Die Menschen haben die natürlichen Ressourcen der Erde für dieses Jahr rechnerisch verbraucht. Nach Angaben der Organisation Global Footprint Network markiert dieser Montag den sogenannten Erdüberlastungstag.
Anzeige
Das Global Footprint Network errechnet den Erdüberlastungstag, auch Welterschöpfungstag, jedes Jahr. Nach seinen Angaben rückt dieser Tag immer weiter vor. 1971, im ersten Jahr des globalen Überkonsums, fiel er noch auf den 21. Dezember. Im vergangenen Jahr hatte er am 1. August gelegen. In diesem Jahr ist er erstmals in den Juli vorgerückt, und zwar auf den 29. Juli.
Der Erdüberlastungstag bedeutet, dass die Menschheit zu diesem Zeitpunkt so viele Ressourcen von der Erde beansprucht hat, wie alle Ökosysteme im gesamten Jahr erneuern können. Die Gesamtheit der Menschen verbraucht also Jahr für Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald, als ihr rechnerisch zur Verfügung steht. Und sie stößt weit mehr CO2-Emissionen aus, als die Wälder und Ozeane der Welt aufnehmen können.
Die international tätige Nachhaltigkeitsorganisation mit Sitz im kalifornischen Oakland erklärte, die Kosten dieses Verbrauchs würden immer stärker sichtbar, etwa durch Abholzung, Bodenerosion, den Verlust von Artenvielfalt oder den Anstieg von CO2 in der Erdatmosphäre.
Große regionale Unterschiede
Der Erdüberlastungstag ist dabei ein globaler Durchschnittswert - von Land zu Land gibt es beim Ressourcenverbrauch gewaltige Unterschiede. Die Umweltschutzorganisation WWF erklärte, im Emirat Katar sei der Überlastungstag bereits nach 42 Tagen erreicht, in Indonesien dagegen erst nach 342 Tagen. Deutschland hatte seine natürlich verfügbaren Ressourcen für 2019 bereits am 3. Mai aufgebraucht.
Rein rechnerisch beansprucht die Weltbevölkerung nach Angaben der Umweltorganisationen mittlerweile 1,75 Erden. Würden alle Menschen leben wie die Deutschen, wären drei Erden notwendig. Hätten alle Menschen den gleichen Ressourcenverbrauch wie US-Bürger, wären ganze fünf Erden nötig.
Die knappsten Rohstoffe dieser Welt
Der 29. Juli ist "Earth Overshoot Day", der Tag, an dem wir die natürlichen Ressourcen aufgebraucht haben, die uns im Jahr 2019 zur Verfügung stehen. Dies sind die Vorräte, die wir jedes Jahr schneller verbrauchen.
Bild: picture-alliance/Zumapress
Wasser, die Quelle allen Lebens
In Teilen der Welt wird der Zugang zu frischem Trinkwasser als gegeben angesehen; in anderen Ländern ist Wasser ein Luxusgut. Süßwasser macht nur 2,5 Prozent der gesamten Wasservorräte der Erde aus, und die Hälfte davon ist Eis. Von dem Rest verbraucht die Landwirtschaft 70 Prozent. Im Jahr 2050 werden Schätzungen zufolge zwei Drittel der Weltbevölkerung unter Wasserknappheit leiden.
Bild: picture-alliance/Zumapress
Land, das neue Gold
Der Wettlauf um nutzbares Land wird weltweit schneller. Die Weltbevölkerung wächst, aber nicht die Ackerfläche - die wird, im Gegenteil, immer schwerer nutzbar. Der Klimawandel macht die Sache nicht einfacher. Länder mit großer Bevölkerung und relativ knappen Landressourcen, wie Saudi-Arabien oder auch China, sind schon dabei, sich Anbauflächen in Afrika zu sichern. Land ist das neue Gold.
Bild: Imago/Blickwinkel
Fossile Brennstoffe - knapp und nicht erneuerbar
Fossile Brennstoffe gehören ganz sicher zu den knappen Rohstoffen - schon allein, weil sie nicht erneuerbar sind. Irgendwann wird es sie also nicht mehr geben - oder ihre Erschließung wird unwirtschaftlich. Für Länder wie den Irak oder Libyen, die sich auf ihre großen Öl- und Erdgasreserven stützen, wird das zu einer ungeheuren Herausforderung werden.
