Mit einer Festwoche feiert Aachen ab Samstagabend (22.09.) das 40. Jubiläum seines Domes als UNESCO-Weltkulturerbe. Als erste von 44 Welterbestätten in Deutschland bekam der Aachener Dom 1978 diese Auszeichnung.
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In einer 15-minütigen Lichtinstallation wird ab Samstag, 22. September, an neun Abenden die 1200-jährige Geschichte des Gebäudes auf der Außenwand des Domes lebendig. Eintrittskarten für "Der Dom leuchtet", die Konzerte und die übrigen Veranstaltungen sind in der Dominformation und in der Tourist-Info Elisenbrunnen erhältlich. Aachens Kulturdezernentin Susanne Schwier sagte: "Das ist eine sehr emotionale Komponente, weil auch die Beziehung der Aachener zu ihrem Dom beleuchtet wird." Schwier würdigte den Dom als wichtiges Bauwerk für die Stadt: "Ohne den Dom wäre Aachen nicht Aachen." Er sei stadtprägend und locke jährlich zahlreiche Besucher an.Ein Gottesdienst am Sonntag, 23. September 2018, gibt den kirchlichen Auftakt zur Festwoche. Danach stehen bis zum nächsten Sonntag, 30. September 2018, Vorträge, Theateraufführungen, eine Poetry Slam und Konzerte auf dem Programm. Zur Festwoche, die unter dem Motto "Aachener Dom. Erbe für die Welt" steht, wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet. Am 24. September hält er ein Grußwort und besucht ein Konzert. Besucher können in speziellen Domführungen in dieser Festwoche auch Orte besichtigen, die sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. "Wir werden die mittelalterlichen und gotischen Kapellen für die Besucher öffnen", so Dompropst Manfred von Holtum. Zudem werde auch die "Seele des Domes", der Karlsthron, während der Festwoche ohne Voranmeldung aus nächster Nähe erlebbar.Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Verena Metze-Mangold, bezeichnete den Dom als Symbol für das Wiedererstarken Europas nach dem Untergang des Römischen Reiches. Diese Symbolkraft sei ausschlaggebend gewesen, um den Dom 1978 in die Welterbeliste aufzunehmen.
Aachener Dom: 40 Jahre UNESCO-Welterbe
Kathedrale, Wallfahrtsziel und Krönungsort deutscher Könige - der Aachener Dom wurde 1978 als erstes Bauwerk in Deutschland zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Mit einer Festwoche wird das Jubiläum gefeiert.
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Eine Residenz für den König
Vor über 1200 Jahren wählte Karl der Große Aachen zum Mittelpunkt seines Riesenreiches. Auf den Ruinen einer römischen Therme ließ er zwischen 790 und 800 seine Residenz errichten, mit der Pfalzkapelle im Mittelpunkt. Heute gilt der Aachener Dom als eines der besterhaltenen Baudenkmäler der Karolingerzeit und ist ein Besuchermagnet mit jährlich 1,2 Millionen Gästen.
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Im Zentrum der Macht
Die Pfalzkapelle in Form eines Achtecks ist der Mittelpunkt des Doms. Über 200 Jahre lang war der Aachener Kuppelbau in seiner Höhe und Gewölbeweite unübertroffen. Das Gebäude mutet fast orientalisch an. Kein Wunder, es ist an das Vorbild byzantinischer Palastkirchen angelehnt. Blickfang ist das Deckengewölbe mit seinem prachtvollen neobyzantinischen Mosaik.
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Krönungsort deutscher Könige
Erhöht, auf der Empore der Pfalzkapelle, steht dieser schlichte Thron. 600 Jahre lang - bis 1531 - fanden hier die Krönungen deutscher Könige statt. Aus heutiger Sicht ist der Thron ein perfektes Beispiel für "Upcycling". Karl der Große ließ ihn aus gebrauchten Marmorplatten fertigen. Der Thron kann während der UNESCO-Festwoche im September 2018 aus nächster Nähe besichtigt werden.
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Ein Mix von Baustilen
Der Aachener Dom wuchs über die Jahrhunderte zu einer faszinierenden Kathedrale, die unterschiedliche Bauepochen zu einem harmonischen Ganzen fügt. Die Chorhalle mit ihrem gotischen Kreuzrippengewölbe (Bild) wurde zwischen 1355 und 1414 errichtet. Seither werden hier heilige Reliquien und die Gebeine Karls des Großen aufbewahrt. 1000 Quadratmeter Fenster machen ihn zu einer Art gläsernem Schrein.
