Streiks: 90.000 Lufthansa-Kunden betroffen
10. April 2018Wegen des Arbeitskampfs bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Lufthansa für diesen Dienstag die Hälfte ihrer Verbindungen gestrichen, darunter 58 Langstreckenflüge. Bestreikt werden die Flughäfen in Frankfurt am Main, München, Köln und Bremen. In München wurden knapp 400 der insgesamt 1200 geplanten Flüge vorsorglich abgesagt. In Köln wurden 76 von 250 geplanten Flügen annulliert. Auch an anderen Airports kam es zu Ausfällen.
An den Flughäfen arbeiten nach Privatisierungen noch zahlreiche Beschäftigte der Kommunen. Deshalb gibt es auch Warnstreiks beim Sicherheitspersonal für Personenkontrollen sowie bei der Gepäckabfertigung und auf dem Rollfeld. Die Ausstände an den Airports sollen sich auf einen Tag beschränken. Betroffene Lufthansa-Kunden sollen ihren Flug kostenfrei umbuchen oder im Inland auf die Bahn ausweichen können.
Auch der Nahverkehr und die Telekom werden bestreikt
Darüber hinaus kündigten Verdi und der Beamtenbund dbb bis Freitag weitere bundesweite Warnstreiks im gesamten öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen an. Betroffen sind der Nahverkehr, die Müllabfuhr, Kindertagesstätten, aber auch Krankenhäuser, Sparkassen, Verwaltung und der Schiffsverkehr. Auch die Beschäftigten bei der Telekom sind zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Vor allem der Kundenservice ist betroffen.
Bsirske verweist auf die "gute wirtschaftliche Lage"
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, verteidigte nochmals die Ausstände. "Wann,
wenn nicht jetzt kann es deutliche Sprünge nach oben für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geben, auch für die im öffentlichen Dienst. Und wir sind entschlossen das durchzusetzen", sagte er am Flughafen Frankfurt unter Verweis auf die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland. Davon müssten auch die Beschäftigten im öffentlichen Dienst profitieren.
Angesprochen auf die am Airport gestrandeten Fluggäste meinte Bsirske: "Nicht schön, aber angesichts des Vorlaufs glaube ich, dass das hinzunehmen ist. Denn wenn diese Verhandlungen zu keinem vernünftigen Ergebnis führen nächste Woche, dann werden wir mit Eskalationen noch ganz anderen Ausmaßes rechnen müssen."
"Verhandlungsfähiges Angebot"
Der Verdi-Chef setzt darauf, dass die Arbeitgeber in der dritten Gesprächsrunde ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen und damit eine "gute Lösung" ermöglichen. Das nächste Treffen ist für den 15. und 16. April in Potsdam vorgesehen. Verdi fordert für die bundesweit rund 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro pro Monat.
Der kommunale Arbeitgeberverband VKA warf den Gewerkschaften vor, weniger die Arbeitgeberseite als die Bevölkerung unter Druck zu setzen. Mit dem Arbeitskampf werde die Volkswirtschaft massiv geschädigt, kritisierte der Arbeitgeberverband BDA.
se/qu (dpa, afp)