Bild: picture-alliance/dpaH. Oeyvind
Kohle - Zeit, sich zu verabschieden
Das gleiche gilt einen weiteren fossilen Energieträger: Kohle. Während Förderländer sich ungern von dieser Energiequelle verabschieden, gehen die Vorräte unweigerlich zur Neige. In Deutschland rechnet man damit, dass die Braunkohlereviere in den 2040er Jahren restlos ausgekohlt sein werden, in Polen bereits 2030. Steinkohle reicht vielleicht noch etwas, aber nicht viel länger, meinen Experten.
Bild: picture alliance/PAP/A. Grygiel
Sand - überall und nirgends
Wenn wir an Wüsten denken, scheint Sand eine unerschöpfliche Rohstoffquelle zu sein; aber die Natur lässt sich mit der Produktion Zeit. Sand ist ein erneuerbarer Rohstoff, aber er wird zum Beispiel im Baugewerbe so schnell verbraucht, dass die Natur nicht mit der Produktion nachkommt. In Gegenden wie Ostafrika, wo sich die Bevölkerung bis zum Jahr 2050 verdoppeln wird, wird Sand zur Mangelware.
Bild: picture-alliance/ZB/P. Förster
Tierarten werden knapp
Ein sorgloser Umgang mit allen Lebewesen auf diesem Planeten bringt einige Tierarten an den Rand des Aussterbens. Nicht nur Speisefische und Zuchttiere werden weithin als Rohstoff angesehen. Auch Schuppentiere (Bild), Nashörner, Schweinswale und sogar Seepferdchen können zu den vom Aussterben bedrohten Rohstoffen gezählt werden - auch, weil sie begehrte Rohstoffe sind.
Bild: picture-alliance/Zuma/I. Damanik
Der knappste Rohstoff von allen? Die Zeit
Noch steht sie uns zur Verfügung: die Zeit - wenngleich auch sie immer knapper und wertvoller wird. Es heißt, der Klimawandel sei noch umkehrbar, wenn in den nächsten zwölf Jahren entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Und Zeit ist ein Rohstoff, den wir bis zum letzten ausbeuten dürfen. Zeit zu verlieren, haben wir jedenfalls nicht.
Bild: AFP/S. Qayyum
7 Bilder1 | 7
In Deutschland tragen vor allem die hohen CO2-Emissionen in den Bereichen Strom, Verkehr und industrielle Landwirtschaft sowie der große Flächenbedarf zur Überlastung der Erde bei. Die CO2-Emissionen seien seit 2009 nicht gesunken; das Festhalten an der Kohle verzögere eine Senkung der Emissionen.
Öko-Sünder Verkehr
Als besonders problematisch sehen die Autoren der Studie die Lage im Verkehrssektor: Seit 1990 seien die Emissionen im Straßenverkehr nicht gesunken und im Flugverkehr deutlich gestiegen. Auch der Energieverbrauch pro Kopf sei höher als im EU-Durchschnitt und habe sich in den letzten Jahren nur geringfügig reduziert. "Bei den Wachstumsraten der erneuerbaren Energien besteht in Deutschland noch Verbesserungspotenzial." Auch die versiegelte Fläche in Deutschland wachse, kritisieren die Umweltorganisationen. Von 1992 bis 2017 habe sie um mehr als 22,8 Prozent zugenommen.
Als wir nur eine Erde brauchten
1970 war das letzte Jahr, in dem die Menschheit mit den Ressourcen nur einer Erde im Jahr auskam. Heute brauchen wir fast zweimal so viel. Diese Daten verdeutlichen die Entwicklung.
Bild: Giles Clarke/Getty Images Reportage
Viele von uns
1970 gab es rund 3,7 Milliarden Menschen auf der Erde. Heute gibt es mehr als 7,5 Milliarden von uns. China und Indien stehen an der Spitze der Weltbevölkerung. Hier leben 1,4 Milliarden bzw. 1,3 Milliarden Menschen. (Quelle: Statista, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung)
Bild: AFP/Getty Images
Wo leben Sie?
