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Musik

Abbey Road Studios: Wo die Beatles groß wurden

12. November 2021

Es gibt nicht viele Tonstudios auf der Welt, die von solch einer geschichtsträchtigen Aura umgeben sind. 1931 wurden die Abbey Road Studios gegründet.

Eingangstür der Abbey Road Studios
Hinter dem schlichten Eingang wurde Musikgeschichte geschriebenBild: picture-alliance/dpa/A. Pezzali

Es ist wahrscheinlich das am besten bewachte Tonstudio der Welt. Hier geht man nicht einfach rein, um sich mal umzugucken. Hier muss man sich anmelden und einen guten Grund vorweisen, warum man denn jetzt hinein will. Neugierige können nur von außen einen Blick auf die berühmte Adresse werfen. Kaum ein musikinteressierter London-Tourist lässt die Ecke Abbey Road/Grove End Road und Garden Road aus.

Denn hier ist der weltberühmte Zebrastreifen, auf dem John Lennon, Ringo Starr, Paul McCartney und George Harrison an einem sonnigen August-Tag im Jahr 1969 schlecht gelaunt ein paar Mal hin- und herliefen.

Sechs Mal überquerten die Beatles den Zebrastreifen - dann war das Foto im KastenBild: picture-alliance/maxppp/Selva/Leemage

Entstanden ist dabei eines der berühmtesten Plattencover aller Zeiten - und ein regelrechter Kult um ein Aufnahmestudio, das am 12. November 1931 zum ersten Mal seine Tür öffnete.

Es begann mit Klassik-Aufnahmen

Das London Symphony Orchestra spielte "Land of Hope And Glory" des Komponisten Edward Elgar ein. Es war die erste Tonaufnahme, die in den Abbey Road Studios - damals noch EMI Recording Studios - entstand. Alle klassischen Aufnahmen der EMI wurden hier gemacht - und sehr viele davon unter der der Leitung des berühmten Dirigenten Yehudi Menuhin.

Auch die populäre Musik hielt hier Einzug - vorangetrieben in den 1950er-Jahren von einem gewissen George Martin. Als Produzent arbeitete er für das EMI-Label Parlophone, dem er neben Klassikproduktionen auch immer mehr Jazz-, Comedy- und schließlich Popmusikproduktionen zuführte.

George Martin mit den Beatles bei einer der ersten Recording Sessions für ParlophoneBild: Getty Images/Keystone/Hulton Archive

1962 nahm er die Beatles unter seine Fittiche - und der Rest ist Musikgeschichte. Bis heute sind die Abbey Road Studios eine renommierte Adresse für Musiker aus der ganzen Welt und aus allen Genres.

Reinste Magie

Hinter dem schlicht gehaltenen Eingang öffnet sich ein wahres Labyrinth aus Produktions- und Regieräumen. Herzstücke sind die Hallen der Studios 1 und 2 - hier entstanden Welthits. Der Kölner Singer-Songwriter Björn Heuser war 2018 dort, um seinem Album "Himmel Övver Kölle" (Himmel über Köln) den letzten Schliff zu verpassen. Normalerweise wird das digital erledigt - denn die heiligen Hallen der Abbey Road Studios sind eigentlich nur Menschen zugänglich, die dort ein komplettes Album produzieren und physisch anwesend sein müssen.

In Köln füllt Liedermacher Björn Heuser mit seinen "Mitsingkonzerten" große HallenBild: Dirk Loerper

Legendäres Studio 1

Heuser hatte das Glück, dennoch dorthin eingeladen zu werden und beschreibt seine Eindrücke im DW-Gespräch so: "Wenn man so musikverrückt ist wie ich und weiß, wer alles schon die Stufen hochgegangen ist - und plötzlich stehe ich da mit meinem neuen Album in der Tasche unter diesem Abbey Road Schriftzug - das war schon ein ganz magischer Moment." Durch einen kleinen Zufall konnte Heuser einen Blick in das berühmte Studio 1 erhaschen und kurz hineinschlüpfen; die Tür stand offen - es wurde gerade geputzt. In den paar Sekunden wurde der Musiker vom Zauber dieses Raumes erfasst, der als das größte Aufnahmestudio der Welt gilt.

Blick aus der Regie ins Studio 1Bild: FT Trevor Humphries/dpa/picture-alliance

Der Atem der Musikgeschichte steht in diesem Raum mit dem Parkettboden und den hellblauen Wänden. Stevie Wonder, Kanye West, Sting und U2 waren hier, Queen, Massive Attack, Shirley Bassey und natürlich die Beatles - an denen geht hier kaum ein Weg vorbei.

Ein Muss für Musik-Verrückte

In den Gängen stehen alte Aufnahmegeräte, Bandmaschinen, Pulte. "Das möchte man alles einfach mal kurz anfassen", so Heuser. Selbst der Geruch sei altehrwürdig, fast so wie im Kölner Dom - nur ohne Weihrauch.

Auch wenn der Kölner Singer-Songwriter in London nicht unbedingt ein berühmter Musiker ist und sich in den Abbey Road Studios in der Regel weltberühmte Stars die Klinke in die Hand geben, wurde Björn Heuser auf Augenhöhe dort empfangen und quatschte mit seinem Toningenieur über Musik und die Eigenarten der drolligen kölschen Sprache.

Nach dem Besuch in den Studios war Heuser klar: Das gehört zu den Dingen, die man als Musik-Verrückter einfach erlebt haben muss.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
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