Schon zu Karls Zeiten pilgerten Gläubige nach Aachen. Im Marienschrein werden wichtige Reliquien des Christentums aufbewahrt, unter anderem das Kleid Marias und das Lendentuch Christi. Seit 1349 gibt es die Aachener Heiligtumsfahrt. Alle sieben Jahre machen gläubige Pilger den Dom zu einer Wallfahrtsstätte. Nur dann werden die Reliquien öffentlich gezeigt. Die nächste Wallfahrt findet 2021 statt.
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Karls letzte Ruhestätte
Die Gebeine von Karl dem Großen ruhen im kostbar geschmückten Karlsschrein in der Chorhalle. 2014 untersuchten Forscher die Gebeine darin und bestätigten: Da liegt Karl! Man müsse sich den Herrscher als großen, schlanken Mann vorstellen, der die meisten Männer seiner Zeit fast um einen Kopf überragte. 150 Kilogramm schwer ist der Schrein, geschmückt mit 1001 kostbaren Einzelteilen.
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Für den Dom nur die Besten
Immer wieder lohnt der Blick nach oben. Karl der Große wusste zu beeindrucken. Er verpflichtete die besten Baumeister seiner Zeit. Aus heutiger Sicht kann man sagen, diese Männer bauten für die Ewigkeit. Sie schufen Räume von märchenhafter Schönheit. Weiter ausgeschmückt wurde die Pracht erst im 19. Jahrhundert - mit Mosaiken im Umlauf des Oktogons.
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30 Jahre Schönheits-OP
Von 1986 bis 2016 wurde der Aachener generalüberholt. Statik, Mauerwerk, Dachstühle, Fenster, Mosaike - alles kam auf den Prüfstand. Insgesamt flossen 37 Millionen Euro in die Sanierungsmaßnahmen. Allein eine halbe Million Mosaiksteinchen, nur millimetergroß, mussten für die Arbeiten am Mauerwerk abgenommen und später wieder angebracht werden.
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Freie Sicht auf den Dom
Auch von außen wird der Dom geschützt. Damit seine Silhouette und die Sichtachsen nicht zugebaut werden, bekam er 2010 eine offizielle "Pufferzone". Damit kam man der Forderung der UNESCO nach, die Innenstadt in ihrer Gesamtheit als historisches Erbe zu sichern. Bei Verstößen droht ein Platz auf der "Roten Liste" der gefährdeten Welterbestätten der UNESCO.
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Nicht nur der Dom allein
Am 8. September 1978 erklärte die UNESCO das Zentrum der alten Reichsstadt Aachen zum Weltkulturerbe. Neben dem Aachener Dom gehört dazu auch das gotische Rathaus (im Bild links oben), das auf den Fundamenten der karolingischen Kaiserpfalz erbaut wurde. Und der Katschhof, der Platz zwischen Dom und Rathaus. Hier findet jedes Jahr der Aachener Weihnachtsmarkt statt.
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Aachen, die Kinderstube Europas
In Anlehnung an Karl den Großen wird seit 1988 in Aachen der "Internationale Karlspreis" verliehen. Er würdigt Persönlichkeiten, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient machen. Karl gilt als "Vater Europas", auf dem Höhepunkt seiner Macht erstreckte sich sein Reich von der Nordsee bis nach Mittelitalien, von den Pyrenäen bis ins heutige Ungarn.
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Deutschland von A bis Z: Aachen
Wir machen eine Reise durch Deutschland und stelle jede Woche eine Stadt dem Alphabet nach vor. Wir fangen an mit Aachen, der westlichsten Großstadt Deutschlands.
Bild: Drielandenpunt
Aachener Dom
Vor mehr als 1200 Jahren ließ König Karl der Große den Aachener Dom erbauen. Heute beherbergt die Kathedrale neben den Gebeinen Karls des Großen auch den Königsthron, den zahlreiche deutsche Könige zwischen dem 10. und 16. Jahrhundert nach ihrer Krönung bestiegen. Besonders stolz sind die Aachener darauf, dass ihr Dom 1978 als erstes deutsches Denkmal UNESCO-Welterbe wurde.
Bild: Fotolia/davis
Münsterplatz
Ein Besuch auf dem Münsterplatz in der Aachener Altstadt lohnt sich immer. Die vielen bunten Häuser machen gute Laune, kleine Boutiquen locken mit Ausgefallenem. Man kann hier aber auch einfach die Stadt auf sich wirken lassen, ein Eis essen und den Blick auf den Aachener Dom genießen.
