshibh, Ali Abdel Asis Ali, Mustafa Ahmed al-Hausawi und Walid bin Attasch vor dem Tribunal verantworten. Der Jemenit Binalshibh wohnte in Hamburg zusammen mit Mohammed Atta, dem Anführer der Todespiloten vom 11. September. Er soll einer der engsten Vertrauten Attas gewesen sein. In der Hamburger Terrorzelle soll Binalshibh als Organisator und "Bankier" fungiert haben. Alle fünf waren zwischen 2002 und 2003 festgenommen worden und verbrachten vermutlich einige Jahre in geheimen CIA-Gefängnissen, bevor sie 2006 nach Guantanamo gebracht wurden.
Schließung des Camps gescheitert
Dort waren sie erstmals 2008 vor einem Sondertribunal angeklagt worden. Das Verfahren wurde dann aber nach dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama Anfang 2009 ausgesetzt. Hintergrund war Obamas Wahlversprechen, das umstrittene Gefangenenlager auf Kuba binnen eines Jahres zu schließen. Das konnte er aber wegen heftigen Widerstandes im Kongress nicht umsetzen. Danach hatte Obama geplant, den mutmaßlichen Terroristen den Prozess vor einem zivilen Gericht in New York machen zu lassen. Dies scheiterte ebenfalls an massiven Protesten.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September hatte die US-Regierung von Präsident George W. Bush in Guantanamo das Gefangenenlager für mutmaßliche Al-Kaida-Terroristen eingerichtet. Vor allem wegen Folter und Misshandlungen von Häftlingen geriet das Camp international in die Kritik. Scheich Mohammed wurde mehrmals dem als Folter angesehenen "Waterboarding" unterzogen. Die einstige "Nummer drei" von Al-Kaida hatte dabei seine Beteiligung an den Terroranschlägen gestanden. Den Chef von Al-Kaida, Osama bin Laden, hatte eine US-Spezialeinheit am 1. Mai 2011in seinem Versteck in Pakistan getötet.
wl/sc/sti (dpa,afp,ape)