Knapp 64 Prozent der Weltbevölkerung lebte 1970 auf dem Land. Das hat sich deutlich geändert. 2016 waren es nur noch 45 Prozent. (Quelle: WorldBank)
Bild: DW/J. Jeffrey
Städter
Stattdessen werden wir immer mehr zu Stadtmenschen. Die Zahl derer von uns, die im städtischen Raum leben, ist von 1,34 Milliarden 1970 auf 4 Milliarden 2016 gestiegen. Man geht davon aus, dass selbst in schwächer entwickelten Regionen heute mehr Menschen in Städten leben, als auf dem Land. (Quelle: WorldBank)
Bild: ESA/NASA
Und womit fahren Sie so?
Wir lieben Autos, oder? Aber haben wir eine Vorstellung davon, wie viele es gibt? Genau kann man das kaum sagen. Schätzungen gehen aber von 250 Millionen Fahrzeugen im Jahr 1970 aus. 2010 waren es schon eine Milliarde. Und bis 2020 sollen es sogar 2 Milliarden sein. (Source: Wikipedia)
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. C. Hong
Wie Bus fahren
1970 landete die erste Boeing 747 mit 324 Passagieren an Bord in London. Der Flieger kam aus New York und leitete einen rasanten Anstieg der Fluggäste ein. 310 Millionen waren damals in der Luft, heute sind es etwa 3,7 Milliarden. (Source: Worldbank)
Bild: picture-alliance/dpa/Boeing
Im Boden lassen?
Schon mal über Öl nachgedacht? Es gibt noch einiges davon in der Erde und vielleicht sollte es da besser bleiben. Auch, weil wir es sehr schnell ans Tageslicht bringen. Die Rohöl-Produktion hat sich von 1970 an fast verdoppelt, von 48.000 Barrel am Tag auf 92.000 Fässer. (Source: Statista)
Bild: Getty Images/S. Platt
Ab in die Luft
Was auch immer wir machen, wir blasen CO2 in die Luft. Wenig überraschend, dass die Zahlen sehr hoch sind. 1970 haben wir noch 14,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid verursacht, 2015 haben wir es schon auf 35 Milliarden Tonnen gebracht. (Quelle: Statista)
Bild: Getty Images/AFP/P. Crock
Und die grüne Lunge?
Der Amazonas Regenwald gehört zu den schönsten und wertvollsten Sauerstoff-Produzenten, die wir haben. Nicht umsonst heißt er auch die "grüne Lunge."
Aber die Menschen brauchen sehr viel Holz und das holen sie auch hier her. Die Waldfläche ist geschrumpft, von 4.1 Millionen Quadratkilometer 1970 auf 3.3 Millionen Quadratkilometer 2016. (Source: Mongabay)
Bild: Reuters
8 Bilder1 | 8
"Weltweit und auch hierzulande werden die gravierenden Folgen der Übernutzung und der Klimakrise immer sichtbarer", erklärten Germanwatch, das Global Footprint Network und weitere Umweltorganisationen. Die Bundesregierung müsse mit einem Klimaschutzgesetz und einem CO2-Preis noch in diesem Jahr gegensteuern sowie wirkungsvolle Anreize zur Ressourcenschonung setzen.
Müller: "Klimaschutz ist Überlebensfrage"
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erklärte, der Klimaschutz sei eine Überlebensfrage der Menschheit. Er verlangte mehr Investitionen in den internationalen Klimaschutz. "Vor allem Afrika muss zum grünen Kontinent der erneuerbaren Energien werden." Dafür sei unter anderem ein Technologieförderprogramm für erneuerbare Energien nötig.
Auch das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor forderte einen grundlegenden Wandel. Deutschland verbrauche von dem, was der gesamten Erde als Gemeinwohl gehöre, "wesentlich mehr, als uns zusteht", sagte Misereor-Chef Pirmin Spiegel der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).