Bild: Fotolia/davis
Rathaus
Das Aachener Rathaus ist neben dem Dom das markanteste Bauwerk der Stadt. Es wurde im 14. Jahrhundert im Stil der Gotik erbaut. Hier wird unter anderem der Karlspreis für herausragende Verdienste um Völkerverständigung und Einheit in Europa verliehen. Preisträger des Jahres 2020 ist der rumänische Präsident Klaus Johannis.
Bild: picture-alliance/dpa
Aachener Universität
Karl der Große hatte sich nicht nur um die Einheit Europas verdient gemacht, sondern auch um den Aufschwung der Wissenschaften. Heute ist die Aachener Universität mit rund 45.000 Studierenden die größte Hochschule für technische Studiengänge in Deutschland.
Bild: RWTH
Pontstraße
Wie es sich für eine Universitätsstadt gehört, gibt es auch ein Studentenviertel. In der Pontstraße stehen Kneipen, Restaurants, Cocktailbars und Discos dicht an dicht. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ob mittags, nachmittags oder abends: Vor der Corona-Krise tobte in der Pontstraße das Aachener Leben - und es wird bestimmt wiederkommen.
Bild: Arne Hollmann
Elisenbrunnen
Aachen ist Kurstadt und heißt eigentlich Bad Aachen. In den Thermalquellen badete schon Karl der Große. Die Stadt verzichtet jedoch auf den Namenszusatz "Bad", da sie sonst in Stadtverzeichnissen nicht mehr an erster Stelle stünde. Der Elisenbrunnen, ein klassizistischer Bau von 1827, birgt zwei Brunnen, aus denen das 52 Grad Celsius warme, schwefelhaltige Wasser der Kaiserquelle fließt.
Bild: Fotolia/cardinalem
Puppenbrunnen
Die vielen Brunnen in Aachen zeigen die innige Verbindung der Stadt zum Wasser. Eine Besonderheit ist der “interaktive“ Puppenbrunnen des Bildhauers Bonifatius Stirnberg aus dem Jahr 1975. Die beweglichen Figuren symbolisieren Reitsport, Karneval, Textilindustrie und Wissenschaft. All das hat in Aachen schon eine lange Tradition.
Bild: Arne Hollmann
Alt-Aachener Kaffeestuben
Die Aachener können nicht nur baden und reiten, sondern auch gut backen. In den Alt-Aachener Kaffeestuben Van den Daele gibt es Reisfladen, Printen und Springerle, ein Eierteig-Anis-Gebäck. Die vier Häuser, aus denen sich die Kaffeestuben zusammensetzen, stammen aus dem 17. Jahrhundert und wurden im Laufe der Zeit zu einem Haus zusammengeführt.
Bild: Arne Hollmann
Lousberg
Wer einen fantastischen Blick über Aachen genießen möchte, erklimmt am besten den 264 Meter hohen Lousberg. Das Aussichtslokal im Drehturm Belvedere ermöglicht ein 360° Panorama. Wer lieber den Blick im Liegen schweifen lassen möchte, kann von ganzjährig installierten Hängematten unweit des Turms auf die Stadt schauen.
Bild: picture-alliance/dpa
Dreiländereck
Unweit von Aachen treffen die Grenzen von Belgien, Deutschland und den Niederlanden aufeinander. Den Menschen im sogenannten Dreiländereck ist die gelebte europäische Einheit so wichtig, dass hier ein beliebtes Ausflugsziel entstanden ist mit Restaurants, einem Aussichtsturm, einem Hecken-Labyrinth und dem Grenzstein.
Bild: Drielandenpunt
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Der Aachener Dom gehört zu den besterhaltenen Baudenkmälern der Karolingerzeit. Kaiser Karl der Große hatte Aachen um 800 zum Mittelpunkt seines europäischen Reiches gemacht. Im "zweiten Rom" baute er seine zentrale Residenz mit der Pfalzkapelle (Marienkirche), dem Kernbau des heutigen Doms. Der Aachener Dom wurde am 8. September 1978 als erstes deutsches Bauwerk überhaupt von der Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Auf der Welterbeliste stehen derzeit 1073 schützenswerte Natur- und Kulturstätten in 167 Ländern. Zu den 44 deutschen Einträgen zählen auch die Dome von Köln, Speyer Trier und Naumburg.